Innovationsboost durch digitale Souveränität
Digitale Technologien bieten Antworten auf die drängenden gesellschaftlichen Fragen von heute. In Sachen Datenschutz herrscht jedoch Unsicherheit. Dabei kann die Schweiz gerade bezüglich digitaler Souveränität den entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen und zum Innovationsführer avancieren.
40 Prozent der Befragten des «Sorgenbarometers», einer jährlich im Auftrag der Credit Suisse durchgeführten Umfrage, zeigten sich im vergangenen Jahr über steigende Gesundheitskosten in Form von Krankenkassenprämien besorgt. Mit dem Klimawandel und der Zukunft der AHV landeten zwei weitere Dauerbrenner auf dem Treppchen, gefolgt von den Beziehungen zur EU und Energiefragen. Politik und Wirtschaft stehen vor einer Herkulesaufgabe. Die Digitalisierung soll es richten.
KI als Game Changer
Digitale Technologien bieten heute schon vielversprechende Ansätze, um – direkt oder indirekt – zentrale gesellschaftliche Herausforderungen anzupacken. Beim Thema Gesundheitskosten lohnt sich ein Blick in die Medizin: Der ergänzende Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) ist heute schon Usus. Die Technologie kann etwa in der Radiologie bei der Auswertung von Bilddaten unterstützen. In der Intensivmedizin überwacht sie die Vitaldaten von Patientinnen und Patienten und schlägt bei Anzeichen auf septische Schocks bereits bis zu zehn Stunden vor deren Eintreten Alarm. KI ersetzt dabei nicht den Menschen, entlastet aber an neuralgischen Stellen hochqualifizierte Fachkräfte. Und spart Geld. So auch im Finanz- und Versicherungswesen. Dort deckt KI Unregelmässigkeiten und Betrugsversuche auf. Szenarien zur Risikoprüfung lassen sich deutlich schneller als mit herkömmlichen Mitteln erstellen und machen die Prozesse nicht nur einfacher, sondern auch schneller, zuverlässiger und günstiger.
Technologie als Problemlöser
Der Segen digitaler Technologien erstreckt sich weit über KI hinaus. Komplexe und skalierbare Cloud-Umgebungen haben den KI-Siegeszug überhaupt erst ermöglicht. Es ist eine Frage der Zeit, bis hochleistungsfähige Quantencomputer komplexe Systeme in Echtzeit steuern. Stromnetze könnten damit ihre Auslastung optimieren, was die Versorgungssicherheit erhöht. Auch selbstfahrende Züge, die eigenständig miteinander kommunizieren und bei Abweichungen die optimale Route kalkulieren, wären denkbar.
Restrisiko Datenschutz
Bei aller Euphorie über die Errungenschaften der digitalen Transformation heben Datenschützer jedoch mahnend den Zeigefinger. Nahezu all diese Technologien erfordern massive Investitionen und konzentrieren sich auf vergleichbar wenige grosse Anbieter, meist aus den USA oder Fernost. In puncto Datenschutz gelten dort andere Gesetze. Das verunsichert.
Digitale Souveränität als Wettbewerbsvorteil
Dabei sind Datensicherheit und -souveränität zentrale Felder für die Digitalisierung, Tendenz steigend. Die unsichere Weltlage und geopolitischen Veränderungen erfordern vertrauenswürdige lokale Alternativen für sensible Daten. Gerade weil sie nicht von der rigiden EU-Gesetzgebung abhängig ist, spielt die Schweiz hier eine besondere Rolle. Die EU legt Datenschutzstandards sehr hoch und versucht, Risiken durch antizipierende Regulierung zu verhindern. Sie lähmt dadurch Innovationen. Macht der Gesetzgeber hierzulande seine Hausaufgaben richtig und lässt bei der Ausgestaltung des regulatorischen Rahmens den notwendigen Freiraum, kann die Schweiz zum Innovationsführer auf dem europäischen Kontinent werden. Gleichzeitig muss sie aber auch den Gesetzgebungsprozess beschleunigen, um mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten. Unternehmen, die ihre Daten adäquat schützen und gleichzeitig von der Innovationskraft digitaler Technologien profitieren wollen, tun also gut daran, auf lokale Akteure zu setzen.