Radikaler Restrukturierungsversuch

Update: Vartas Kleinaktionäre gehen leer aus

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von Gayathri Albert und tme, sme

Der hochverschuldete Batteriehersteller Varta konnte sich auf ein Sanierungskonzept einigen. Dabei soll nebst einem Schuldenschnitt auch Porsche einsteigen, um das Unternehmen wieder auf die Erfolgsbahn zu lenken. Kleinaktionäre erleiden dabei einen Totalverlust.

(Source: Varta-ag.com)
(Source: Varta-ag.com)

Update vom 21.08.2024: Am 21. Juli hat der Batteriehersteller Varta, im Rahmen eines “finanziellen Neustarts” beim Amtsgericht Stuttgart ein "Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG)" eingereicht. Auf dieser Basis konnte sich der österreichische Grossaktionär Michael Tojner mit seinen Finanzgläubigern und strategischen Investoren auf ein Sanierungskonzept einigen. Dabei nehmen die Gläubiger einen Schuldenschnitt von 485 auf 200 Millionen Euro hin. Zusätzlich steuern sie noch 60 Millionen Euro in Form von vorrangig besicherten Darlehen für die Sanierung des Unternehmens bei, berichtet "Elektrobranche". 

Ein frisches Kapital von 60 Millionen Euro investiert Michael Tojner zusammen mit dem deutschen Sportwagenbauer Porsche. Damit wird Porsche zum Miteigentümer von Varta. Weitere Investoren könnten in Zukunft noch hinzukommen, heisst es weiter. 

Leer gehen die Kleinaktionäre aus, da Varta von der Börse genommen wird. Laut Varta-Chef Michael Ostermann habe man alles versucht, sie mit an Bord zu nehmen, doch rechtlich gesehen sei dies nicht möglich. Viele Aktionäre bemängeln diese Aussage, denn Varta konnte aufgrund des fehlenden geprüften Jahresabschlusses keinen Prospekt erstellen, was notwendig gewesen wäre für eine breite Kapitalerhöhung. 

Kritisiert wird auch die Rolle von Michael Tojner in der aktuellen Situation. Denn er bleibt trotz seiner zahlreichen Fehlentscheidungen mit 30 Millionen Euro an den Vermögenswerten des Unternehmens beteiligt. 

 

Originalmeldung vom 22.07.2024:

Batteriekonzern Varta kämpft ums Überleben 

Der deutsche Batteriehersteller Varta ist hochverschuldet. Im Kampf ums Überleben hat das Unternehmen ein Restrukturierungsvorhaben angekündigt - dabei sollen Alt-Aktionäre aus dem Unternehmen gedrängt werden, wie "Finanzen.net" berichtet.

Der Hersteller ist schon länger schwer angeschlagen und versucht deshalb mittels Verfahren einen "finanziellen Neustart" zu erreichen, wie Varta mitteilt. Das Unternehmen reichte am Sonntag, 21. Juli, beim Amtsgericht Stuttgart ein "Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG)" ein. Dieses Gesetz soll verhindern, dass operativ lebensfähige Unternehmen Bankrott gehen. Es bedeutet aber auch, dass Aktionäre und Gläubiger keine Rechte mehr besitzen. 

Wertverlust der Aktien

Varta verkündete zwar die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Schutz von Gläubigerinteressen. Jedoch sehen die Restrukturierungspläne eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro vor. Dadurch würden sämtliche bestehenden Aktien ihren Wert verlieren und Varta könnte nicht mehr an der Börse gehandelt werden. 

Grosse Gläubiger zeigen sich den Plänen gegenüber skeptisch, wie "Finanzen.net" weiter berichtet. Die Möglichkeit nach dem Kapitalschnitt frische Mittel zu geben und damit an Varta beteiligt zu sein, bliebe dem Mehrheitsaktionär Porsche vorbehalten. Dies entspreche nicht einer fairen Gleichbehandlung.  

Insgesamt schulde Varta institutionellen Kreditgebern, darunter Banken und Hedgefonds, rund eine halbe Milliarde Euro in Form eines Konsortialkredits und Schuldscheinen. Die Varta-Aktie habe indes bereits rund 80 Prozent an Wert verloren. 
 

Übrigens: Zum Jahresbeginn musste Varta ausserdem aufgrund eines Cyberangriffs seine Produktion herunterfahren. Mehr dazu lesen Sie hier.

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