So schlägt sich Nutanix in der Coronakrise
Die Corona-Pandemie führt Nutanix zurück zu den Wurzeln, sagt CEO Dheeraj Pandey. Im Interview spricht er über die aktuellen Herausforderungen für das US-Unternehmen, die Reaktionen auf Kundenseite und neue Möglichkeiten in der Krise.
Die Weltwirtschaft stürzte durch die Covid-19-Pandemie unerwartet in Turbulenzen. Wie hat sich die Krise auf Nutanix ausgewirkt?
Dheeraj Pandey: Wir freuen uns, ein solides Quartal abgeschlossen zu haben, insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Unsicherheit, die durch die Pandemie verursacht wurde. Wir freuen uns auch, dass wir in der Lage sind, unsere Kunden mit geschäftskritischen Lösungen zu unterstützen, wenn sie sich in der Landschaft der zukünftigen Arbeitswelt zurechtfinden wollen. Unser kurzfristiger Schwerpunkt liegt auf einem durchdachten Cash- und Kostenmanagement, während wir uns proaktiv darauf vorbereiten, aus dieser Zeit mit der Fähigkeit hervorzugehen, langfristiges Wachstum zu erzielen und unser Geschäft mit dem Markt zu skalieren.
Wie ist Nutanix mit Herausforderungen wie Homeoffice oder Lieferkettenproblemen umgegangen?
Nun, angefangen bei den Mitarbeitern, hatte Covid-19 zunächst Auswirkungen auf den EMEA-Raum und die USA. Unser globaler Mitarbeiterstamm begann, von zu Hause aus zu arbeiten. Wir hatten zwar nie mit einer so abrupten Veränderung unseres Arbeitsumfelds gerechnet, doch war dies ein äusserst reibungsloser Übergang, da wir dank unserer eigenen Technologie in der Lage waren, unseren Mitarbeitern die Arbeit aus der Ferne zu ermöglichen. Innerhalb von zwei Wochen wechselten wir von Mitarbeitern, die zu 70 Prozent in unseren Büros arbeiteten, zu fast 100 Prozent aus der Ferne - ohne Betriebsunterbrechungen.
Wie war es für Sie, als CEO von zu Hause aus zu arbeiten?
Einige unserer Produktivitätsvorteile sind zum Teil darauf zurückzuführen, dass wir "unseren eigenen Champagner trinken", wie unser CIO gerne sagt. Da unsere Systeme für die Telearbeit gut eingerichtet sind, konnte unsere Mitarbeiterproduktivität stabil gehalten und in einigen Fällen sogar verbessert werden. Auch das Mitarbeiter-Engagement hat einen leichten positiven Aufwärtstrend erfahren.
In welchen Bereichen mussten Sie Ihre Pläne ändern?
Wir haben für viele unserer Mitarbeiter auf der ganzen Welt zwei nicht aufeinander folgende Wochen unbezahlter Freizeit eingeführt: jeweils eine Woche im 4. Quartal 2020 und im ersten Quartal 2021. Wir haben diese Massnahme sorgfältig koordiniert, um die Auswirkungen auf unsere Kunden und unsere Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten. Dabei gaben wir vorübergehenden Schritten wie Beurlaubungen Vorrang vor dauerhaften Änderungen wie Entlassungen. Wir glauben auch an eine Lastenteilung auf allen Ebenen der Organisation; und so hat unser Führungsteam ab April eine 10-prozentige Gehaltskürzung beschlossen.
Hat sich die Nachfrage bei Ihren Kunden verändert?
Von März bis April verzeichneten wir eine steigende Nachfrage nach unseren IT-Angeboten für Endbenutzer, die sowohl VDI- als auch Desktop-as-a-Service-Lösungen umfassen. Im Rest unseres Geschäfts stellten wir fest, dass einige Modernisierungsprojekte in die kommenden Quartale verschoben wurden, da sich die finanzielle Situation unserer Kunden rasch veränderte.
Wie unterstützen Sie Partner und Kunden im Moment?
Die aktuelle Zeit stellt unsere Fähigkeit auf die Probe, den beispielhaften Service zu bieten, den unsere Kunden und Partner von Nutanix erwarten - auch wenn unser gesamtes Team von zu Hause aus arbeitet. Anfang März teilten wir unsere Absicht mit, weiterhin einen 24/7-Support aus der Ferne anzubieten. Dank der harten Arbeit und des Engagements unserer Mitarbeiter konnten wir zahlreiche positive Reaktionen unserer Kunden erzielen.
Hat die Krise Ihre finanziellen Erwartungen für das Jahr 2020 verändert?
Wir waren mit unserer Leistung im dritten Quartal zufrieden, und tatsächlich lagen unsere endgültigen Ergebnisse trotz schwieriger Marktbedingungen geringfügig über den vorläufigen Spannen, die wir vor einigen Wochen angekündigt hatten. Die TCV-Billings beliefen sich auf 380 Millionen US-Dollar, ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und die TCV-Einnahmen betrugen 314 Millionen Dollar, ein Plus von 18 Prozent. Beide Kennziffern lagen ungefähr in der Mitte unserer Prognose, die wir bei unserem letzten Umsatz-Call abgegeben hatten. Die Gesamteinnahmen in Höhe von 318 Millionen US-Dollar sind im Vergleich zum Vorjahr wieder zweistellig gewachsen, und zwar um 11 Prozent. Trotz eines Umsatzrückgangs infolge der fortgesetzten Umsetzung unseres Abonnementmodells und des Wegfalls von Hardware haben wir auch beim Gewinn je Aktie eine starke Leistung erzielt.
Wie wird Ihrer Meinung nach die derzeitige Situation die IT-Branche verändern?
In den vergangenen zehn Jahren haben wir Millionen von Arbeitsplätzen zuverlässig an grosse und kleine Unternehmen geliefert. Wir glauben, dass sich die zukünftige Arbeit durch diese Pandemie erheblich verändert, ebenso wie die Zukunft des Gesundheits- und Bildungswesens. Unsere Arbeit im Gesundheits- und Bildungswesen wird in den kommenden Jahren weitgehend von IT-Umgebungen abhängen, die über eine Cloud bereitgestellt werden, jedoch ohne die Last des Umprogrammierens älterer Anwendungen. Hyperkonvergente Infrastruktur, jetzt als Multi-Cloud-Infrastruktur-als-Service (IaaS), spielt eine entscheidende Rolle bei der Verlagerung in die Cloud, sowohl privat als auch öffentlich. Ganz so, wie es die Virtualisierung vor mehr als einem Jahrzehnt tat, indem sie ein neues Betriebsmodell ohne Änderung älterer Anwendungen oder Betriebssysteme bot.
Wird es Gewinner und Verlierer geben?
Dies ist zwar eine Zeit grösserer Unsicherheit, aber es ist auch eine Zeit grösserer Chancen. Die meisten langlebigen Unternehmen, die ihr erstes Jahrzehnt überstanden haben, durchliefen während einer Rezession einen Reifungsprozess und gingen gestärkt daraus hervor. Wir waren in der Lage, die Situation schnell einzuschätzen und informierte Echtzeit-Änderungen an unseren Prozessen vorzunehmen.
In einem Interview mit Yahoo Finance sagten Sie kürzlich: "Momente der Krise geben einem die Gelegenheit, sich neu zu erfinden". Werden Sie Nutanix neu erfinden?
Die Konzentration auf das End-User-Computing bringt uns zurück zu unseren Wurzeln. Damals bestand ein viel grösserer Teil unseres Geschäfts in der Unterstützung virtueller Desktop-Anwendungen, vor allem für die in den USA ansässigen Regierungsorganisationen. Vor 10 Jahren verfolgten wir einen konträren Ansatz und setzten auf VDI als die Killeranwendung für unsere Architektur im Rechenzentrum. Dieser Ansatz war konträr, weil viele Experten dachten, Windows sei im Zeitalter des mobilen Computings tot, während wir ein langlebiges Windows-Mantra für das Unternehmen hatten. VDI war auch geschäftskritisch, da das gesamte Front-Office nicht einmal einen Browser hatte, wenn wir einen Ausfall hatten.
Im Jahr 2019 konzentrierte sich Nutanix auf das Thema Resilienz. Wie lautet Ihre Priorität in diesem Jahr?
Wir wurden durch die ersten Rückmeldungen zu unserer Verlagerung auf virtuelle Veranstaltungen ermutigt. Wir sind vollständig virtuell geworden und sehen vergleichbare Erträge in Form von qualifizierten Leads und virtuellen Meetings für unsere Vertriebsorganisation zu weniger als der Hälfte der Kosten. Eine weitere zentrale digitale Initiative zur Verbesserung unserer Benutzerfreundlichkeit im Geschäftsalltag ist unser Probefahrt-Produkt und -Angebot. Wir haben bei dieser Initiative zur Nachfrage-Generierung richtig Gas gegeben. Sie soll es unseren potenziellen Kunden ermöglichen, die Nutanix-Produkte über eine berührungslose Selbstbedienungsplattform auf Basis von Google Cloud zu testen.