Bevölkerung gibt über 14 Milliarden Franken online aus
Die Schweizer Bevölkerung hat vergangenes Jahr mehr als 14 Milliarden Franken beim Onlineshopping ausgegeben. Damit befindet sich der Umsatz nach einem Taucher im Vorjahr wieder ungefähr auf dem Niveau von 2021. Das Geschäft mit Heimelektronik ging 2023 jedoch um 5 Prozent zurück.
Nachdem der Onlinehandel in der Schweiz 2022 erstmals zurückgegangen ist, legt er im Jahr 2023 wieder zu. Insgesamt gab die Bevölkerung vergangenes Jahr 14,4 Milliarden Franken online aus, was einem Anstieg von 0,4 Milliarden (3 Prozent) gegenüber dem Vorjahr entspricht. 12,2 Milliarden davon wurden bei hiesigen B2C-Händlern und die restlichen 2,2 Milliarden Franken bei ausländischen Onlineshops ausgegeben. "Somit ist das Umsatzniveau wieder auf einem ähnlichen Stand wie 2021", sagte Luca Giuriato, Senior Market Consultant bei GfK Schweiz, anlässlich der Präsentation der Gesamtmarkterhebung für den Schweizer Onlinehandel. Diese veranstaltet GfK Schweiz gemeinsam mit dem Handelsverband.swiss und der Schweizerischen Post jeweils im ersten Quartal des Jahres.
Wie der GfK-Experte weiter aufzeigte, trug der Onlinehandel 11,9 Prozent zum 2023 erzielten Detailhandelsumsatz von 102,9 Milliarden Franken bei. Die Onlineanteile der jeweiligen Branchen unterscheiden sich hierbei stark. So machte der Heimelektronikmarkt 24 Prozent (2,96 Milliarden Franken) und damit den grössten Anteil des gesamthaft verbuchten Onlineumsatzes aus. Mit 17 Prozent (2,06 Milliarden Franken) folgt der Bereich Fashion und Schuhe an zweiter und das Segment Home & Living mit 13 Prozent (1,63 Milliarden Franken) an dritter Stelle.
Ein Viertel kauft Heimelektronik ausschliesslich online
Wenig überraschend ist es daher, dass mit 53 Prozent Onlineanteil mehr als jeder zweite Franken am Schweizer B2C-Heimelektronikmarkt im Internet ausgegeben wird. Das ist eine Steigerung um einen Prozentpunkt gegenüber 2022. Wie die Erhebung zeigt, kaufte ein Viertel der Bevölkerung Heimelektronik im vergangenen Jahr ausschliesslich übers Internet. 33 Prozent der Befragten gaben hingegen an, ihre Geräte nur stationär zu kaufen. Die restlichen 42 Prozent gaben sowohl online als auch im stationären Handel Geld für Heimelektronik aus. Gegenüber dem Vorjahr gab es hier kaum Veränderungen.
Luca Giuriato, Senior Market Consultant bei GfK Schweiz. (Source: Netzmedien)
Laut Giuriato geben Konsumentinnen und Konsumenten ihr Geld seit der Pandemie zudem vermehrt bei lokalen respektive regionalen Händlern aus. "Die Verlierer sind Geschäfte, die auf eine hohe Kundenfrequenz angewiesen sind und Handelsketten", sagte er. Als Beispiele dafür nannte er die jüngsten Entwicklungen bei unterschiedlichen Schweizer Handelsketten. So stellte die PCP-Gruppe, zu der auch Steg gehörte, 2023 das Geschäft ein. Migros plant zudem, Melectronics und weitere Fachmärkte zu verkaufen. Und auch Fust baut Stellen ab und überprüft das Filialnetz.
Weniger Heimelektronik, weniger Pakete
Obwohl Heimelektronik einen grossen Anteil am gesamten Onlineumsatz ausmacht, gingen die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent zurück, wie Bernhard Egger, Geschäftsführer des Handelsverband.swiss, erklärte. Auch im zweitgrössten Bereich - Fashion und Schuhe - ging der Umsatz zurück. Das wirkte sich auf die Paketmenge im vergangenen Jahr aus. So verschickten Schweizer Onlinehändler 2023 mit 75,6 Millionen um 3 Prozent weniger Pakete als 2022. Die Retouren gingen ebenso stark zurück. Verglichen mit anderen Segmenten, retournieren Konsumentinnen und Konsumenten mit 4 Prozent einen sehr geringen Anteil an online gekaufter Heimelektronik.
Bernhard Egger, Geschäftsführer des Handelsverband.swiss. (Source: Netzmedien)
Für Egger ist die geringe Retourenquote ein Zeichen dafür, dass das Geschäft mit Heimelektronik übers Internet so viel Anklang findet. "Ausserdem ist es wesentlich einfacher, ein grosses Display nach Hause liefern zu lassen, als dieses mit dem Auto oder im Tram zu transportieren."
Der Handelsverband.swiss-Geschäftsführer ging zudem noch genauer auf den Anteil an Auslandseinkäufen ein. Dieser erreichte mit einem Anteil von 10 Prozent am Onlinehandel einen neuen Höchststand. Wachstumstreiber waren laut Egger in erster Linie Kleinpakete aus Asien. Diese würden von den grossen Plattformen vor allem per Luftfracht direkt nach Zürich und Genf geliefert. Ausserdem entdecken asiatische Onlineshops den Schweizer Markt für sich und passen sich den hiesigen Gegebenheiten an. So könne die Kundschaft beim Onlinemarktplatz Temu neu mit Twint bezahlen.
Einheimische Marktplätze erhalten künftig Konkurrenz
2024 soll der Schweizer Onlinehandel weiter wachsen - wenn auch nur im tiefen einstelligen Bereich. Erst für 2025 erwarten die beiden Experten eine Besserung der Konsumentenstimmung und damit wieder mehr Kauflust. Marktplätze wie Digitec Galaxus oder Zalando werden weiter zulegen, laut Egger aber Konkurrenz aus dem Ausland erhalten. Im Detailhandel werde es weitere Konsolidierungen - sowohl bei den stationären Händlern als auch im klassischen Versandhandel - geben. Egger wies zudem auf die steigende Relevanz von Social Commerce hin.
Apropos Trends im Onlinehandel: Zum Jahresstart haben Expertinnen und Experten von Carpathia einen Blick in die Kristallkugel geworfen und erklärt, was das Onlineshopping-Jahr 2024 für die Schweiz bereithält. Mehr dazu lesen Sie hier.