KPMG-Umfrage

Schweizer Spitäler und Kliniken kämpfen mit der Digitalisierung

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von Nadja Baumgartner und jor

Die digitale Transformation im Schweizer Gesundheitswesen wird zwar immer wichtiger, doch die Umsetzung erweist sich als komplexer als gedacht. Spitäler und Kliniken sehen sich coronabedingt weniger gut auf die Digitalisierung vorbereitet als noch vor zwei Jahren, wie eine KPMG-Umfrage zeigt.

(Source: iconimage / AdobeStock)
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Das Schweizer Gesundheitswesen hadert mit der digitalen Transformation. Die Coronapandemie hat die Tragweite der Digitalisierung deutlich gezeigt. Das hat eine Umfrage des Wirtschaftsprüfers KPMG herausgefunden. Das Unternehmen hat 38 Schweizer Akutspitäler, Rehakliniken und Psychiatrien befragt. Diese fühlen sich nach eigener Einschätzung schlechter auf die Digitalisierung vorbereitet als noch vor zwei Jahren.

Pessimistische Selbsteinschätzung

2019 fühlten sich gemäss der Umfrage 13 Prozent der teilnehmenden Spitäler und Kliniken noch sehr gut vorbereitet – dieses Jahr stimmte niemand mehr dieser Aussage zu. Leistungserbringer, welche sich als mangelhaft befähigt sehen, hätten sich gleich verdreifacht, heisst es in einer Mitteilung zu den Studienergebnissen. "Die pessimistischere Selbsteinschätzung der Leistungserbringer basiert nicht zuletzt auf den Erfahrungen mit der Coronapandemie", erklärt Marc-André Giger, Sektorleiter öffentliche Verwaltungen bei KPMG. Die Pandemie habe sowohl die Komplexität der digitalen Transformation als auch den Nachholbedarf der Teilnehmenden dargelegt.

Allerdings hätten die Befragten nun mehr Digitalisierungsstrategien parat. Knapp ein Drittel verfüge über eine klar definierte Strategie, 2019 war dies noch bei einem Viertel der Fall. "Um für die digitale Transformation bestmöglich aufgestellt und gewappnet zu sein, ist eine klare Strategie unabdingbar", sagt Giger. "Vor dem Hintergrund der notwendigen Bewältigung der Pandemie ist aber nachvollziehbar, dass die strategische Ausrichtung auf die Digitalisierung während der letzten zwei Jahre nicht im Vordergrund stand."

Ressourcenmangel

Obwohl die Leistungserbringer ihre digitale Transformation durchaus voranbringen möchten, fehlt den Ergebnissen zufolge bei der Mehrheit das entsprechende Budget: 50 Prozent der mittelgrossen Spitäler könnten ihren heutigen Investitionsbedarf mit den verfügbaren Mitteln nicht versorgen. Fast alle mittelgrossen Spitäler meinen, sie könnten mit ihrem heutigen Budget den Bedarf in fünf Jahren nicht decken. Als grösste Hindernisse für eine schnellere Umsetzung sehen die Befragten den Mangel an Ressourcen, Komplexität der IT-Landschaft und Scheu vor radikalen Entscheidungen.

Das Problem des Ressourcenmangels liesse sich aber durch Kooperationen mit Wettbewerbern oder anderen Partnern ausgleichen. Die Umfrage zeigt jedoch eine kritische Haltung der Leistungserbringer gegenüber Zusammenarbeit und Partnerschaften. 2021 gaben knapp 30 Prozent der Befragten an, weitere Kooperationsinitiativen "nicht" oder "eher nicht" zu lancieren. 2019 hatte nur ein Fünftel der Befragten angegeben, auf Partnerschaften zu verzichten.

Patientenwohl und Kommunikation seien wichtig

Trotz der vielen Herausforderungen spiele das Patientenwohl noch immer eine wesentliche Rolle: Drei Viertel nannten die Verbesserung der Patientenerfahrung und -zufriedenheit als Motiv für die Digitalisierung. Die Kommunikation mit vor- und nachgelagerten Leistungserbringern ist laut 69 Prozent der Umfrageteilnehmer ebenso wichtig für die Umsetzung der digitalen Transformation, gefolgt von einer erwarteten Verbesserung der Patientensicherheit (62 Prozent der Nennungen).

Die ausführlichen Studienergebnisse stellt KPMG online bereit. Auch 2020 liess KPMG eine Umfrage zur digitalen Transformation der Gesundheitsbranche durchführen. Hier können Sie mehr darüber lesen.

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