Staatshilfe für IT-Konzern

Update: Frankreich will strategisch wichtige Teile von Atos übernehmen

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von Rodolphe Koller und René Jaun und Yannick Chavanne und Übersetzung: Tanja Mettauer, dwa, lha, jor

Atos braucht 1,1 Milliarden Euro, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Nun erklärte sich der französische Staat dazu bereit, strategisch wichtige Bereiche des strauchelnden IT-Konzerns zu übernehmen.

Der Hauptsitz von Atos in Bezons bei Paris. (Source: atos.net)
Der Hauptsitz von Atos in Bezons bei Paris. (Source: atos.net)

Update vom 02.05.2024: Atos steckt nach wie vor in einer schwierigen Lage. Der hochverschuldete französische IT-Konzern korrigierte seinen Finanzierungsbedarf nach oben. Demnach benötigt Atos 1,1 Milliarden Euro an Barmitteln, um seine Geschäfte für das laufende und das kommende Jahr zu finanzieren. 

Der französische Staat erklärte sich derweil dazu bereit, jene Geschäftseinheiten des Konzerns zu übernehmen, die er als strategisch wichtig für die nationale Souveränität des Landes erachtet. Konkret handelt es sich um die Sparten Advanced Computing, Mission Critical Systems und Cybersecurity Products aus dem Geschäftsbereich BDS (Big Data & Cybersecurity).

Frankreich will somit verhindern, dass strategisch wichtige Aktivitäten des Staates in ausländische Hände fallen, wie der französische Finanzminister Bruno Le Maire gegenüber dem Fernsehsender "LCI" sagte. Atos beliefert unter anderem das französische Militär, das Verteidigungsministerium, die Rüstungsindustrie und besitzt Supercomputer für Simulationsberechnungen von Atombombentests. 

Atos begrüsst die Absichtserklärung, wie das Unternehmen mitteilt. Die Due-Dilligence-Prüfung werde demnächst beginnen. Ein unverbindliches Angebot soll bis Anfang Juni 2024 vorliegen. 
 

Update vom 7.2.2024: Die Krise von Atos spitzt sich zu. In einer neuen Mitteilung gibt das französische IT-Unternehmen bekannt, es habe Verhandlungen mit seiner Bank aufgenommen, um einen Plan zur Refinanzierung seiner Finanzschulden zu erarbeiten. "Nach diesen ersten Gesprächen erschien es sinnvoll, die Ernennung eines Ad-hoc-Treuhänders zu beantragen, um diese Gespräche zu begleiten und ein schnelles Ergebnis zu erleichtern", erklärte die Atos-Gruppe.

Der Ad-hoc-Mandatar sei ein unabhängiger Dritter und habe die Aufgabe, Atos bei den Gesprächen zu unterstützen, um so schnell wie möglich eine angemessene finanzielle Lösung zu finden. Noch vor wenigen Wochen teilte Atos mit, man habe "keinen Antrag auf Ernennung eines Ad-hoc-Mandatars gestellt".

In der aktuellen Mitteilung gibt Atos ebenfalls bekannt, dass sein im vergangenen Sommer angekündigtes Projekt einer Kapitalerhöhung ins Wasser falle. Die Bedingungen seien nicht mehr gegeben, erklärt das Unternehmen und fügt hinzu, dass "die Garantieverpflichtung, die Atos gewährt wurde, nicht mehr erfüllt ist".

Update vom 16.1.2024:

Atos ernennt abermals neuen CEO

Erneut kommt es beim französischen IT-Dienstleister Atos zu einem CEO-Wechsel. Per sofort übernimmt Paul Saleh die Aufgaben von Yves Bernaert, wie das Unternehmen mitteilt. Bernaert, den Atos im Herbst 2023 als CEO präsentierte, "verlässt die Gruppe nach einer intensiven Transformationsphase, für die ihm der Verwaltungsrat dankbar ist", schreibt Atos. Saleh, laut "Reuters" der vierte Atos-CEO binnen zwei Jahren, amtete zuletzt als Group CFO bei Atos. Diese Stelle übernimmt neu Jacques-François de Prest, wie das Unternehmen mitteilt.

(Source: zVg)

Paul Saleh übernimmt als CEO bei Atos. (Source: Atos)

Des Weiteren gibt Atos bekannt, man werde zwar die gesetzten finanziellen Ziele bezüglich Umsatz und operativer Marge erreichen. Der freie Barmittelzufluss liege in der zweiten Jahreshälfte jedoch "leicht unter dem Ziel". Angesichts der finanziellen Engpässe habe man die Strategie angepasst, "um die Rückzahlung und Refinanzierung der Finanzschulden zu gewährleisten und gleichzeitig einen attraktiven Geschäftsmix beizubehalten".

Übrigens ist Airbus wieder an der Übernahme von BDS, der Security-Sparte von Atos, interessiert. Die Details dazu lesen Sie hier.

Update vom 17.10.2023:

Atos ernennt neuen Verwaltungsratspräsidenten

Nach dem neuen Geschäftsführer gibt Atos nun auch die Ernennung eines neuen Verwaltungsratspräsidenten bekannt. Wie das französische IT-Unternehmen mitteilt, übernimmt Jean Pierre Mustier per sofort das Amt von Bertrand Meunier. Meunier sei aus eigenem Wunsch vom Verwaltungsrat zurückgetreten. Für Mustier habe man sich nach einem "gründlichen Auswahlprozess" entschieden. Er ist laut Mitteilung seit Mai 2023 als unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrats der Atos-Gruppe tätig.

Als Vizepräsident amtet neu Laurent Collet-Billon. Auch er ist bereits im Mai 2023 als unabhängiges Mitglied dem Atos-Verwaltungsrat zugestossen.

Originalmeldung vom 5.10.2023:

Atos ernennt neuen CEO und will Eviden in Schwung bringen

Die Atos Gruppe hat Yves Bernaert zum CEO ernannt. Der neue Chef, der in den vergangenen neun Jahren Accenture Technology in Europa leitete, hat die Aufgabe, "die nächsten Schritte des Transformationsplans durchzuführen und die Sanierung der Konzerngeschäfte zu beschleunigen", wie das Unternehmen mitteilt. 

Die Atos-Gruppe, die gerade den Verkauf ihres UCC-Geschäfts (Unify) an Mitel abgeschlossen hat, bereitet sich darauf vor, die Veräusserung ihrer historischen Geschäftsbereiche Managed Services, Digital Workplace und Hosting (Tech Foundations) an den Investmentfonds EP Equity Investment für 2 Milliarden Euro abzuschliessen. Die Marke Atos wird ebenfalls den Fonds des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky erben.

Bernaerts Hauptaufgabe bestehe darin, die verbleibenden Geschäftsbereiche der Atos-Gruppe - Big Data, Cybersicherheit, Cloud - unter dem Namen Eviden in Schwung zu bringen. Ausserdem soll er die Verhandlungen mit dem Fonds EP Equity Investment, der voraussichtlich mehr als 200 Millionen Euro in das neue Unternehmen investieren wird, zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.

"Ich freue mich sehr, der Atos Gruppe beizutreten. Nach über 30 Jahren in der Technologiebranche weiss ich, dass Atos über grosse Stärken verfügt, und ich habe grossen Respekt vor den weltweit anerkannten Fähigkeiten der Teams. Atos verfügt über herausragende technologische Fähigkeiten und hat in vielen strategischen Bereichen eine starke Position inne. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir mit der Unterstützung des Vorstands und der kontinuierlichen Mobilisierung der Frauen und Männer des Konzerns die grossen Herausforderungen, die vor uns liegen, meistern und die eingeleitete Transformation erfolgreich abschliessen werden, um wieder auf Erfolgskurs zu gehen", so Yves Bernaert, neuer CEO von Atos und zukünftiger CEO von Eviden.

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