Sieger aus fünf Projekten bestimmt

Update: Menükarten-App gewinnt Hackathon des Blinden- und Sehbehindertenverbandes

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von René Jaun und yzu; jor

Zusammen mit Red Hat und VSHN hat der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband in Zürich einen Hackathon durchgeführt. Die Siegerprämie holte sich das Team hinter einer App für barrierefreie Menüs in Restaurants.

30 Programmiererinnen und Programmierer – fünf von ihnen blind oder sehbehindert – haben 24 Stunden lang an fünf verschiedenen Projekten getüftelt. (Souce: zVg)
30 Programmiererinnen und Programmierer – fünf von ihnen blind oder sehbehindert – haben 24 Stunden lang an fünf verschiedenen Projekten getüftelt. (Souce: zVg)

Update vom 22.6.2022: Der Schweizer Hackathon für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen ist vorbei. Während 24 Stunden tüftelten an die 30 Programmiererinnen und Programmierer fünf von ihnen selber blind oder sehbehindert an fünf verschiedenen Projekten."Wir sind absolut begeistert", kommentieren die Organisatoren, Luciano Butera vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) und Dominik Wotruba von Red Hat, die Arbeit. "Das Engagement, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Tag legten, und die Tatsache, dass die Teams innert kürzester Zeit funktionsfähige Prototypen entwickeln konnten, hat uns sehr beeindruckt."

Am meisten habe ihn überrascht, wie schnell sich die Teams fanden und zu arbeiten anfingen, sagt Wotruba. "Es gab überhaupt keine Berührungsängste und praktisch keine Anlaufzeit." Und Butera ergänzt: "Es wurde auch völlig fokussiert gearbeitet und zwar praktisch pausenlos. Man merkte regelrecht: Die Leute hatten eine Mission."

Zu den fünf Projekten gehörte etwa eine Plattform zum Finden von Begleitpersonen für spezifische Aktivitäten oder eine App, um das Ablaufdatum auf Lebensmitteln zu erkennen. Ein weiteres Team erarbeitete einen auf künstlicher Intelligenz beruhenden Hindernis-Detektor, und eine vierte Gruppe tüftelte an einer Lösung, um Betriebsinformationen von Aufzügen an Bahnhöfen für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen.

Die Siegerprämie holte sich schliesslich eine App, um Menükarten in Restaurants auf barrierefrei zugänglich zu machen. Das Team hinter dieser Idee konnte dabei auf den Datenschatz der App "Lunch Gate" zugreifen und am Ende des Events einen funktionierenden Prototypen präsentieren. "Die App ist einfach in der Handhabung und macht genau das, was sie soll", kommentiert Butera den Entscheid der Jury. "Soweit das Team die Lösung am Hackathon entwickeln konnte, bringt sie den Userinnen und Usern unter dem Strich den grössten Nutzen. Das war für uns zentral bei der Bewertung. Zudem hilft das automatische Zusammentragen von Menükarten der Restaurants in der Nähe sicher generell. So zeigt das Siegerprojekt hervorragend auf, dass Software für blinde und sehbehinderte Menschen auch für Sehende praktisch sein kann."

Das Siegerteam (v.l.): Lars Jenzer, Erik Jan de Wit, Selamet Aydogdu und Dominique Hofstetter. (Source: zVg)

Aktuell stehe noch nicht fest, ob man einen weiteren Hackathon durchführen werde, schreiben die Organisatoren. "Aber wir sind überzeugt, dass viele Beteiligte wieder an Bord wären nicht zuletzt aufgrund der äusserst positiven Feedbacks. Und auch wir würden uns über eine Fortsetzung riesig freuen."

Originalmeldung vom 15.6.2022: Blinden- und Sehbehindertenverband lanciert Hackathon.

Am 16. und 17. Juni findet im Zürcher Sheraton Hotel ein Hackathon für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen statt. Hinter dem Event stecken der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband und die Technologiepartner Red Hat und VSHN.

Man werde gemeinsam am IT-Lösungen auf Basis von Open-Source-Technologie tüfteln, heisst es in der Eventankündigung. Das Ziel sei, konkrete und nützliche Anwendungen zu entwickeln, die blinden und sehbehinderten Menschen den Alltag erleichtern. "Mit dem Hackathon wollen die Veranstalter Awareness für das Thema Barrierefreiheit schaffen. Denn wenn Technologie entwickelt wird, geht oft vergessen, dass nicht alle Menschen sie gleich nutzen können", schreiben die Veranstalter und fügen an: "Nebst dem gemeinschaftlichen Coden und dem gegenseitigen Austausch soll am Event aber auch der Spass nicht zu kurz kommen."

Rund 30 Programmiererinnen und Programmiere nehmen am Hackathon teil, wie die Veranstalter auf Anfrage mitteilen. Fünf von ihnen sind selber blind oder sehbehindert.

Die binnen 24 Stunden entstandenen Projekte werden durch eine fünfköpfige Jury, in der auch der schreibende Redaktor sitzt, bewertet. Der Quellcode sämtlicher Projekte wird anschliessend als Open Source auf der Plattform "Github" veröffentlicht.

Mit einer Art digitalen Luftgitarre überzeugte vergangenes Jahr das Team "Thunderstroke"die Jury des HackZurich. Die App des Teams ermöglicht es, ortsunabhängige 3D-Jam-Sessions zu veranstalten, wie Sie hier lesen können.

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DPF8_259648