Dell EMC World 2016

Michael Dell: "We are number one in everything, all in one place"

Uhr

Seit dem 18. Oktober läuft die drei Tage dauernde "Dell EMC World". Es ist die erste offizielle Hausmesse der beiden Unternehmen nach dem Zusammenschluss. Und es wird die letzte in Austin sein.

Drei Tage dauert die Hausmesse "Dell EMC World", die seit dem 18. Oktober laut offiziellen Angaben rund 8000 Kunden, Partner, Analysten und Journalisten in die Hauptstadt von Texas lockte. Mit Spannung erwarteten die Besucher im Conference Center von Austin den Auftritt ihres Stars, Michael Dell.

Anders als zur Verabschiedung von EMC-CEO Joe Tucci an der "EMC World" in Las Vegas Anfang Mai gab es dieses Mal keine Standing Ovations, sondern "nur" frenetischen Applaus. Ob Michael Dell diesen verdiente, muss er erst noch beweisen. Klar ist, dass Dell mit der Übernahme von EMC das grösste privat kontrollierte Technologieunternehmen der Welt geschaffen hat. Mit einem erwarteten Jahresumsatz von 74 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme kostete Dell 67 Milliarden Dollar, finanziert durch Banken und Private-Equity-Firmen.

Dabei ist es erst ein Jahr her, dass Michael Dell eben hier in Austin an der "Dell World 2015" ankündigte, dass er EMC übernehmen wolle. Ein Videoeinblender während seiner Keynote erinnerte ihn an seine damaligen Worte: "Werde gross oder geh nach Hause!" Jetzt sagte er: "Es stellt sich nun heraus, dass niemand nach Hause gegangen ist." Zumindest er nicht. Michael Dell schickt sich gerade an, die globale IT-Industrie aufzumischen.

Michael Dell sagte, er fühle sich befreit, seit er sein Unternehmen vor rund zwei Jahren von der Börse nahm. Eine "Plage" nannte er das Quartalsdenken der Börse. Im Gegensatz zu börsenkotierten Unternehmen könne Dell Technologies die Geschäftsstrategie langfristig ausrichten. "Wir können nun in einem Zeithorizont denken, der in Dekaden gemessen wird", sagte er.

Dell will digitale Transformation anführen

Nun, nach dem Zusammenschluss mit EMC und den zahlreichen weiteren Unternehmen der EMC-Föderation, wie etwa VMware, Pivotal und Virtustream, will Michael Dell nichts Geringeres, als die digitale Transformation als globales Technologieunternehmen anführen. "We are number one in everything, all in one place", rief er ganz unbescheiden ins Publikum. Tosender Applaus. Nummer eins sei Dell Technologies bei Converged-Systemen, Servern, Speichern, Flash-Storage, Software-Defined Storage, Virtualisierung und noch mehr.

Seit 15 Quartalen sei Dell zudem im PC-Business gewachsen, während andere Anbieter Marktanteile verloren hätten. Und es sei ein Wettbewerbsvorteil, alles aus einer Hand anbieten zu können. Er habe noch keinen Kunden sagen hören, er wolle möglichst viele Lieferanten und möglichst viele Ansprechpartner für die Betreuung seiner IT-Infrastruktur haben. "Wir wollen der 'Trusted Provider' essenzieller IT-Infrastruktur für die nächste industrielle Revolution sein", rief Dell von der Bühne.

In drei Schritten zum Service-Provider

Dell Technolgies will seinen Kunden indes nicht nur bei der Transformation der IT, sondern auch bei der Transformation der Geschäftsmodelle helfen. Dies soll in drei Schritten geschehen: erstens mit der Modernisierung des Rechenzentrums durch Dell-EMC-Hardware, zweitens mit der Automatisierung der IT durch VMware, und drittens mit der Transformation der IT durch Virtustream. Damit sollen Unternehmen ihr Geschäftsmodell zu Service-Providern transformieren können.

Diese Transformation der Geschäftsmodelle ist auch nötig, wie es General-Electric-CEO Jeffrey Immelt in einer Videobotschaft während der Keynote von Michael Dell auf den Punkt brachte: "Du gehst ins Bett als Industrieunternehmen und wachst auf als Daten- und Analytics-Unternehmen." Dass sich Unternehmen mit der digitalen Transformation befassen müssen, ist also unausweichlich. Big Data und Analytics sind dabei die Kernbestandteile der neuen Geschäftsprozesse. Laut Michael Dell werden in den nächsten 15 Jahren 200 Milliarden Devices mit dem Internet verbunden sein – heute sind es 8 Milliarden. Sie generieren nicht nur eine Flut von Daten, sondern würden auch Innovation und Fortschritt befeuern. "Es ist der Sonnenaufgang einer neuen Ära, die digitale Morgendämmerung", sagte Michael Dell.

Und diese neue Ära will er prägen. Dafür investiert das Unternehmen jedes Jahr 4,5 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung. "Das ist doppelt so viel wie unser nächster Mitbewerber", sagte er.

Multi-Cloud ist die Zukunft

Natürlich geht bei Dell Technologies insbesondere nach dem Zusammenschluss mit EMC auch nichts ohne die Cloud. Aber Michael Dell beschwört nicht nur das Modell der Hybrid Cloud. Vielmehr werden ihm zufolge in Zukunft viele verschiedene Clouds miteinander verbunden sein.

Unternehmen würden in Zukunft eine Vielzahl von Service-Providern nutzen. Mit Pivotal, VMware und Virtustream sollen Workloads "easy" zwischen AWS, Google, Azure und privaten Clouds herumjongliert werden können. "Wir werden in einer Multi-Cloud-Welt leben und Dell wird die Software liefern, um das Ganze zu managen."

Keine Hausmesse ohne neue Produkte

Aber nicht nur Software will Dell Technologies dafür liefern, sondern auch Hardware. Dazu präsentierte Dell einen Reigen neuer Produkte:

So erweitert Dell sein Portfolio an hyperkonvergenten Systemen und präsentiert eine neue Anwendung namens "VxRail". Sie basiert auf Poweredge-Servern, ist für den Einstiegsbereich gedacht ist und soll unter 15’000 US-Dollar kosten. Das leistungsstarke VxRack-System 1000 soll als hyperkonvergente Infrastruktur in grossen Rechenzentren eingesetzt werden.

Dell EMC präsentierte auf der "Dell EMC World" ausserdem ein neues Mitglied der Produktfamilie Dell EMC Isilon, das die Hochleistungs-Flash-Technologie mit seiner NAS-Plattform vereinen soll.

Zudem stellte Dell EMC eine neue Analytics-Lösung und ein neues Endpoint-Security- und Management-Portfolio vor. Letzteres umfasst Technologien von Dell, Mozy by Dell, RSA und VMware Airwatch und beinhaltet Data-Protection-, Back-up- und Recovery-, Identity-Assurance-, und Threat-Prevention-Funktionalitäten sowie Endpoint-Device- und Application-Management-Fähigkeiten.

Letzte Hausmesse in Austin

Ob das die richtigen Produkte sind, um im Markt erfolgreich zu sein, und wie sich das Geschäft des privat gehaltenen Techgiganten Dell Technologies im Markt schlägt, wird sich zeigen. Michael Dells Pläne zumindest sind typisch amerikanisch ambitiös. Wer an den Zusammenschluss von Dell und EMC denkt, muss fast zwangsläufig auch an die Trennung von Hewlett-Packard Enterprise (HPE) und HP Inc. denken. Michael Dell setzt auf Grösse ("scale"). HPE verspricht sich von der Trennung flinker zu sein ("nimble"). Es sind zwei Konzepte, die dasselbe Ziel haben: Das Überleben am Markt zu sichern und zu wachsen.

Diese "Dell EMC World" ist übrigens die erste und zugleich die letzte in Austin. Damit verliert die Stadt pro Jahr 8 Millionen Dollar an Einnahmen, wie lokale Medien berichten. Austin sei zu klein, um die im nächsten Frühling erwarteten knapp 20'000 Besucher von Dell und EMC unterzubringen und die Produkte der gesamten Dell-Technologies-Familie adäquat zu präsentieren. Das sind keine guten Neuigkeiten für die Hauptstadt von Texas, in deren Norden, in Round Rock, das Dell-Hauptquartier beheimatet ist.

Die nächste "Dell EMC World" soll Anfang Mai 2017, wie früher die EMC World, in Las Vegas stattfinden.

Webcode
DPF8_10287