Finalspark tüftelt an einem lebenden Prozessor
In künftigen Computern stecken möglicherweise Bioprozessoren aus menschlichen Neuronen. Das Schweizer Start-up Finalspark arbeitet an der Verwirklichung dieser Vision. Es lancierte unlängst eine Remote-Forschungsplattform für Experimente an biologischen Neuronen.
![(Source: Planetz / stock.adobe.com)](https://data.netzwoche.ch/styles/np8_full/s3/media/2024/06/05/adobestock_641643801.jpeg?itok=TMNB-Ref)
Der Computerprozessor der Zukunft lebt - vielleicht. Daran arbeitet zumindest Finalspark, ein Start-up mit Hauptsitz in Vevey. Zusammen mit Forschungsinstitutionen will das Unternehmen den weltweit ersten lebenden Prozessor bauen. Basieren soll er auf lebenden menschlichen Neuronen. Er soll Informationen lernen und verarbeiten können und obendrein auch eine Million Mal weniger Strom verbrauchen als herkömmliche digitale Prozessoren, wie Finalspark in einer Mitteilung schreibt.
Noch gibt es diesen Prozessor nicht. In der Mitteilung spricht Fred Jordan, Mitbegründer von Finalspark, von einem ehrgeizigen Ziel, das nur durch internationale Zusammenarbeit erreicht werden könne. Das Start-up lancierte jedoch unlängst eine Onlineplattform, auf der Forschende weltweit aus der Ferne Experimente an biologischen Neuronen in vitro durchführen können sollen.
Stammzellen vom Provider
Rund um die Uhr biete die Plattform Zugang zu 16 menschlichen Gehirnorganoiden, schreibt Finalspark. Etwas konkreter handelt es sich dabei um "neuronale Gewebe, die auf Mikroelektrodenarrays (MEAs) platziert sind, die elektrophysiologische Experimente vollständig unterstützen. Die dreidimensionalen neuronalen Strukturen haben eine lange Lebensdauer und eignen sich daher für mehrmonatige Experimente."
Das Gewebe gewinnt Finalspark aus Stammzellen, wie Mitgründer Martin Kutter auf Anfrage erklärt. Diese Stammzellen, die wiederum auf echtem menschlichem Gewebe basieren, stellt Finalspark nicht selbst her, sondern bezieht sie über einen spezialisierten Provider. "Ein Päckchen kostet zwischen 1000 und 2000 US-Dollar", erklärt Kutter.
Laut der Mitteilung bekundeten bereits drei Dutzend Universitäten Interesse, die Plattform zu nutzen. Auch an der ETH Zürich laufe ein Experiment, verrät Kutter.
Unlängst ist es Forschenden der ETH gelungen, Ionen mittels statischen elektrischen und magnetischen Feldern einzufangen und an ihnen Quantenoperationen durchzuführen. In Zukunft könnten mit solchen Fallen Quantencomputer mit deutlich mehr Quantenbits als bisher realisiert werden. Mehr dazu lesen Sie hier.
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