Prognosen vom VSV

Handel nach Corona: Onlineshopping federt den Aufprall ab

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Der VSV hat einige Prognosen für den Schweizer Handel nach Ende des Shutdowns gemacht. Das "realistische" der Szenarien sieht für den stationären Non-Food-Handel nicht gut aus.

(Source: Onypix / Fotolia.com)
(Source: Onypix / Fotolia.com)

Der Verband des Schweizerischen Versandhandels (VSV) hat eine Roadmap für den Neustart und die neue Realität nach dem Corona-Shutdown veröffentlicht. Der Verband führte laut eigener Aussage viele Gespräche im In- und Ausland, um die nähere Zukunft von Schweizer Händlern einzuschätzen – ohne Anspruch auf Perfektion. Das sind einige der Beobachtungen und Schlüsse des VSV:

Konsum und Frequenzen sind verhalten

Sieben Wochen nach der Lockerung in China lägen Konsum und Frequenz 50 bis 60 Prozent unter den Zahlen vor Corona. Auch in Österreich bewegten sich die Zahlen eine Woche nach Öffnung um die 50 Prozent, weshalb diese Entwicklung auch in der Schweiz anzunehmen sei.

Verschiedene Länder, die keinen kompletten Lockdown gehabt hätten, sprachen ebenfalls von Umsatzrückgängen von 50 Prozent über einen Zeitraum von mehreren Wochen. Die Öffnungsschritte hätten keinen nennenswerten Effekt auf diese Zahlen gehabt.

Auch wenn die Medien in der ersten Woche der Öffnung Schlangen vor ausgewählten Läden gezeigt hätten, lägen die Umsätze in der Gesamtheit etwa 50 Prozent tiefer als noch im Vorjahr. Am Tag der Wiedereröffnung hätten die Passantenströme in Deutschland ein Niveau von ungefähr 40 Prozent der Vorjahreswerte erreicht.

Um sich selbst ein ungefähres Bild machen zu können, verweist der VSV auf hystreet.com, wo stündliche Frequenzentwicklungen in deutschen Städten und Einkaufsstrassen gratis nachverfolgt werden können. Interessierte müssen sich registrieren.

Mobilitätsverhalten noch mindestens 4 Wochen massiv kleiner

Der Bewegungsradius der Menschen ist massiv kleiner geworden, wie der VSV unter Berufung auf eine Studie von Intervista schreibt. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um erwerbstätige, in Ausbildung stehende oder nicht erwerbstätige Personen handle. Da Universitäten den Betrieb erst im Juni wieder aufnehmen und Risikogruppen immer noch gebeten werden, zuhause zu bleiben, würden in den ersten vier Wochen der Öffnung ungefähr 30 bis 40 Prozent der Frequenzen fehlen.

(Source: Intervista-Report Mobilitäts-Monitoring)

Da den Leuten generell empfohlen wird, zuhause zu bleiben, würden Einkaufsstrassen nur gezielt von Stammkunden zur Bedürfnisdeckung aufgesucht. Die Laufkundschaft soll in den ersten Wochen ausbleiben, doch eventuell wird es stärkere Samstage geben.

Realistisches Szenario für den stationären Handel:

kontinuierliche, aber eher langsame Erholung

Erfahrungen aus dem Ausland, die eher vorsichtige Öffnung und die bisherige Disziplin der Bevölkerung wie auch der spürbare Respekt vor einer zweiten Welle, sprechen laut VSV für eine langsame Erholung des stationären Non-Food-Handels. Die Aussage werde von der vom Seco erfassten Konsumentenstimmung gestützt. Der Onlinehandel erfahre vermutlich eine Art "Gegenentwicklung".

Der Shutdown führe zu einer Konsumreduktion über eine längere Zeit. Impulskäufe würden seltener, Menschen pendeln und bewegen sich viel weniger. Auswärts essen ist "mühsam", Einkäufe werden schnell und geplant erledigt. Unter anderem deshalb wird der stationäre Non-Food-Handel im Jahr 2020 insgesamt gegen 9 Milliarden Franken an Umsätzen einbüssen, wie der VSV annimmt. Mehr als die Hälfte des Rückgangs sei durch den achtwöchigen Shutdown verursacht worden und könne nicht mehr durch Kompensationskäufe ausgeglichen werden.

Betrachte man den gesamten Non-Food-Bereich, verliere er in diesem Jahr dank dem Onlinehandel "nur" gegen 6,6 Milliarden Franken. Am meisten leiden werde die Mode und die Beauty-Branche, aber auch Innenausstattung und Elektronik dürften die fehlenden Frequenzen zu spüren bekommen.

Orientiert an diesem Szenario, geht der VSV von diesem Zahlengerüst aus:

(Source: VSV)

Detailszenario Heimelektronik

Die Heimelektronik habe in der Coronaphase einen Onlineboom erlebt, primär dank Homeoffice-Aufrüstungen. Doch Beobachtungen aus dem Ausland zeigen einen verhaltenen Start des stationären Handels - minus 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es würde keine Kompensationskäufe geben. In den ersten zwei Wochen der Lockerung rechnet der VSV mit einem Umsatzrückgang von 50 Prozent im stationären Handel, online mit einem Plus von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Für die ersten zwei Monate nach der Lockerung prognostiziert der VSV einen Umsatzrückgang für den stationären Handel von 20 Prozent, für den Onlinehandel eine Zunahme von 50 Prozent. Die Konsumenten hätten gelernt, was online alles möglich sei, und im Jahr 2021 werde 50 Prozent der Heimelektronik online eingekauft. Um Umsatzrückgänge zu reduzieren, helfe Click & Collect bei grösseren Anschaffungen.

In den Monaten drei und vier nach der Öffnung erlebe der stationäre Handel einen Umsatzrückgang von 15 Prozent, der Onlinehandel ein Wachstum von 25 Prozent. Die Sommermonate seien noch unsicher. Wenige sportliche Veranstaltungen würden die Verkaufszahlen von TV-Geräten beeinträchtigen und Neuanschaffungen verzögern. Gestrichene Ferienpläne reduzieren die Verkäufe bei Kameras und "das neuste Smartphone muss auch nicht unbedingt sein".

(Source: VSV)

Vor Corona präsentierten GfK und der VSV noch Zahlen, die zeigten, dass Heimelektronik am liebsten stationär eingekauft werde. Lesen Sie hier mehr dazu.

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