Microsoft nennt fünf Trends für Führungskräfte in der hybriden Arbeitswelt
Microsoft hat seinen Bericht zum Work Trend Index 2022 veröffentlicht. Demnach ist die hybride Arbeit in der Schweiz endgültig Realität und Führungskräfte sollten sich auf die damit einhergehenden Herausforderungen einstellen. Der Konzern beleuchtet diese anhand von fünf Trends.
Hybride Arbeit ist in der Schweiz zur Realität geworden. Zu diesem Schluss kommt Microsoft in seinem jährlichen Work Trend Index. Arbeitnehmende weltweit überdenken ihre Wertvorstellungen an einen idealen Arbeitgeber nach den Erfahrungen, die sie in den vergangenen zwei Jahren gesammelt haben.
"Die hybride Arbeitsform bringt einige Herausforderungen mit sich, insbesondere für Führungskräfte", sagt Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz. "Dabei geht es in erster Linie darum, die Erwartungen der Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Das erfordert einen Dialog und die Offenheit, die eigene Unternehmenskultur neu zu denken."
Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz. (Source: zVg)
Aus den neuen Erwartungen der Mitarbeitenden folgen gemäss Microsoft fünf Trends, die für Führungskräfte im Jahr 2022 relevant sind. Sie basieren auf einer Befragung mit 31'000 Menschen in 31 Ländern, davon 1000 aus der Schweiz.
1. Arbeitnehmende haben neue Vorstellungen, was ihnen Arbeit wert ist
36 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz geben der Gesundheit und dem Wohlbefinden eher Vorrang vor der Arbeit, und das erst seit der Pandemie. In den vergangenen zwei Jahren veränderten sich die Prioritäten, Identitäten und Weltanschauungen, schreibt Microsoft dazu. Viele hätten eine klare Grenze gezogen zwischen dem, was wichtig ist - wie Gesundheit, Familie oder Freizeit - und dem, was nicht wichtig ist. "Infolgedessen hat sich die Gleichung, was den Arbeitnehmern ihre Arbeit wert ist, geändert", heisst es in der Mitteilung.
Die Mitarbeitenden würden auch nach ihren neu gewonnen Prioritäten handeln. 20 Prozent der Befragten in der Schweiz hätten im vergangenen Jahr gekündigt. 39 Prozent erwägen, das noch in diesem Jahr zu tun. Diese Entwicklung ist bei der jüngeren Generation stärker ausgeprägt: 53 Prozent der Generation Z und der Millennials ziehen einen Arbeitgeberwechsel in Betracht. Das sind 9 Prozent mehr als im Vorjahr.
2. Personalverantwortliche stehen im Spannungsfeld zwischen Erwartungen der Führung und der Mitarbeitenden
Viele Personalverantwortliche fühlen sich "eingezwängt" zwischen den Erwartungen ihrer Mitarbeitenden und denen der Unternehmensführung. Gleichzeitig fühlen sie sich nicht in der Lage, für ihr Team etwas bewirken zu können: 66 Prozent oder zwei Drittel der Personalverantwortlichen in der Schweiz geben an, dass sie nicht über den Einfluss oder die Ressourcen verfügen, um Veränderungen für ihre Mitarbeitenden zu bewirken. 46 Prozent haben ausserdem das Gefühl, dass die Führungsetage den Draht zu den Mitarbeitenden verloren hat.
Den Grund für die Spannungen sieht Microsoft darin, dass die Unternehmensleitung wieder zu dem zurückkehren will, was früher einmal war. 36 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz wollen im kommenden Jahr wieder eine hundertprozentige Präsenz vor Ort verlangen. Das steht im Gegensatz zu der neuen Bedeutung von flexibler Arbeit für die Arbeitnehmenden. 37 Prozent der Befragten ziehen für das kommende Jahr einen Wechsel zu hybrider oder ortsunabhängiger Arbeit in Betracht.
Obschon die Technologie dazu beigetragen hat, die Produktivität von Unternehmen während der Pandemie aufrechtzuerhalten, bestehe vermutlich Angst vor entgangenen Gewinnen, heisst es weiter. 81 Prozent der Mitarbeitenden sagen zwar, dass sie genauso produktiv oder produktiver sind, seit sie remote oder hybrid arbeiten. Doch 54 Prozent der Führungskräfte befürchten, dass sich die Produktivität seit der Umstellung negativ verändert hat. Führungskräfte müssen gemäss Microsoft nun Standards für flexible Arbeit setzen, und das in einer Weise, die ein Gleichgewicht zwischen den Geschäftsergebnissen und den Erwartungen der neuen Mitarbeitenden herstellt.
3. Führungskräfte müssen dafür sorgen, dass sich der Weg ins Büro lohnt
31 Prozent der Mitarbeitenden im hybriden Arbeitsmodus sehen ihre grösste Herausforderung darin zu wissen, wann und warum sie ins Büro kommen sollen. Führungskräfte sollten entsprechend das Warum, Wann und Wie des Büros festlegen, wie es weiter heisst. Das bedeute, den Zweck der persönlichen Zusammenarbeit zu bestimmen, Teamvereinbarungen darüber zu treffen, wann man sich persönlich trifft, eine Etikette für hybride Meetings zu definieren und zu überdenken, wie der Raum eine unterstützende Rolle spielen kann.
Derzeit haben lediglich 28 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz Teamvereinbarungen für hybride Arbeit erstellt, um festzulegen, warum und wann Mitarbeitende ins Büro gehen. Schaffen Unternehmen es nicht, die Rolle des Büros entsprechend zu definieren, laufen sie Gefahr, die "wahren Vorteile der hybriden Arbeit" zu verpassen.
4. Flexibles Arbeiten muss nicht bedeuten, dass man immer erreichbar ist
Die Mitarbeitenden nutzen flexible Arbeit zu ihrem Vorteil, doch bestehe noch immer die Notwendigkeit, die digitale Erschöpfung zu bekämpfen. Der durchschnittliche Teams-Nutzer absolvierte in den letzten zwei Jahren mehr Meetings, Chats, Arbeitstage, Feierabend- und Wochenendarbeit. Teams müssen deshalb gemäss Microsoft neue Normen für flexibles Arbeiten schaffen, um die Zeit in Meetings zu reduzieren und Mitarbeitenden Zeit zum Abschalten zu geben. Das sollte eine vom Team geleitete Bewegung zur Einführung nachhaltiger hybrider Arbeitsmethoden sein.
Was Meetings betrifft, sind 42 Prozent der befragten Arbeitnehmenden in der Schweiz bereit, im nächsten Jahr digitale immersive Räume im Metaverse zu nutzen. Zudem sind 39 Prozent der Angestellten in der Schweiz bereit, sich im nächsten Jahr in Meetings als Avatar darzustellen. Die eigenen Pläne zum Metaverse präsentierte Microsoft an seiner zweiten Ignite-Messe 2021. Es ist ein Gegenentwurf zu Facebooks Plänen eines Metaversums, das bereits seine ersten Schritte genommen hat.
5. Der Wiederaufbau von Beziehungen sieht in einer hybriden Welt anders aus
"In einer digital geprägten Arbeitswelt können wir uns nicht mehr allein auf das Büro verlassen, um das verloren gegangene Sozialkapital wiederherzustellen", schreibt Microsoft. Immerhin wollen 32 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz, die bereits hybrid arbeiten, im kommenden Jahr wahrscheinlich ganz auf Fernarbeit setzen. Führungskräfte müssten hybride wie auch mobile Mitarbeitende wieder in das Unternehmen einbinden. Das werde nicht einfach: Die Hälfte der Führungskräfte in der Schweiz gibt an, dass der Aufbau von Beziehungen die grösste Herausforderung bei hybrider und dezentraler Arbeit ist.
58 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz sind zudem besorgt, dass neue Mitarbeitende nicht genug Unterstützung erhalten, um bei hybrider oder Fernarbeit erfolgreich zu sein. Ausserdem fühlen sich 53 Prozent der hybriden Arbeitnehmenden in der Schweiz einsamer bei der Arbeit als vor der Umstellung auf hybride Arbeit. 49 Prozent berichten seither auch von weniger Freundschaften am Arbeitsplatz. Führungskräfte sollten deshalb Zeit für den Aufbau von Beziehungen einplanen. Manager würden eine entscheidende Rolle bei der Förderung enger Teambeziehungen spielen. Sie fungieren zudem als Verbindungsglieder, die Mitarbeitenden helfen, ihre Netzwerke zu erweitern.
Wie es jetzt weiter geht
"Die Mitarbeitenden legen Wert auf Flexibilität und Wohlbefinden, und diese hohen Erwartungen sind eine Chance aber auch eine Herausforderung für jedes Unternehmen, die Integration von Arbeit und Privatleben für alle neu zu denken", sagt Catrin Hinkel. Haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre beste Arbeit zu leisten, diene das ihnen und dem Geschäft.
"Um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern, müssen Führungskräfte die Unternehmenskultur vorleben, muss die Rolle des Büros neu überdacht werden und es müssen neue Praktiken für eine nachhaltige flexible Arbeit geschaffen werden. Dabei wird Technologie eine Schlüsselrolle spielen, aber auch dies erfordert eine neue Denkweise. Während sich die Welt weiter entwickelt, werden Unternehmen mit einer ausgeprägten Lernkultur im Vorteil sein", so Hinkel.