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Einführung von Instant Payment in der Schweiz – Fluch oder Segen?

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von Andrea Roger Melchior, Product ­Manager Payments, Finnova

Die Einführung von Instant Payment auf dem Schweizer Finanzplatz steht bevor. Das Empfangen von Instant Payments ist obligatorisch; das Senden ist optional. Die Banken kommunizieren zurückhaltend. Oft wollen sie Instant Payment in Etappen einführen und überlegen sich, Gebühren dafür zu erheben. Gibt dies Anlass zur Sorge?

(source: Oksana Klymenko - stock.adobe.com)
(source: Oksana Klymenko - stock.adobe.com)

Am 20. August 2024 führt die Schweizerische Nationalbank (SNB) offiziell Instant Payment (IP) in der Schweiz ein. Ab diesem Zeitpunkt ist IP für die Schweizer Banken Pflicht. Das Ziel: den Schweizer Finanzplatz international wettbewerbsfähig halten.

Ein knappes halbes Jahr vor dem Big Bang verhalten sich die Schweizer Banken mehrheitlich widerwillig wie vor einer Zwangsheirat und kommunizieren sehr zurückhaltend. Es gibt kaum eine Bank, die ihrer Kundschaft ihr kommendes Instant-Payment-Angebot proaktiv anbietet und Werbung dafür macht. Stattdessen haben grössere Banken schon angekündigt, IP gebührenpflichtig zu gestalten. Die Presse wird unruhig und prangert an, dass die Banken ihren Kundinnen und Kunden den Modernisierungsschritt nicht schmackhaft machen, um ihr lukratives Kartengeschäft nicht zu kannibalisieren. Da stellt sich die Frage: Ist die Einführung von Instant Payment in der Schweiz gefährdet? Die Antwort lautet nein. Wir sind einfach (einmal mehr) zu ungeduldig. Alle Marktteilnehmer brauchen Zeit, sich auf IP einzustellen. Die Einführung von Instant Payment ist kein 08/15-Thema, sondern wird den Zahlungsverkehr in der Schweiz über Jahre hinweg nachhaltig verändern. Zudem bringt sie zwar Chancen für die Banken und ihre Kundschaft mit sich, birgt aber auch Herausforderungen.

Instant Payment – ein komplexes Projekt für alle Marktteilnehmer

Instant Payment ist ein neues Zahlungsverarbeitungsverfahren, das signifikante Anpassungen in der Software und deren Betrieb erfordert. Das heisst, es beeinflusst alle Marktteilnehmer: die Banken, die Six Interbank Clearing AG, Anbieter von Kernbankensystemen, Application Management Provider und Messaging Provider. Die Zahlungsverarbeitung innert 10 Sekunden über alle Prozessteilnehmer hinweg sicherzustellen und einen 24x7-Betrieb zu ermöglichen, ist eine grosse technologische, prozessuale und organisatorische Herausforderung. Seit rund drei Jahren beschäftigt sich die Schweizer Zahlungsverkehrscommunity intensiv mit dem Thema, und die Investitionen sind beträchtlich.

Der offensichtlichste Vorteil von Instant Payment ist die Geschwindigkeit ­ der Zahlungsabwicklung.

Die Verarbeitung innert 10 Sekunden ist mit der Auflage verbunden, dass zwischen Sender- und Empfängerbank der Status der Zahlung ausgetauscht wird. Das bedeutet: Zwischen den beteiligten Partnern müssen die einzelnen Prozessschritte in kürzerer Zeit abgearbeitet werden – eine Herausforderung für alle verarbeitenden Systeme.

Der erforderliche 24x7-Betrieb bedeutet für die Marktteilnehmer, dass die Verarbeitung von eingehenden IP-Kundenzahlungen unter Umständen auf einer neuen technologischen Infrastruktur erfolgen muss. Zudem müssen die gesamten Wartungsprozesse auf die neuen Anforderungen ausgelegt werden. Dies ist mit viel Arbeit und hohen Investitionen verbunden, was die getrübte Freude der Banken über Instant Payment teilweise erklärt.

Chancen und Herausforderungen

Mit Instant Payment sind folgende Chancen verbunden:

1. Geschwindigkeit: Der offensichtlichste Vorteil von Instant Payment ist die Geschwindigkeit der Zahlungsabwicklung. Ein unmittelbarer Zahlungseingang ist etwa beim Barkauf eines Autos nützlich. Ebenso beim Onlinekauf eines Produkts oder einer Dienstleistung, wobei die Bestellung erst beim Zahlungseingang ausgelöst wird. Die vollständige Automatisierung des Zahlungsprozesses (das sogenannte Straight-through Processing, STP) reduziert den Aufwand für die Banken, denn sie müssen die Zahlungen nicht manuell nachbearbeiten.

2. Verfügbarkeit: Herkömmliche Zahlungen können zwar via E-Banking und Mobile Banking am Abend oder am Wochenende in Auftrag gegeben werden. Sie werden aber erst an den darauffolgenden Bankwerktagen verarbeitet und verbucht. Instant Payments hingegen werden rund um die Uhr verarbeitet. Das heisst, es gibt keine pendenten Zahlungen mehr, was das Cash Management vereinfacht.

3. Unterstützung der Digitalisierung: Die Einführung von Instant Payment beschleunigt die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und unterstützt die Entwicklung weiterer digitaler Finanzdienstleistungen und Technologien. Dadurch positioniert sich die Schweiz weiterhin als führender Finanzplatz. Zudem haben Banken die Möglichkeit, die direkte Schnittstelle zwischen Bank und Bankkundschaft zurückzugewinnen, die sie an bankfremde Zahlungslösungen wie Paypal, Google Pay und Apple Pay verloren haben. Grund: Instant Payments erfolgen direkt von Konto zu Konto und erfordern keine Intermediäre. Das heisst, die Banken können ihrer Kundschaft eigene Zahlungsapps anbieten.

Den Chancen bezüglich Instant Payment stehen zwei wichtige Herausforderungen gegenüber:

1. Massnahmen gegen Betrugsrisiken: Insgesamt sind Privatpersonen und Firmen zunehmend von immer ausgeklügelteren Betrugsmethoden betroffen. Instant Payment ist nicht die alleinige Ursache für diesen Sachverhalt, aber Cyberkriminelle werden ihre Betrugs­maschen neu darauf ausrichten. Insbesondere bei grenzüberschreitenden Instant Payments kann es schwierig sein, Betrugsfälle zu verfolgen und zu ahnden, vor allem wenn die Gesetze der beteiligten Länder unterschiedlich sind. Banken und Fintech-Unternehmen müssen deshalb weiterhin in sicherheitsrelevante Systeme und Prozesse investieren.

2. Gebühren versus Marktdurchdringung: Wie zu Beginn erwähnt, erwägen bestimmte Schweizer Banken, Gebühren auf Instant Payments zu erheben. Andere Banken warten mit ihrer Stellungnahme und beobachten, wie sich der Markt entwickelt. Es ist verständlich, dass die Banken die hohen anfänglichen Kosten für Instant Payment an ihre Kundschaft weitergeben möchten. Es könnte jedoch auch die Marktakzeptanz des neuen Zahlungsverfahrens beeinträchtigen. Die Erfahrungen der EU zeigen, dass Gebühren für Instant Payments hinderlich für die Marktdurchdringung sind. Es liegt an den Banken, zu überlegen, welches Marktpotenzial sie für Instant Payment sehen und welche Gebührenpolitik sie zur Ausschöpfung dieses Potenzials als sinnvoll erachten.

Fazit

Der Inlands- und Auslandszahlungsverkehr befindet sich generell im Umbruch. Mehrere Neuerungen wie etwa die Version 2019 von ISO 20022, Swift gpi und eBill Direct Debit stehen zusätzlich zu Instant Payment an. Es ergibt daher Sinn, dass der Schweizer Finanzplatz bezüglich Instant Payment etappenweise vorgeht. Trotz der gegenwärtigen Bedenken wird das Instant-Payment-Verfahren zum Standard werden. Unter anderem in Brasilien und den Niederlanden ist dies bereits der Fall. Gleichzeitig gilt es aber, den Betrugs-, Geldwäscherei- und Reputationsrisiken proaktiv entgegenzuwirken. Die Finanzdienstleistungsbranche ist stark genug, hierfür geeignete Massnahmen zu treffen und Lösungen zu finden.

Änderungen brauchen Zeit. Es ist unwahrscheinlich, dass die Anzahl Instant Payments vor Mitte 2025 stark steigt. Grund: Instant Payments sind bei den Bankkundinnen und -kunden noch nicht weit verbreitet. Voraussichtlich werden vor allem E-Commerce-Anwendungsfälle die Triebfeder für Instant Payments sein. Bei traditionellen Zug-um-Zug-Transaktionen wie dem Brotkauf in der Bäckerei wird sich zeigen, ob Instant Payment herkömmlichen Zahlungsmethoden Konkurrenz macht. Marktakzeptanz muss aktiv aufgebaut werden und ist definitiv kein Instant-Geschäft. Bei der Einführung von Twint und der QR-Rechnung war das nicht anders: Ein neues Zahlungsverfahren erregt nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie die Lancierung eines neuen Mobile-Geräts.


Kurz erklärt

Instant-Payment(IP)-Kundenzahlung
Kundenzahlung, die in maximal 10 Sekunden End-to-End und rund um die Uhr (24 x 7 x 365) im SIC-IP-Service abgewickelt wird.

Verfügbarkeit
Die SNB gibt Folgendes vor: IP-Teilnehmer (Banken) müssen 24 x 7 an den SIC-IP-Zahlungsverkehr angeschlossen sein, um IP-Kundenzahlungen empfangen zu können. Im Vergleich zur bisherigen RTGS-Zahlungsverarbeitung sind die Banken verpflichtet, eingehende IP-Kundenzahlungen ausserhalb der Banköffnungszeiten, auch am Wochenende, zu verarbeiten. Für das Senden von IP-Kundenzahlungen gibt es keine regulatorischen Vorgaben. Das 24 x 7-Erfordernis bedeutet konkret, dass keine geplanten Systemausfälle infolge von Releases oder Patchs akzeptiert werden. Ungeplante Downtimes aufgrund technologischer Systemausfälle müssen aber auch künftig nicht eliminiert werden. 


Finnova
Der Autor
Andrea Roger Melchior, Product ­Manager Payments, Finnova

 

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