195 Einreichungen geprüft

Best of Swiss Apps 2022: Das war der Jurytag

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von Joël Orizet und lha

Die Jurymitglieder haben die Köpfe zusammengesteckt, gelobt, getadelt und entschieden. Am Jurytag von Best of Swiss Apps 2022 zeigte sich, worauf es beim Rennen um die besten Schweizer App-Projekte ankommt. Nun steht fest, wer zu den Gewinnern zählt, wer es auf die Shortlist schafft - und wer ein "leider Nein" kassiert.

Jury-Chairman Christof Zogg begrüsste die Jurorinnen und Juroren am Jurytag. (Source: Netzmedien)
Jury-Chairman Christof Zogg begrüsste die Jurorinnen und Juroren am Jurytag. (Source: Netzmedien)

Am 19. September haben sich die Jurymitglieder von Best of Swiss Apps versammelt, um die ersten grossen Entscheidungen zu treffen. Welche Projekte zählen zu den Favoriten, welche zu den Aussenseitern? Wer verdient Gold, Silber oder Bronze, wer schafft es auf die Shortlist und wer scheidet jetzt schon aus dem Rennen aus? Über solche und viele weitere Fragen brüteten die Jurymitglieder in den Räumen des Weiterbildungsanbieters Digicomp in Zürich.

Zum Auftakt warf Jury-Chairman Christof Zogg einen Blick auf die Befindlichkeit der Schweizer App-Wirtschaft. Wie wirkt sich die drohende Inflation aufs Business aus? Macht sich die Unsicherheit bemerkbar? Welche Spuren hat Covid-19 hinterlassen? Die gute Nachricht vorab: "Wir können sagen, dass wir den Corona-Dip überstanden haben", sagte Zogg. Und mehr noch: "2022 ist das zweitbeste Best-of-Swiss-Apps-Jahr ever - was besonders erfreulich ist, zumal wir dieses Jahr die zehnte Ausgabe feiern."

Zulauf in den "grossen Kategorien"

In drei Kategorien gab es dieses Jahr etwas weniger Einreichungen. Unter anderem in der Kategorie "Campaigns", wo man durchaus einen Trend feststellen könne, sagte Zogg. "Wir beobachten schon länger eine abnehmende Nachfrage nach Apps, die man ausschliesslich zum Zweck der Marketingkommunikation entwickelt." Und auch in der Kategorie Mobile Web gab es dieses Jahr weniger Eingaben. Hier sei nach wie vor unklar, welche Rolle Progressive Web Apps (PWA) zwischen der App- und der Webgestaltung spielen würden.

Ansonsten konnte man aber überall zulegen - insbesondere in den "grossen Kategorien" Innovation, User Experience, Design und Functionality. "Da gibt es für die Jurymitglieder viel zu tun - allein die Vorjurierung war in diesen Kategorien aufwändig", sagte Zogg. Jede App wird von mindestens drei Jurymitgliedern im Vorfeld bewertet - und dann am Jurytag im Kreis der Fachjurys diskutiert. Da die grossen Kategorien inzwischen über 30 Eingaben verzeichneten, sollen die entsprechenden Jurys auf das nächste Jahr hin aufgestockt werden.

Insgesamt standen dieses Jahr 195 Einreichungen auf dem Prüfstand.

Anzahl Einreichungen pro Kategorie (im Vergleich zum Vorjahr):

  • Business Impact: 18 (+1)

  • Campaigns: 6 (-1)

  • Design: 27 (+4)

  • Enterprise: 8 (+1)

  • Extended Reality: 11 (-1)

  • Functionality: 31 (+1)

  • Innovation: 30 (+6)

  • Mobile Web: 9 (-3)

  • User Experience: 36 (+6)

  • User Engagement: 19 (+3)

Mehr Frauen und Auftraggeber gesucht

Apropos aufstocken: Im vergangenen Jahr holten die Veranstalter 15 neue Jurymitglieder ins Boot. Leider sei es dieses Jahr aber nicht gelungen, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Bord zu behalten, sagte Zogg. "Das ist aus meiner Sicht der einzige Wermutstropfen: 14 Mitglieder haben es dieses Jahr nicht geschafft - zum grossen Teil aus guten Gründen, was aber dennoch bedauernswert ist."

Erfreut zeigte sich der Jury-Chairman hingegen über den wachsenden Anteil an Grosskunden in den Jurys (plus 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). "Best of Swiss Apps soll keine reine Agenturveranstaltung sein - es ist uns wichtig, dass ein Austausch mit namhaften Auftraggebern stattfindet. Wir setzen uns also ein für mehr Durchmischung in den Jurys - das gilt auch und insbesondere für den Anteil Frauen, den wir erhöhen möchten."

Die Regeln der Kritik

Für die Jurymitglieder gibt es klare Regeln. Eine davon verlangt, dass Jurorinnen und Juroren, die an einem Projekt beteiligt sind, dies offenlegen und während der Besprechung des Projekts in den Ausstand treten respektive den Raum verlassen.

Die Jurymitglieder verpflichten sich zudem zur Geheimhaltung: Was die Teilnehmer an projekt- und geschäftsbezogenen Informationen teilen, soll in den geschlossenen Diskussionsräumen bleiben. Dasselbe gilt für die Ergebnisse der Beratungen. Für diese gibt es ausserdem eine Faustregel: Am Ende des Jurytages sollte in jeder Kategorie feststehen, welche Projekte zu den Gewinnern gehören, welche es auf die Shortlist schaffen und welche mit dem Prädikat "leider Nein" leer ausgehen.

Grosse Fragen im kleinen Kreis

Trotz klarer Regeln und Prozesse: Sobald die einzelnen Jurys zusammenfinden und mit der Beurteilung beginnen, stehen zunächst einmal Grundsatzfragen zur Debatte. Welches sind die wichtigsten Bewertungskriterien und wie soll man sie gewichten? Was zählt überhaupt als App und was nicht? Was bedeutet "innovativ" - und was heisst das aus Schweizer Sicht? Solche und weitere Fragen müssen die Jurys jeweils unter sich ausmachen. Denn am Ende des Tages braucht es für jede Eingabe eine fundierte, gemeinsam getragene Beurteilung. Und nicht einfach nur einen Notenschnitt auf Basis der einzelnen Vorabbewertungen.

Besonders anspruchsvoll sind die entsprechenden Diskussionen in den horizontalen Kategorien, bei denen keine inhaltlichen Kriterien wie zum Beispiel der Einsatz von VR- oder AR-Technologien oder der Kampagnen-Erfolg im Zentrum stehen. Der Aspekt der Innovativität lässt sich beispielsweise nicht ausschliesslich für sich allein bewerten. Denn: Selbst die innovativste Idee hinter einer Anwendung bringt nichts, wenn die App schlichtweg miserabel gemacht ist. Dementsprechend einigte man sich in der Kategorie "Innovation" darauf, den Aspekt der Innovativität zwar stark zu gewichten (80 Prozent), doch auch die Kriterien Usability und Design zu jeweils 10 Prozent in die Bewertung mit einfliessen zu lassen.

Die Juroren waren sich ausserdem darüber einig, dass man Innovativität nicht nur vom technischen Standpunkt aus beurteilen sollte. "Technologie allein macht noch keine Innovation aus", sagte ein Jurymitglied und ergänzte: "Wir müssen uns den jeweiligen Use Case genau anschauen: Probiert man hier einfach mal etwas Neues aus, damit man von einem Innovationsprojekt sprechen kann, oder entsteht hier etwas, das man wirklich nutzen wird?"

So geht's weiter

  • Die Shortlist erscheint am Donnerstag, 22. September. Die Ergebnisse finden Sie auf Netzwoche.ch.

  • Die Kandidaten für den "Master of Swiss Apps" werden am 29. September auf Netzwoche.ch angekündigt.

  • Die Netzmedien-Leserwahl "Master of Swiss Apps" startet am 3. Oktober. Hier geht's zur Anmeldung.

  • Die Award Night geht am Mittwoch, 2. November 2022, im Aura, gleich beim Paradeplatz Zürich über die Bühne.

An der letztjährigen Ausgabe von Best of Swiss Apps holte sich übrigens Ubique Innovation mit Swisstopo den Master-Titel. Im Interview sprechen Projektleiter Olive Wetter, Android-Entwicklerin Cléa Benz und CEO Mathias Wellig über das Geheimnis guter Usability sowie über die Challenges und die Zukunft des Projekts.

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