Digitalisierung: Weniger als die Hälfte der Bevölkerung ist überzeugt
Die Mobiliar hat den Digitalbarometer für das Jahr 2023 veröffentlicht. Der Kernbefund: Nach dem pandemie-bedingten Boom steht die Schweizer Bevölkerung digitalen Themen nun kritischer gegenüber.
Nur noch 44 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nehmen den Einfluss der Digitalisierung auf die Gesellschaft als positiv wahr. Zu diesem Schluss kommt das "Digitalbaromter" des Versicherers Mobiliar und der Stiftung Risiko-Dialog. Demnach ist die Bevölkerung nach einem "Pandemie-Hoch" wieder skeptischer, wenn es um digitale Themen geht.
Für die Studie wurden 1857 Personen in allen Landesteilen befragt. Neben der Digitalisierung im Allgemeinen standen die Themenbereiche "Zukunft der Arbeit", "Zukunft der Ausbildung", "Cybersecurity", "Digitale Daten", "Digitale Meinungsbildung" und "Metaverse" im Fokus.
Ernüchterung statt Euphorie
Wenn es um die Digitalisierung im Allgemeinen gehe, dann herrsche bei der Bevölkerung eher Ernüchterung. Die Corona-Pandemie habe zunächst eine gewisse Euphorie ausgelöst, nun aber zeigen sich die herausfordernden Aspekte des digitalen Lebens.
Im Barometer 2022 konstatierten 54 Prozent der Bevölkerung einen positiven Effekt der Digitalisierung auf die Bevölkerung. Dieser Wert sank also um 10 Prozent, gleichzeitig steig der Anzahl derjenigen, welche einen eher negativen Effekt sehen, auf 37 Prozent. Konstant blieb der Anteil an neutralen Antworten (18 Prozent).
Schwache Politik, starke Innovation
Die schweizerischen Kompetenzen im digitalen Bereich sieht die Bevölkerung vor allem in den Bereichen Forschung und Infrastruktur. 54 Prozent sehen die digitale Infrastruktur (Internetverbindungen, öffentliches WLAN, Cloud-Dienste etc.) als "stark" bzw. "eher stark" an.
Ebenfalls gut schneidet die wissenschaftliche Forschung im Bereich Digitalisierung ab. Hier sehen 50 Prozent der Befragten eine Stärke der Schweiz. Auch die "Innovationskraft der Wirtschaft im Bereich Digitalisierung" wird von 45 Prozent der Bevölkerung als Stärke angesehen.
Weniger überzeugt ist man hingegen von der Rolle des politischen Systems für die Gestaltung der Digitalisierung. Diesen Aspekt bewerten 43 Prozent der Bevölkerung als schwach oder eher schwach. Auch das "Engagement der Politik im Bereich Digitalisierung" sehen 45 Prozent als schwach an.
Mit Abstand am schwächsten wird jedoch der "Umgang mit Personen, die nicht mit der Digitalisierung Schritt halten können" bewertet. Gut zwei Drittel der Befragten (59 Prozent) sehen hier eine Schwäche.
Bildung als Chance, Cybersecurity als Gefahr
Neben der Frage zu den Schwächen und Stärken der Schweiz wurde auch ermittelt, in welchen Bereichen die Bevölkerung die meisten Chancen und Gefahren sieht.
Die grösste Gefahr erwarten die Befragten demnach im Bereich Cybersicherheit. Hierbei sehen 67 Prozent der Bevölkerung eine "hohe bis maximale Gefahr" und 25 Prozent eine "mittlere Gefahr".
Die grösste Chance sehen die Antwortgeber im Bereich "Zukunft der Ausbildung". Hier sehen 51 Prozent eine Chance durch Digitalisierung. 15 Prozent sehen eine Gefahr. Unentschlossener ist die Bevölkerung jedoch bei der Zukunft der Arbeit. Hier sehen 34 Prozent der Befragten "eher bis nur" Chancen, während 29 Prozent von einer "hohen bis maximalen" Gefahr ausgehen.
Chancen und Gefahren nach Themenbereich (Source: digitalbarometer.ch)
Die vollständige Studie gibt es hier zum Nachlesen (pdf).
Das die Digitalisierung in der Politik zunehmendes Fahrt aufnehmen wird, davon geht die Plenartagung Städte- und Gemeindeinformatik aus. Diese traf sich im November 2022 zum vierzehnten Mal. Mehr dazu lesen Sie hier.