Zwei von drei Schweizern liebäugeln mit Revolut, Neon & Co.
Noch ein Drittel der Schweizer Bankkunden möchte bei der Hausbank bleiben – deutlich weniger als noch vor einem Jahr, wie eine Befragung von Mastercard zeigt. Online- und App-Transaktionen boomen dank der Pandemie, und Banken-unabhängige Finanz-Apps sind im Kommen.
Corona hat sich auf das Zahlverhalten der Schweizer ausgewirkt. Ein Drittel der hiesigen Bankkunden wickelt gemäss einer Umfrage des Kreditkartenherausgebers Mastercard seit Ausbruch der Pandemie mehr Finanztransaktionen online respektive per App ab. Europaweit sind es 42 Prozent der Befragten, die seit Corona häufiger Geld online und via App überweisen. Die Befragung wurde in 12 Ländern durchgeführt – aus der Schweiz beteiligten sich 402 Personen.
(Source: Mastercard, "Evolution of Banking" 2020)
Deutlich zeige sich der Wandel in der sinkenden Loyalität der Schweizer Bankkunden gegenüber ihrer Hausbank. In der letzten Studie, die im Sommer 2019 veröffentlicht wurde, gaben 58 Prozent der Befragten an, bei ihrer Hausbank bleiben zu wollen. Dieses Jahr seien es nur noch 31 Prozent. Dafür können sich dieses Jahr 64 Prozent vorstellen, zu einer Digitalbank wie Neon oder Revolut zu wechseln.
Die Ansprüche der Bankkunden verändern sich
Die Ansprüche der Konsumenten haben sich verändert: Mehr Zuspruch gegenüber dem Vorjahr erhielten insbesondere die Argumente "hohe Verfügbarkeit", "Kosteneffizienz" und "genau mein Lifestyle".
(Source: Mastercard, "Evolution of Banking" 2020)
Als grösste Vorteile von digitalen Bankinglösungen erachten 62 Prozent der befragten Schweizer die Zeitersparnis und mit 57 Prozent die einfache Handhabung. Als wichtigstes Kriterium für die Nutzung einer digitalen Bankinglösung habe die Hälfte der Schweizer Teilnehmer Sicherheit genannt. Dieser Anspruch sei letztes Jahr mit 67 Prozent allerdings deutlich stärker vertreten gewesen.
Auch Zahlen von ZHAW, HSG und Concardis bestätigen den Trend in Richtung Neobanken. Zudem stellen die Institutionen fest, dass Corona das kontaktlose Bezahlen befeuerte.
Gute Karten unter Schweizern scheint das Thema Open Banking zu haben. 59 Prozent der Befragten kennen den Begriff – ein Plus von 24 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Ein Viertel der hiesigen Bankkunden profitiere bereits von Open Banking, beispielsweise durch die Nutzung von bankunabhängigen und kontoübergreifenden Apps. In Europa machen dies 22 Prozent. Zudem würden 35 Prozent der Schweizer ein solches Angebot nutzen, wenn es ihnen zur Verfügung stünde.
In der EU ist Open Banking bereits staatlich reguliert; die Schweiz setzt zunächst auf Selbstregulierung. Open Banking sei mehr als eine blosse Schnittstelle, und auf dem Weg zu einem offenen Ecosystem gelte es, noch einige Hürden zu nehmen, so Ralph Hutter und Sven Biellmann von Finnova. Im Interview sagen sie, ob Open Banking eine Revolution oder eine Evolution darstellt.