Ferien statt Geld: Schweizer Arbeitnehmende sind offen für neue Lohnformen
Geld ist nicht die einzige Möglichkeit, um Arbeit zu vergüten - das sagen zwei Drittel der Berufstätigen in der deutschsprachigen Schweiz. Die Mehrheit wünscht sich zudem eine Vergütung nach erreichten Zielen statt Präsenzzeit.
Im Auftrag von Xing Schweiz hat das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Marketagent.com 500 berufstätige Personen in der Deutschschweiz zum Thema Lohn befragt. Die wichtigsten Resultate:
Für die Mehrheit muss Lohn nicht immer Geld bedeuten
Die Veränderungen in der Arbeitswelt beeinflussen auch den Umgang mit dem Thema Lohn und beflügeln die Diskussion um neue Vergütungsmodelle. So finden rund zwei Drittel (66 Prozent) der Schweizer Berufstätigen, dass Geld nicht die einzige Möglichkeit ist, Leistung und Arbeit zu honorieren. 24 Prozent stehen dem Thema unentschlossen gegenüber und nur 10 Prozent finden, dass es für sie beim Lohn keine Alternative zu Geld gibt.
Für 69 Prozent der Befragten wäre es denkbar, einen Teil ihres Gehalts in Form von zusätzlichen Ferientagen zu beziehen. Knapp die Hälfte (46 Prozent) kann sich Vergünstigungen für bestimmte Dienstleistungen und Produkte als Lohnbestandteil vorstellen. Auch Sachleistungen des eigenen Unternehmens oder von Partnerunternehmen sind für 38 Prozent eine Option. Wenig abgewinnen können Arbeitnehmende einer schöneren Büroausstattung als Teil der Vergütung. Lediglich 6 Prozent würden dies anstelle von Geld akzeptieren.
Zielerreichung und Zusammenarbeit: neue Massstäbe für Entlöhnung gefordert
Die Präsenzzeit hat als Mass für die Festlegung des Lohns bei den meisten Befragten ausgedient. Nur 22 Prozent finden, dass die Arbeitszeit der geeignetste Weg ist, um die Bezahlung zu bestimmen. 60 Prozent sind der Meinung, dass stattessen die Leistung und das Erreichen von Zielen honoriert werden sollen. Und rund die Hälfte (49 Prozent) sagt, dass auch Kollegialität und eine gute Zusammenarbeit einen Einfluss auf den Lohn haben sollen. Kreativität und Ideenreichtum sind für 41 Prozent eine sinnvolle Bemessungsgrundlage. In der Praxis gibt es offenbar Nachholbedarf: Weniger als die Hälfte (43 Prozent) der Befragten empfinden die Art, wie Arbeitsleistung im eigenen Unternehmen gemessen wird, als fair.
Lohntransparenz: Lücke zwischen Anspruch und Realität
Die grosse Mehrheit der Berufstätigen (63 Prozent) befürwortet Lohntransparenz im eigenen Unternehmen. 23 Prozent stehen dem Thema unentschlossen gegenüber und lediglich 14 Prozent sprechen sich dagegen aus. Die Realität sieht bei den meisten Schweizer Firmen jedoch anders aus: Nur gerade 15 Prozent der Befragten sagen, dass in ihrem Unternehmen offen über den Lohn gesprochen wird. Und nur 23 Prozent kennen das Gehalt ihrer Kolleginnen und Kollegen. Von mehr Transparenz versprechen sich Arbeitnehmende positive Effekte. So glauben zwei Drittel (66 Prozent), dass Lohntransparenz eine Möglichkeit ist, um gleiche Bezahlung für die gleiche Tätigkeit bei Frauen und Männern zu erreichen. Rund ein Drittel (36 Prozent) rechnet damit, persönlich von mehr Lohntransparenz zu profitieren. Bei den Frauen sind es sogar 42 Prozent. Nur insgesamt 8 Prozent glauben, dass ihr Lohn bei höherer Transparenz sinken würde.
Xing-Schweiz-Geschäftsführer Robert Bertschinger sagt: "Unsere Studie zeigt: New Work braucht New Pay. Berufstätige in der Schweiz sind bereit, das Thema Vergütung neu zu denken. Intransparente Löhne und ein Fokus auf die Präsenzzeit entsprechen nicht den heutigen Erwartungen. Für Unternehmen bedeutet die grosse Offenheit gegenüber alternativen Vergütungsformen eine Chance, um sich mit innovativen Modellen als Arbeitgeber zu positionieren. Gleichzeitig müssen sie sich überlegen, wie sie dem Ruf nach mehr Lohntransparenz am besten Rechnung tragen."