Wie Passanten auf autonome Fahrzeuge reagieren
Ein Forschungsprojekt unter Beteiligung der Empa geht der Frage nach, wie Fussgängerinnen und Fussgänger auf autonom fahrende Autos reagieren. Die Ergebnisse sollen die Grundlage bilden, um Präventionsmassnahmen und Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Strassenräume zu entwickeln.
Automatisiertes Fahren wird den Alltag der urbanen Mobilität der Zukunft prägen. Viele Fragen sind jedoch noch offen, etwa wie Menschen zu Fuss auf autonome Fahrzeuge reagieren und wie für alle Verkehrsteilnehmenden ein nachhaltiges und sicheres Mobilitätssystem gestaltet werden kann. Das Forschungsprojekt "Menschen zu Fuss und automatisiertes Fahren" liefert erste Antworten und eröffnet den für die Zukunft wichtigen Dialog zur Interaktion zwischen automatisierten Fahrzeugen und Passantinnen und Passanten.
Die Empa untersuchte gemeinsam mit dem Beratungsbüro EBP und dem Fachverband Fussverkehr Schweiz im Frühjahr 2022 in Thalwil (ZH), wie Passanten auf automatisierte Fahrzeuge reagieren. Der dafür verwendete Einparkassistent ist das erste in der Schweiz zugelassene System, das ein Fahrzeug bewegt, ohne dass sich jemand im Fahrzeug befindet. Die Erkenntnisse des von der Stiftung für Prävention des Versicherers Axa mitfinanzierten Forschungsprojekts schaffen eine wichtige Grundlage für Präventionsmassnahmen und Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Strassenräume.
Feldbeobachtung mit Einparkassistent
In dieser ersten Phase des Projekts wurde anhand von Feldstudien an zwei Versuchstagen in Thalwil ermittelt, wie Passanten auf ein automatisiertes Fahrzeug in Realsituationen reagieren. Dazu wurden Einparksituationen mit einem Fahrzeug mit Einparkassistent durchgeführt. Die Expertinnen und Experten der Empa brachten in diesem sozialwissenschaftlichen Pilotversuch das fahrzeugtechnische Know-how ein. "Die Sicherheit war bei diesem Pilotversuch von zentraler Bedeutung. Unser Forschungsteam hat dafür gesorgt, dass das Fahrzeug richtig ausgestattet war und auch korrekt bedient wurde", erklärt Miriam Elser, Gruppenleiterin Fahrzeugsysteme bei der Empa.
Auch mit dabei in den Feldstudien war Projektleiterin Bettina Zahnd von EBP Schweiz: "Was wir bereits am ersten Versuchstag feststellten, ist, dass viele Leute auf das fahrerlose Fahrzeug reagieren und den Blickkontakt zu einer Person suchen, die das Auto im Griff hat." Diese Feststellung wurde in den Interviews bestätigt: Knapp 70 Prozent der Befragten erkannten das fahrerlose Auto, und 60 Prozent der Interviewten sahen die verantwortliche Person oder haben sie aktiv gesucht.
Eine Frage des Alters
Die Reaktionen der Passantinnen und Passanten fielen je nach Alter unterschiedlich aus. So suchten ältere Passanten den Blickkontakt zu einer verantwortlichen Person häufiger als junge. Zudem hatten ältere Menschen mehr Angst vor der neuen Technologie, wohingegen jüngere Menschen annehmen, dass die Technik funktioniert, oder sie zeigen sich davon kaum beeindruckt.
Die Ergebnisse weisen zudem auf eine Wissenslücke in der Bevölkerung hin: Nur gerade für jeden fünften Befragten war das Thema "automatisiertes Fahren" nicht ganz neu. Vielen Personen ist noch nicht bewusst, dass fahrerlose Technologien in der Schweiz bereits zugelassen sind. Das Projektteam empfiehlt hier beispielsweise eine Informationskampagne als mögliche Massnahme, um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.
Auch interessant: Etwa gleich viele Personen stehen automatisierten Fahrzeugen neutral bis positiv, beziehungsweise negativ gegenüber. Feststeht, dass automatisierte Fahrzeuge in Zukunft mehr Raum im Schweizer Verkehr einnehmen werden und der Diskurs darüber heute angeregt werden muss.
Dieser Beitrag ist zuerst auf der Website der Empa erschienen.