Twitter, pardon "X", enteignet Besitzer von Handle @X

Immer wenn man denkt, es geht nicht mehr unverschämter, legt Elon Musk noch einen drauf. Twitter also X, übernimmt die @X-Handle ohne Vorwarnung oder Entschädigung vom eigentlichen Besitzer, wie Techcrunch berichtet. Dass dies in Einklang mit den Nutzungsbedingungen des nun X genannten Twitter geschieht, dürfte den ehemaligen Besitzer der Handle wenig trösten, dem das wie eine Enteignung vorkommen muss.

Der Besitzer des @X-Twitter-Handle, ein Fotograf aus San Francisco namens Gene X Hwang, bestätigte gegenüber Techcrunch, dass das Unternehmen, das jetzt als X bekannt ist, sein Konto ohne Vorwarnung oder finanzielle Entschädigung übernommen habe. X habe ihm mitgeteilt, dass das Handle Eigentum von X sei. Dies geht auch aus einem Schreiben an den ehemaligen Besitzer von @X hervor, das Techcrunch vorliegt.

Hier die deutsche Übersetzung davon:

"Lieber x12345678998765, 
Das Benutzerhandle, das mit dem Konto @X verbunden ist, gehört zur X Corp. Daher wird Ihr Benutzerhandle in ein neues Benutzerhandle geändert.

Wir wissen Ihre Loyalität jedoch zu schätzen und möchten alle Unannehmlichkeiten, die Ihnen dadurch entstehen können, so gering wie möglich halten. Sie können jedes nicht beanspruchte oder inaktive Benutzerhandle als Ersatz wählen. Alle Daten, die mit Ihrem vorherigen Benutzerhandle verbunden sind, einschliesslich der Follower- und Followers-Daten, werden auf Ihr neues Benutzerhandle übertragen.

Als Zeichen unserer Wertschätzung erhalten Sie ausserdem eine Auswahl an X-Artikeln und einen exklusiven Besuch im X-Hauptquartier, um Mitglieder unseres Teams zu treffen.

Bitte antworten Sie auf diese E-Mail, um uns mitzuteilen, welches Handle Sie stattdessen haben möchten. Und wenn Sie Fragen haben, lassen Sie es uns bitte wissen.

Mit freundlichen Grüssen, X"

Diese X-Handle-Geschichte reiht sich in eine Kaskade an erratischen Vorgängen, seit Elon Musk Twitter für 44 Milliarden US-Dollar kaufte. Ob das Rebranding von Twitter in X ein juristisches Nachspiel haben wird, gilt als sicher, da Microsoft, Meta und andere Unternehmen Ansprüche auf verschiedene "X"-Marken haben, wie Sie hier nachlesen können.

Was bisher geschah

Seit seiner Twitter-Übernahme im Oktober 2022 sorgte der Tesla-Tycoon jedenfalls immer wieder für Schlagzeilen:

• Nach Massenentlassungen wandte sich Twitter an ehemalige Mitarbeitende und bat diese, zurückzukommen - mit der Begründung, einige Kündigungen seien versehentlich passiert.
• Seit April 2023 können Kundinnen und Kunden von Microsofts Digital Marketing Center keine Twitter-Funktionen mehr nutzen - Microsoft strich Twitter aus seiner Werbeanzeigen-Plattform, aus Protest gegen starke Preiserhöhungen für die Twitter-API.
• Im Mai stellte Musk Linda Yaccarino als seine Nachfolgerin als CEO vor und kündigte an, sich als CTO nur noch um Produktdesign und neue Technologien zu kümmern.
• Seit Anfang Juli ist der Zugriff auf die Plattform für User ohne kostenpflichtigen Account stark eingeschränkt.
• Meta kündigte vor wenigen Wochen eine alternative Plattform namens "Threads" an - Twitter drohte prompt mit einer Klage.