Studie von Adecco

Fachkräftemangel in der Schweiz verschärft sich dramatisch

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von René Jaun und yzu

Nach einer kurzzeitigen Erholung während der Coronapandemie hat sich der Fachkräftemangel in der Schweiz erneut zugespitzt. Softwareentwicklerinnen und -entwickler gehören zu den meistgesuchten Profis. Dagegen geht die Nachfrage nach E-Commerce-Spezialisten zurück.

Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt verdüstert sich. Noch nie war der Fachkräftemangel hierzulande so dramatisch wie 2022. Dies geht zumindest aus dem neuesten Fachkräftemangel Index hervor, den Adecco Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM)am Soziologischen Institut der Universität Zürich veröffentlicht. Der Index erreicht dieses Jahr einen Wert von 155 Punkten. Das sei eine Zunahme von 68 Prozent im Vergleich zu 2021. Und den Wert von 2019, des Jahres vor der Coronakrise, übersteige der aktuelle Wert um 21 Prozent, heisst es in der Mitteilung.

 

Die Coronapandemie bezeichnet Adecco Schweiz als "Fluch und Segen für den Schweizer Arbeitsmarkt". Die mit dem Ausbruch der Pandemie einhergehenden Massnahmen bremsten weite Teile des Wirtschaftslebens in den Jahren 2020 und 2021 stark aus. Die Arbeitslosenzahlen schossen in die Höhe und gleichzeitig suchten Unternehmen merklich weniger Personal. Diese zwei gegenläufige Effekte führten dazu, dass der Fachkräftebedarf im Jahr 2021 einen Tiefstand erreichte, erklärt der Personalvermittler.

 

Doch das Bild änderte sich mit der schrittweisen Aufhebung der Massnahmen. Ein sprunghaft erhöhtes Konsumbedürfnis führte zu einem kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser trieb die Anzahl Stellenausschreibungen im Eiltempo auf neue Rekordhöhen und dieser erhöhte Personalbedarf wiederum liess die Arbeitslosenzahlen drastisch sinken. Selbst Arbeitslosengruppen, welche üblicherweise eine längere Vermittlungsdauer aufweisen, profitierten vom Personaldurst der Unternehmen, merkt Adecco Schweiz an.

 

Von der Zunahme des Indexes ist die Deutschschweiz mit 77 Prozent etwas stärker betroffen als die Romandie mit 68 Prozent. Adecco Schweiz führt dies darauf zurück, dass dass die Deutschschweiz zu Beginn der Pandemie einen deutlich stärkeren Einbruch im Fachkräftebedarf erlitten habe als die lateinische Schweiz. Somit besass der Deutschschweizer Arbeitsmarkt ein deutlich grösseres Aufholpotenzial, welches sich nun in einem stärkeren Aufschwung bemerkbar mache.

 

"Die Corona-Pandemie war für den Schweizer Arbeitsmarkt eine Achterbahnfahrt", kommentiert Marcel Keller, Country Head bei Adecco Schweiz, die Erhebung. "Erreichte der Fachkräftebedarf letztes Jahr zunächst noch einen historischen Tiefpunkt, so schnellte er dieses Jahr umso rasanter auf eine noch nie dagewesene Höhe. Die Pensionierung der Baby-Boomer sowie die Diskussion nach Re- und Near-shoring von Produktionstätigkeiten aufgrund globaler Unsicherheiten dürften bewirken, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften weiter steigen wird. Deshalb wählen zunehmend nicht mehr Unternehmen ihre Arbeitnehmenden aus, sondern umgekehrt."

 

Zu den am meisten nachgefragten Fachkräften gehören Entwicklerinnen und Entwickler sowie Analytikerinnen und Analytiker von Software und IT-Anwendungen, schreibt Adecco Schweiz. Laut der Liste des Personalvermittlers rangieren sie auf Platz 2, gleich hinter den Gesundheitsberufen. Der Fachkräftemangel hersche schon seit Jahren in in der Berufsgruppe, zu der beispielsweise Informatikingenieure, Softwareentwicklerinnen und Systemanalytiker gehören. Er habe dieses Jahr jedoch einen neuen Höchstwert erreicht. In der Mitteilung konkretisiert James Peck, Vice President von LHH Recruitment Solutions Schweiz: "Vor allem Softwareentwicklerinnen und -entwickler mit Erfahrung in objektorientierten Programmiersprachen wie, Java oder C# und Front-End Softwareentwicklerinnen und -entwickler mit Kenntnissen von Angular oder React Frameworks werden zurzeit händeringend gesucht."

 

Ein hoher Fachkräftemangel macht Adecco Schweiz auch in Industrieberufen aus: ingenieurtechnische Berufe landen demnach auf dem 3. Platz der Rangliste und Polymechaniker den 5. Platz der am meisten nachgefragten Profis.

 

Deutlich zurückgegangen ist dagegen die Nachfrage nach Informations- und Kommunikationstechnikerinnen und -technikern. Dazu gehören etwa Web-Content-Manager, Telematikerinnen oder E-Commerce-Spezialisten. Die Berufe fallen im Vergleich zu letztem Jahr um 11 Plätze zurück. Dies, nachdem der Fachkräftebedarf dieser Berufsgruppe im Jahr 2021 schlagartig angestiegen war, wie Adecco anmerkt. Yanik Kipfer vom Stellenmarkt-Monitor erklärt dazu: "Die Informations- und Kommunikationstechnikerinnen und -techniker scheinen von dem coronabedingten gestiegenen Bedarf nach E-Commerce Lösungen profitiert zu haben. Der E-Commerce Boom scheint sich nun jedoch wieder zu normalisieren, wie von der Swiss Retail Federation festgestellt wird. Dies lässt auch die Nachfrage nach diesen Fachkräften stagnieren." Mehr zur Erhebung der Swiss Retail Federation lesen Sie hier.

 

Der Fachkräftemangel war auch Thema des diesjährigen Global Tech Trends Survey von Equinix. Das Unternehmen befragte IT-Leiter unter anderem, mit welchen Massnahmen sie auf den Fachkräftemangel reagieren. Dazu gehören unter anderem Umschulungen und Partnerschaften mit Hochschulen, wie Sie hier lesen können.

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