Focus: Embedded Finance

Unternehmen werden jetzt auch Banken

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von Marianne Wildi, CEO, Hypothekarbank Lenzburg

Mit Embedded-Finance-Lösungen können Unternehmen ihren Kundinnen und Kunden Bezahlkarten mit eigenem Logo, Bankkonti und andere Bankdienstleistungen anbieten. Damit stärken die ­Unternehmen die Kundenbindung und schaffen eine bessere Customer Journey.

Marianne Wildi, CEO, Hypothekarbank Lenzburg. (Source: zVg)
Marianne Wildi, CEO, Hypothekarbank Lenzburg. (Source: zVg)

In der Schweiz bieten erste Banken mit Embedded-Finance-Services innovative Angebote für Unternehmen aller Art und aus allen Branchen an. Dabei können die Unternehmen mehrere oder einzelne Bankdienstleistungen als Service («Banking-as-a-Service», BaaS) von lizenzierten Bankunternehmen beziehen und direkt in ihre unternehmenseigenen Verkaufskanäle integrieren.

Nehmen wir ein Beispiel aus der Immobilienbranche. Zusammen mit einer Anbieterin von Mietkautionskonten kann eine Immobilienplattform ein Banking-Feature in ihre digitale Customer Journey integrieren, das es den Nutzerinnen und Nutzern der Immobilienplattform ermöglicht, beim digitalen Vertragsabschluss für eine neue Mietwohnung auch gleich ein Mietkautionskonto online zu eröffnen. Das Konto wird bei der Bank geführt und der Immobilienplattformbetreiber kann über die offene Schnittstelle des Banksystems die Daten abrufen und auf seinem Kunden-Front-End (App, Web etc.) darstellen. 

Ein anderes Bespiel wäre ein Retailunternehmen, das seinen Kundinnen und Kunden eine Bezahlkarte mit eigenem Logo und den dazugehörigen Bankkonti anbieten will. Das Onboarding-Tool kann der Retailer einfach ins Kunden-Front-End integrieren. Die Bank stellt sicher, dass bei der Eröffnung der Konti die erforderlichen regulatorischen und rechtlichen Auflagen erfüllt werden. Die Kundinnen und Kunden befinden sich dabei immer in der Markenwelt des Retailunternehmens. Die Finanzdienstleistung wird dort erbracht, wo sie wirklich benötigt wird (Contextual Banking). Das passiert auch beim Point-of-Sale im Ladenlokal des Detailhändlers. Hier bezahlt die Kundschaft mit der Karte des Detailhändlers oder tätigt einen Bargeldbezug. Nach der erfolgten Verbuchung der Einkaufstransaktion auf dem Konto der Bank stellt das Banksystem dann auch gleich die Daten für das Loyalitätsprogramm des Retailunternehmens zur Verfügung. Die Daten werden nach dem Datenaustausch über den Open-API-Layer der Bank im Kunden-Front-End angezeigt.

Weitere Varianten für Embedded-Finance-Services sind Angebote in den Bereichen Konsumkredit oder Leasing, Altersvorsorge, Budgetmanagement, Investments oder Versicherungen. Diese können von einer oder von mehreren Banken angeboten werden. Bei leistungsfähigen Open-Banking-Plattformen steht heute bereits eine grosse Anzahl von API-Endpunkten zur Verfügung. Die Open-API-Struktur ermöglicht es, dass die Kundinnen und Kunden von Nicht-Banken in einem Straight-Through-Processing auf die Finanzdienstleistungen zugreifen können (Grafik).

Embedded-Finance-Systematik
(Source: zVg)


Aus betriebswirtschaftlicher Sicht bringt Embedded Finance den Vorteil, dass Unternehmen damit die Einnahmequellen diversifizieren können, neue Daten über das Verhalten ihrer Kundinnen und Kunden erhalten, die Markenloyalität der Kundschaft stärken und sich neue Möglichkeiten in der Gestaltung der Kundenbeziehung schaffen. 

In technologischer Hinsicht ist es wichtig, dass der Bankpartner Prozessstabilität und Abwicklungsqualität bei der Nutzung der Services garantieren kann. Funktioniert alles zuverlässig, wirkt es aus Sicht der Kundinnen und Kunden dann schon fast so, als wäre sein Unternehmen selbst eine Bank. Die Kommunikation mit der eigenen Kundschaft jedenfalls verbleibt bei Embedded-Finance-Projekten in der Regel in der Hoheit der Unternehmen, die Embedded-Finance-Services beziehen.

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