Cloud-Lösung für Industrie 4.0

HPE, Intel und Microsoft lancieren Distributed Industrial Cloud

Uhr

Hewlett Packard Enterprise, Intel und Microsoft haben die Distributed Industrial Cloud vorgestellt. Die Cloud-Lösung fürs industrielle Internet der Dinge soll Hersteller auf dem Weg zur Industrie 4.0 unterstützen. Die Lösung ist ab sofort in der Schweiz erhältlich.

(Source: canjoena / Fotolia.com)
(Source: canjoena / Fotolia.com)

Hewlett Packard Enterprise (HPE), Intel und Microsoft haben ihre Industrie-4.0-Lösungen in einer einzigen Edge-to-Cloud-Lösung integriert. Die Lösung namens Distributed Industrial Cloud kommt inklusive Services, wie die Anbieter an einem Media-Roundtable verkündeten. Die neue Lösung für Produktionsunternehmen ist zuerst in der Schweiz, in Deutschland und Österreich erhältlich, soll aber auch weltweit auf die Märkte kommen. Das Angebot ist ab sofort im As-a-Service-Modell über HPE GreenLake erhältlich.

Interoperabilität durch den Industrial Service Bus

Bei der Vorstellung erläterte Florian Dörr von HPE zuerst das Problem. Für die Industrie 4.0 sei die Interoperabilität ein zentrales, mitunter auch problematisches Thema. "Kein Werk sieht gleich aus", sagte Dörr. Vielleicht gibt es Probleme bei der Dateneinbindung einer Produktionsmaschine oder der gewählte Ansatz ist nicht skalierbar. Genau hier setze die Distributed Industrial Cloud an. Durch eine bessere Integration würden Datensilos aufgelöst und ein durchgängiger Datenaustausch entlang der Wertschöpfungskette ermöglicht. "Zwar ist sich die Industrie einig, dass es eine Standardisierung der Schnittstellen braucht. Aber Maschinen leben 30 Jahre lang also muss ein Konzept geschaffen werden, um bestehende Maschinen einzubinden", sagte Dörr.

Für eine bessere Integration der Daten soll der sogenannte Industrial Service Bus (ISB) sorgen. Dieser wurde zusammen mit den Produktionsunternehmen entwickelt und ist quelloffen. Der Bus ermöglicht die Vorverarbeitung von Daten vor Ort. Diese liessen sich dann in die Cloud-Architektur einbinden. "Es ist vielleicht wichtig, dass die Temperatur gemessen wird, aber sie ist nur relevant, wenn sie sich ändert", sagte Dörr. Er beschrieb den ISB als zentrale Datendrehscheibe. "Sie bestimmt, welche Daten wohin sollen."

Der ISB beruhe auf einer Microservices-Architektur und sei in der Distributed Application Runtime (Dapr) implementiert. Dapr ist eine quelloffene ereignisgesteuerte Laufzeitumgebung, wie es in der Mitteilung zur Ankündigung heisst.

Dapr regle die Kommunikation mit der Technologie für den Datenaustausch. Als Beispiele nennt HPE etwa nats.io, RabbitMQ oder Kafka. Durch diese Open-Source-Lösungen soll der ISB technologieunabhängig sein. "Es kann ausgetauscht werden, ohne dass die Applikationen und Schnittstellen verändert werden müssen", sagte Dörr.

Die Funktionsweise des ISB. (Source: HPE)

In der Praxis

Als Beispiel für den Nutzen des ISB führt HPE eine Produktionsstrasse für Schokoriegel an. Dort könne Maschine B von der vorgelagerten Maschine A die Abweichungen vom Soll-Gewicht laufend überwachen und bei Bedarf mehr oder weniger Schokomasse auftragen, um Ausschuss zu vermeiden. Ein anderes Beispiel sind Deep-Learning-Applikation in der Public Cloud. Diese könnten weltweit anfallende Sensordaten analysieren, um ihr neuronales Netz zu verbessern.

Neben dem ISB umfasst die Distributed Industrial Cloud folgende Technologien:

  • HPE Edgeline EL300 Converged Edge System – ein Edge-optimiertes System, das die physische OT-IT-Schnittstelle bildet. Es kann sowohl für die Echtzeit-Datenanalyse vor Ort als auch für den Datentransfer in die Cloud genutzt werden.

  • HPE Edgeline OT Link Plattform – über eine Workflow-Engine soll das Zusammenspiel von industriellen Netzwerken, Steuerungen und Daten mit Treibern, Middleware und IT-Anwendungen über eine grafische Benutzeroberfläche orchestriert und automatisiert werden können. Ausserdem ermögliche OT Link den Betrieb von Container-Anwendungen direkt an der Edge.

  • Intel OpenVINO – ein kostenloses Toolkit für die schnelle Entwicklung von Anwendungen für die maschinelle Bilderkennung mit Deep Learning.

  • Microsoft Azure und Microsoft Azure Stack – eine grosse Sammlung von Diensten, zum Beispiel PaaS (Platform as a Service), IaaS (Infrastructure-as-a-Service) und verwaltete Datenbankdienste, die in der Public Cloud (Azure), Hybrid oder Private Cloud (Azure Stack) betrieben werden können.

  • Hard- und Software-basierte Sicherheitsfunktionen von HPE, Intel und Microsoft – etwa hardwarebasierte Kryptographie, manipulationsresistente Daten, Zero-Trust-Netzwerksicherheit und User and Entity Behavior Analytics

Die skalierbaren Services der Distributed Industrial Cloud. (Source: HPE)

Fast-Start-Paket

Die Anbieter wollen mit der Distributed Industrial Cloud nicht nur Grossunternehmen, sondern auch KMUs adressieren. Dementsprechend bietet HPE ein Fast-Start-Paket an. Dieses umfasst die Planung, Software, Hardware und Dienstleistungen für den ersten konkreten Anwendungsfall. Danach könne die Architektur beliebig skaliert werden. Das Fast-Start-Paket kostet 20'000 Euro.

Zudem ist die Distributed Industrial Cloud auch im As-a-Service-Modell über HPE Greenlake erhältlich. So zahlt der Kunde eine monatliche Gebühr für die genutzte Hardware, Software und Dienstleistungen.

Im August hat HPE angekündigt, die Cloud-Applikationen von SAP Hana Enterprise auf privaten HPE-Greenlake-Infrastrukturen anzubieten. Mehr dazu lesen sie hier.

Webcode
DPF8_196228