Wie Riverbed den SD-WAN-Markt aufmischen will
Riverbed hat den Schritt hin zu softwaredefinierten Lösungen gemacht. Der Netzwerkanbieter, der sich neben marktdominierenden Unternehmen wie Cisco behaupten muss, will aber nicht nur dabei sein, sondern an die Spitze des SD-WAN-Marktes gelangen. Um dies zu erreichen, hat das Unternehmen an seinem Partner- und Kundenevent "Disrupt" in New York gleich mehrere Lösungen vorgestellt.
Zum ersten Mal hat Riverbed seinen jährlichen Kunden- und Partner-Event "Disrupt" in einem grösseren Format durchgeführt. Der Anbieter von Netzwerktechnik wählte die südliche Spitze Manhattans, das Herz des Financial District, als Schauplatz für seine Veranstaltung. Mit den rund 400 Teilnehmern blieb der Event jedoch überschaubar.
Riverbed-CEO Jerry Kennelly eröffnete die Veranstaltung mit einem Eingeständnis: Der Anbieter sei spät in den Markt für Netzwerktechnik eingetreten. Mit den bisherigen Lösungen positionierte sich Riverbed nach eigenen Angaben im Markt des Mainstream-Networking. Jetzt geht die Firma den nächsten Schritt. Mit den neuen Software-Defined-WAN-Lösungen (SD-WAN) betritt Riverbed den Markt der Cloud-Plattformen.
Digital Transformation betrifft auch die Netzwerk-Infrastruktur
Die neuen Lösungen sollen laut Hersteller Kunden darin unterstützen, die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern. Der Event stand dementsprechend unter dem Motto "Digital Transformation". "Die digitale Transformation ist kein Buzzword mehr", sagte Marketingchef Subbu Iyer.
Die digitale Transformation verändere Industrien grundlegend, und der Bedarf nach digitaler Veränderung käme von der Kundenseite. Bei der IT wollen Kunden mehr Flexibilität. Jedoch könne die IT-Infrastruktur mit den Entwicklungen nicht mithalten. Zahlen von IDC zeigen laut Iyer, dass 60 Prozent der Digitalisierungsinitiativen aufgrund fehlender IT-Infrastruktur nicht umgesetzt werden können. Im Bereich der Cloud-Netzwerke brauche es neue Massstäbe. Und diese will Riverbed mit seinen neuen Produkten setzen.
Deswegen entwickelte Riverbed die Lösung Steel Connect. Mit der SD-WAN-Lösung für die Cloud müssen Router nicht mehr individuell konfiguriert, sondern können über den Netzwerkadministrator Steel Connect Manager verwaltet werden, wie General Manager Paul O' Farrell erklärte.
Konfiguration mit ein paar Klicks
Wie man sich das genau vorstellen muss, veranschaulichte Angelo Comazzetto, technischer Verantwortlicher für die Cloud bei Riverbed, in einer Demo. Er holte sich dazu einen neuen Router von Riverbed, den er mit dem Steel Connect Manager verwalten wollte. Um den Router im System zu registrieren, musste er nur dessen Seriennummer in der Benutzeroberfläche eingeben – und schon wurde dieser vom System angezeigt.
Auf diese Weise sollen Unternehmen über WAN, LAN oder die AWS- und Azure-Cloud ihr softwaredefiniertes Netzwerk aufsetzen können. Die Konfigurierung sei auch ohne Hardware von Riverbed möglich. "Ich gebe Steel Connect den Auftrag, und das System führt ihn aus“, sagte Comazzetto. Es sei möglich, individuell zu bestimmen, welche Applikation etwa über die Cloud angewendet werden soll, oder welcher Datenverkehr über eine MPLS-Verbindung zu laufen habe.
Die Technologie für die SD-WAN-Lösung kommt vom Start-up Ocedo, das Riverbed im Januar übernahm. Seit April testen rund 50 Partner in einem Early Access Program die Version 1.0 der Lösung, wie O’Farrell sagte. Ab Oktober sei die Version 2.0 weltweit verfügbar.
SD-WAN für Zweigstellen
Steel Connect 2.0 war nicht die einzige SD-WAN-Lösung, die Riverbed vorstellte. O’Farrell präsentierte das Produkt für Zweigstellen: Riverbed Cloud-Ready Branch. "Die Infrastruktur von Zweigstellen, wie etwa Ölbohrplattformen, soll so einfach zu bedienen sein wie ein Smartphone“, sagte der Manager.
User könnten mit der Lösung bestimmen, welche IT-Dienste sie für welche Zweigstelle ihres Unternehmens bräuchten. Als Basis dafür dient die Plattform Steel Fusion, mit der die IT einer Zweigstelle zentral verwaltet werden kann. Steel Fusion kann neu auch mit IBMs Cloud verknüpft werden.
Ein weiteres Produkt in der Reihe der neuen SD-WAN-Systeme stellte Senior Vice President Mike Sargent dem Publikum vor. Mit der Steel Central könne alles überwacht werden, was in einem Netzwerk passiert. Riverbeds Softwareingenieure erweiterten Steel Central um eine Cloud-Funktion. Steel Central SaaS biete Durchblick im Netzwerk in Echtzeit in- und ausserhalb der Cloud. Mit der Applikation will Riverbed den Markt anführen, verkündete Sargent.
An der Konferenz wurde deutlich, dass sich Riverbed in dem von Cisco dominierten Netzwerkmarkt etablieren will. Um dies zu erreichen, lancierte das Unternehmen gleich vier neue SD-WAN-Lösungen. Zudem erweitert die Firma ihre Möglichkeiten, indem das Produkt Steel Connect auch ohne Hardware von Riverbed angewendet werden kann. Ob es Riverbed gelingt, sich mit den softwaredefinierten Lösungen und dem cloudzentrierten Ansatz im Netzwerkmarkt durchzusetzen, bleibt abzuwarten.