Grüsse aus dem Jenseits: Wenn Tote als Avatar auferstehen
Von der Vergangenheit zur Gegenwart: Forscher Tobias Kreienbühl erweckt eine Verstorbene mittels Avatar zum Leben. Er lässt sie durch ein "3D Looking Glass" in einer Sonder-Ausstellung des Hexenmuseums sprechen. Ein Projekt, das exemplarisch zeigt, was künftig möglich sein wird.
Stellen Sie sich vor, eine verstorbene Urgrossmutter spricht in 3D aus einem Bilderrahmen zu Ihnen. Ähnliches erleben Besuchende des Hexenmuseums im Schloss Liebegg. Passend zu der Sonderausstellung "JENSEITS der Zeit – Tod und Unsterblichkeit" erzählt Constance Hunziker, eine ehemalige Bewohnerin des Schlosses, so aus ihrem Leben.
Hinter diesem Blickfang steckt der AR-VR Experte Tobias Kreienbühl. Er forscht an der HSLU am Immersive Realities Research Lab und wurde für dieses Projekt angefragt.
Er nutzte ein Avatar-Tool, um den Fotografien von Constance Hunziker neues Leben einzuhauchen. Dieses stützt sich auf Bilder von ihr aus den Jahren 1910 bis 1930. Mit künstlicher Intelligenz generierte es einen Avatar-Vorschlag, den Kreienbühl nachbearbeitete und animierte.
"Ein sprechendes 3D-Bild in einem Bilderrahmen ist ungewöhnlich anzusehen", sagt der Forscher. Aber wie wird aus einem flachen Bild ein lebendiger, dreidimensionaler Avatar? Das Geheimnis dahinter ist das 3D Looking Glass, ein spezielles Display, das Tiefe simuliert. Es nutzt ein Konzept, das viele als «Wackelbilder» kennen.
Kreienbühl erläutert: "Durch leicht versetzte Rasterbilder und eine spezielle Oberflächenstruktur wird ein 3D-Effekt erzeugt."
Raster mit 48 Bildern aus verschiedenen Richtungen. (Source: HSLU)
Die Bilder werden überlagert. So entsteht auf dem Looking Glass mithilfe seiner speziellen Display-Oberfläche ein 3D-Bild. (Source: HSLU)
Das Projekt demonstriert, wie man heute unkompliziert einen 3D-Avatar kreieren kann. "Der nächste Schritt wäre die Verwendung von volumetrischen Videos", sagt Kreienbühl. Diese bringen echte Menschen in extended Reality (XR) Erlebnisse.
Aljosa Smolic, ein Experte in diesem Bereich an der HSLU, forscht an solchen Videos für andere Museen. Er sagte in einem Interview: "Wenn man realistisch rekonstruieren will, sind volumetrische Videos der richtige Weg. Speziell an diesen Videos ist, dass die Betrachtenden die Perspektive frei wählen und sich im Video bewegen können, um Szenen aus verschiedenen Winkeln zu betrachten."
Der Avatar von Constance Hunziker in der Museums-Ausstellung (Source: HSLU)
Tobias Kreienbühl fasziniert das Design von Avataren, besonders auch im Kontext von Videospielen. Aktuell widmet er sich in seiner Master-Arbeit einem eigenen Videogame, das sich thematisch mit der Hexenverfolgung auseinandersetzt.
Dieser Artikel erschien zuerst im Informatik-Blog der Hochschule Luzern.