EPD gewinnt an Zuspruch, aber kaum Nutzende
Der aktuelle E-Health-Barometer zeigt: Nur sehr wenige Patienten und Gesundheitseinrichtungen nutzen ein elektronisches Patientendossier. Die Bevölkerung unterstützt immerhin die Idee hinter dem EPD.
Das Swiss eHealth Forum hat seinen jährliches "eHealth Barometer" veröffentlicht. Hierzu befragte das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern zunächst rund 1400 Gesundheitsfachpersonen und Akteure aus dem Gesundheitswesen und anschliessend rund 1200 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz.
Laut den Studienautoren stehen grosse Teile der Bevölkerung dem elektronischen Patientendossier (EPD) grundsätzlich positiv gegenüber. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass das EPD noch kaum genutzt wird, auch nicht von Gesundheitseinrichtungen. Tatsächlich wurden schweizweit erst 8000 EPDs eröffnet, 7000 davon in der Westschweiz. Mehr als die Hälfte der EPDs stammt aus Genf.
(Source: Swiss eHealth Barometer 2022)
Drei Viertel der Befragten aus der Bevölkerung beurteilen das EPD als eine eher oder sehr gute Sache. Nur 16 Prozent schätzen das EPD tendenziell schlecht ein. Unklar ist allerdings, wie viele der Befragten sich darüber im Klaren sind, was das EPD genau ist. Dass dies nicht allen Befragten klar war, zeigt insbesondere die Frage nach der Nutzung des EPD.
(Source: Swiss eHealth Barometer 2022)
Sieben Prozent der Befragten gaben an, sie besässen ein EPD. Laut Studienautoren liege der reale Anteil der EPD-Nutzer im Promillebereich (circa 0,1 Prozent). Die Abweichung entstehe womöglich, "weil einige das EPD mit anderen Angeboten, beispielsweise von der Krankenkasse oder der Hausärzteschaft, verwechseln", heisst es im Ergebnisbericht
Auch Gesundheitsinstitute machen kaum mit
Bei den Gesundheitsinstituten sieht es ähnlich aus. So unterstütze zwar ein Grossteil der Befragten aus allen Sektoren die Einführung des EPD, gerade bei Spitälern (-16 Prozent) und Heimen (- 17 Prozent) ging die Zustimmung jedoch klar zurück.
(Source: Swiss eHealth Barometer 2022)
Grundsätzlich befinden auch Gesundheitseinrichtungen das EPD als eine gute Sache. Doch insbesondere Heime (-13 Prozent) und Spitäler (-8 Prozent) stehen dem EPD inzwischen kritisch gegenüber.
(Source: Swiss eHealth Barometer 2022)
Auch bei den Gesundheitsinstituten seien zwar Interesse und Zustimmung für das EPD vorhanden, aktiv genutzt werde das elektronische Patientendossier aber auch von den Leistungserbringern kaum.
(Source: Swiss eHealth Barometer 2022)
32 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte gaben an, zumindest gelegentlich auf das auf EPD von Patienten und Patientinnen zuzugreifen - sofern die betroffene Person überhaupt über ein solches verfügt. Bei den Heimen und der Spitex ist der Nutzungsanteil mit 8 beziehungsweise 9 Prozent gar einstellig.
Lieber beim Arzt eröffnen
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) wäre bereit, ein EPD zu eröffnen und zu verwenden. Allerdings möchten mehr als zwei Drittel (68 Prozent) ihr EPD am liebsten beim Arzt eröffnen. Auch eine Eröffnung via Internet wird immer beliebter (16 Prozent).
(Source Swiss eHealth Barometer 2022)
Aktuell muss man für die Eröffnung eines EPDs ein Spital, eine Poststelle oder das Büro eines Anbieters besuchen.
Die Mehrheit der Bevölkerung wusste nicht mehr, ob sie das EPD überhaupt nutzen will.
SwissCovid: ein Erfolg
Neben dem EPD liefert das eHealth Barometer auch Auskunft über die "SwissCovid"-App des Bundes. Diese war bei gut der Hälfte (49 Prozent) der Befragten installiert. Zum Zeitpunkt der Befragung (3. und 17. Januar 2022) galt ein Grossteil der Corona-Beschränkungen noch.
(Source: Swiss eHealth Barometer 2022)
55 Prozent der Nutzenden empfanden die App als nützlich; 38 Prozent fanden die Anwendung hingegen zumindest teilweise unnütz.
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