Nachgefragt

"Auf C# zu setzen, scheint eine gute ­Berufswahl zu sein"

Uhr
von Interview: Yannick Chavanne, Übersetzung: Gianna Crivelli

Mark Wilcox ist Senior Analyst bei Vision Mobile. Das britische Analyseunternehmen ist auf den Entwicklerbereich ­spezialisiert. Wilcox erklärt die Entwicklung des Berufs hinsichtlich technischer wie sozialer Kompetenzen.

Mark Wilcox ist Senior Analyst bei Vision Mobile. (Quelle: Vision Mobile)
Mark Wilcox ist Senior Analyst bei Vision Mobile. (Quelle: Vision Mobile)

Warum verlangen Unternehmen vermehrt Soft Skills bei ­Entwicklern?

Mark Wilcox: Für Unternehmen hat Software heute weit mehr als nur eine einfache Support-Funktion. Sie ist für die gute Geschäftsentwicklung zentral. Die Businessabteilungen müssen also vermehrt mit den Entwicklern zusammenarbeiten. Deswegen sind Soft Skills immer gefragter. Ich glaube übrigens, dass dies auf den ganzen IT-Sektor zutrifft. Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Nachfrage nach Kommunikationsfähigkeiten sehr gross ist. Dies gilt auch für Kompetenzen in der Projektleitung sowie für Businesskenntnisse. Das ist natürlich eine günstige Gelegenheit für einige Entwickler. Aus Sicht der Arbeitgeber können solide Soft Skills nämlich durchschnittliche technische Kenntnisse ausgleichen. Die Lernfähigkeit scheint mir auch ein Vorteil zu sein. Mit Sicherheit ist sie genauso wichtig wie die Beherrschung mehrerer Programmiersprachen. Umfragen von Vision Mobile zeigen aber, dass die Lernfähigkeit nicht sehr verbreitet ist. Von Region zu Region ist dies jedoch unterschiedlich. Der Anreiz für Veränderungen und den Erwerb von Fähigkeiten ist in den USA und Grossbritannien beispielsweise stärker als in China. Der Mangel an qualifizierten Entwicklern ist hingegen ein weltweites Phänomen.

Wie entwickelt sich der Beruf hinsichtlich der Hard Skills?

Die Tendenz geht in Richtung Architekturen, die sich an Microservices orientieren. Dies spornt die Entwickler dazu an, die für jeden Beruf am besten geeigneten ­Programmiersprachen und Tools zu nutzen. Die ­Technologien werden also nach spezifischen Anforderungen ausgewählt. Diese Anforderungen betreffen zum Beispiel die Schnelligkeit der Inbetriebnahme, eine erhöhte Leistung oder die Bearbeitung in Echtzeit. Indem monolithische Anwendungen in mehrere Dienstleistungen aufgeteilt werden, müssen diese nicht mehr auf den gleichen Programmiersprachen zu basieren. Für Unternehmen zeigt sich die Kehrseite der Medaille dieser ­Unabhängigkeit zwischen Microservices darin, dass sich dadurch die notwendigen technischen Kenntnisse vervielfachen. Deswegen sind Entwickler, die mehrere Programmierumgebungen beherrschen, natürlich sehr gefragt.

Was fällt Ihnen bei der Nutzung von verschiedenen ­Programmiersprachen auf?

Die Nachfrage nach Javascript steigt, jene für Java bleibt stabil. Auch PHP ist immer noch sehr gefragt. Das erstaunt mich. Die meisten CMS basieren auf PHP. Ich dachte jedoch, dass mit den API-first-CMS die Nutzung von PHP zurückgehen wird. Momentan sieht es jedoch nicht danach aus. Die Entwicklung von C# sieht interessant aus. Microsoft hat sich für andere Plattformen ­geöffnet, vor allem durch den Aufkauf der Cross-Plattform und Entwicklerlösung Xamarin. Auf diese Weise rückte das Unternehmen C# wieder ins Rampenlicht. Diese Programmiersprache entwickelt sich besser als Java, auch was Server betrifft. Ich glaube, dass C# auch weiterhin so gefragt bleiben wird. Auf C# zu setzen, scheint mir auf jeden Fall eine gute Berufswahl für Entwickler zu sein.

Was halten Sie von der Begeisterung für DevOps-Kenntnisse?

Der DevOps-Ansatz liegt sehr im Trend. Wie aber schon oft werden Mode-Konzepte falsch interpretiert. Es gibt Arbeitgeber, die DevOps-Stellen ausschreiben, obwohl es sich bei DevOps gar nicht um eine neue Funktion handelt. Bei dem Konzept geht es um die Art, sich zu organisieren und darum, bei der Umsetzung von Prozessen zusammenzuarbeiten. Diese Methode setzt den Erwerb von neuen Hard und Soft Skills voraus. Und zwar bei Entwicklern wie bei Administratoren. Es gibt einen gros­sen Mangel an Personal, das in einer DevOps-Umgebung zusammenarbeiten kann. Es ist kein Zufall, dass diese Personen im Allgemeinen sehr gut bezahlt werden. Meiner Meinung nach brauchen DevOps-Methoden noch eine gewisse Zeit, um sich zu verbreiten. Es ist möglich, dass die Nachfrage mittelfristig stark ansteigt und dann nachlässt, sobald neue Automatisierungstools aufkommen und an Beliebtheit gewinnen.

Webcode
8640