Swiss eHealth Barometer 2023

Die Schweizer Bevölkerung begegnet dem EPD mit Vorsicht

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von Maximilian Schenner und tme

Das Swiss eHealth Forum hat sein E-Health-Barometer für 2023 vorgelegt. Die Zahl der Personen im Volk, die das EPD als gute Sache erachten, ist leicht gesunken. Auch der Zuspruch unter dem Gesundheitspersonal ist rückläufig.

(Source: Blue Planet Studio - stock.adobe.com)
(Source: Blue Planet Studio - stock.adobe.com)

Das Swiss eHealth Forum hat sein E-Health-Barometer für 2023 vorgelegt. Das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern befragte dafür rund 1800 Fachpersonen aus dem Gesundheitswesen sowie etwas mehr als 1900 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz. 

Der Grossteil der Befragten aus der Bevölkerung ist dem Elektronischen Patientendossier (EPD) generell positiv gestimmt. 57 Prozent erachten das EPD demnach als eher gute oder sehr gute Sache. Im Vorjahr waren es noch drei Viertel der Befragten.


(Source: Swiss eHealth Barometer 2023)

Den Befürwortern stehen 13 Prozent gegenüber, die das EPD eher schlecht oder sehr schlecht finden - allerdings ebenfalls weniger als noch 2022. Am stärksten gewachsen ist der Anteil jener, die keine Meinung zum EPD haben oder angeben wollen (30 Prozent, 2022: 9 Prozent).

Gefragt, ob sie selbst ein elektronisches Patientendossier eröffnen und verwenden würden, antworteten nur 39 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner mit "ja". 23 Prozent wären hingegen nicht bereit, ein persönliches EPD anzulegen. Die Empfehlung einer Gesundheitsfachperson könne davon nur 21 Prozent überzeugen, doch ein Dossier zu eröffnen, schreiben die Studienautoren weiter.

Wenn EPD, dann lieber vom Hausarzt - und bitte kostenlos

Von jenen, die bereit wären, ein elektronisches Patientendossier zu eröffnen, bevorzugt die erhebliche Mehrheit (62 Prozent) eine Eröffnung bei der Hausärztin oder beim Hausarzt. 17 Prozent der Befragten würden das EPD lieber per elektronischem Formular im Internet eröffnen, noch weniger Personen im Spital (7 Prozent) oder in der Apotheke (3 Prozent).


(Source: Swiss eHealth Barometer 2023)

Nur 3 Prozent der Befragten würden für den Zugang zum EPD zahlen, unabhängig vom Angebot. Für 24 Prozent sei die Zahlungsbereitschaft vom genauen Angebot abhängig, der Grossteil (66 Prozent) würde nicht für den EPD-Zugang zahlen. 2022 erklärten sich noch insgesamt 30 Prozent bereit, generell oder unter Umständen für das EPD zu zahlen.

Zuspruch unter Fachpersonal sinkt weiter

Gemäss der Studie nutzen bereits zwischen 80 und 95 Prozent der befragten Gesundheitsfachpersonen ein elektronisches System für die Datenerfassung. Unter ihnen verliert das EPD seit einigen Jahren an Zuspruch. Lediglich bei der Spitex hält die Mehrheit das EPD nach wie vor für eine gute Sache (54 Prozent). Die IT-Verantwortlichen der Spitäler bewerten das EPD am schlechtesten: Nur noch 22 Prozent finden es eine sehr oder eher gute Sache.

(Source: Swiss eHealth Barometer 2023)

Ältere Generationen fürchten fehlende Fähigkeiten

In vielen Bereichen brachte die Einführung des EPD gemäss der Studie den gleichen oder mehr Aufwand im Vergleich zur Situation ohne das System. Besonders die IT-Abteilungen in Spitälern orteten einen Mehraufwand, ebenso die Befragten, die in Alters- und Pflegeheimen tätig sind. Unter Ärztinnen und Ärzten sowie in der Spitex sind die Antworten gemischt. 

(Source: Swiss eHealth Barometer 2023)


"Insbesondere bei ambulant tätigen Ärzt:innen, die etwas älter und seit der Pandemie insgesamt sehr stark belastet sind, würden mit der EPD-Einführung Mehrkosten und Mehraufwand anfallen", prognostiziert Reinhold Sojer von der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH. Insgesamt sei das Interesse am EPD unter den jüngeren Befragten viel höher als bei den älteren, schreiben die Studienautoren - sowohl unter der Bevölkerung als auch beim Fachpersonal. Ältere Personen seien sich unsicher, ob sie die nötigen digitalen Kompetenzen mitbringen, um mit einem elektronischen Patientendossier zu arbeiten.

Argumente für und gegen das EPD

Ein Argument im Kontext des EPD scheint der Schweizer Bevölkerung besonders wichtig zu sein, wie die Studie zeigt: Die Abrufbarkeit von Gesundheitsdaten im Notfall. 83 Prozent der Befragten stimmen der Aussage "Im Notfall sind mit dem EPD alle wichtigen Informationen jederzeit verfügbar" voll oder eher zu. Jeweils rund zwei Drittel erkennen ausserdem die folgenden Argumente für das EPD an: "alle Behandlungsinformationen sind beisammen (72 Prozent)", "Behandlungsfehler können vermieden werden" (69 Prozent), "unnötige Abklärungen und Behandlungen können eingespart werden" (66 Prozent). 57 Prozent der Befragten sehen zudem eine Qualitätssteigerung der Behandlung sowie den Mehrwert, selbst Informationen hinterlegen zu können.

Andere Aspekte des EPD sorgen hingegen für Skepsis unter der Bevölkerung. So sorgen sich 63 Prozent der Befragten um die Sicherheit ihrer Daten. 55 Prozent meinen, Gesundheitsfachpersonen könnten Informationen von Patientinnen und Patienten eigentlich auch ohne EPD austauschen. Knapp die Hälfte der Befragten Einwohner (47 Prozent) ist der Meinung, die elektronische Eingabe der Behandlungsdaten durch Gesundheitsfachpersonen während der Konsultation beeinträchtige den persönlichen Kontakt zu den Patientinnen und Patienten.

Übrigens: Das an der ETH Zürich entwickelte Netzwerkprotokoll SCION wird ab Frühjahr 2023 auch im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen. Damit fasst das ETH Spin-off Anapaya Systems, der kommerzielle Anbieter der Technologie, in einem weiteren Anwendungsfeld Fuss. Lesen Sie hier mehr dazu.

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