Das hält der Bundesrat von Homeoffice & Co.
Der Bundesrat hat einen Bericht über neue Arbeitsformen wie Homeoffice und Hybrid Work vorgelegt. Der Bericht ordnet Chancen, aber auch Risiken solcher Modelle ein. Ein "Recht auf Homeoffice" erachtet der Bundesrat nicht als sinnvoll.
Das Homeoffice birgt Chancen und Risiken und ist nicht für alle Jobs gleichermassen geeignet. So lautet wohl das Fazit vieler Menschen in der Schweiz aus der Covid-Pandemie. Zu einem ähnlichen Schluss kommt nun auch der Bundesrat in seinem Bericht "Auswirkungen neuer Arbeitsformen", den er am 8. Mai 2024 verabschiedet hat.
Homeoffice entlastet Verkehr nicht zwingend
Zunächst beleuchtet der Bericht die Auswirkungen von Telearbeit auf die Infrastruktur, speziell auf den Strassenverkehr. Vermehrtes Homeoffice verkürzt logischerweise die Arbeitswege. "Die Auswirkungen auf die Belastung der Infrastrukturen hängen aber davon ab, wie die Beschäftigten ihr gesamtes Verkehrsverhalten anpassen, wenn sie die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten", betont der Bundesrat.
Eine Reihe an Kompensationseffekten trage dazu bei, die erhoffte Entlastung zu reduzieren oder gar zu eliminieren. Im Bericht ist etwa von mehr Freizeitverkehr oder längeren Arbeitswegen die Rede. Da die Dimensionierung der Verkehrsinfrastrukturen auf die Spitzenbelastungen ausgerichtet wird, sei auch bedeutend, wie sich die Mobilität über den Tag und die Arbeit im Homeoffice über die Wochentage verteilt, heisst es weiter.
Insgesamt habe das Homeoffice einen dämpfenden Einfluss auf die Belastung der Verkehrsinfrastrukturen, bilanziert der Bundesrat. Es seien jedoch auch alternative Entwicklungspfade denkbar, bei denen Homeoffice im Gesamtkontext zu keiner relevanten Reduktion der Belastung führe.
Menschen mit Einschränkungen profitieren besonders
Der Bundesrat erkennt im Bericht eine Reihe von weiteren Vorteilen der Telearbeit an. Dazu zählen etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie flexiblere Arbeitszeiten. Der Bericht hebt auch Aspekte der Barrierefreiheit hervor. Personen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen könnten von den Vorteilen der Arbeit zuhause besonders profitieren (barrierefreie Einrichtung, Wegfall des Arbeitswegs, vertrautes Umfeld). Diesen Vorteilen stünden jedoch Risiken wie jenes der sozialen Isolation gegenüber. Vor allem für Menschen mit Sinnes- oder motorischen Beeinträchtigungen sei es zudem entscheidend, dass die bei der Telearbeit verwendeten Arbeits- und Kommunikationsmittel barrierefrei sind, schreibt der Bundesrat.
Recht auf Homeoffice? Nein, sagt der Bundesrat
"Die Covid-19-Pandemie und der damit verbundene breite Einsatz von Telearbeit trugen dazu bei, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen der Telearbeit erneut in den Fokus rückten", schreibt der Bundesrat im Bericht ausserdem. Einen gesetzlichen Anspruch auf Telearbeit erachtet er aber nicht als sinnvoll. Argumente gegen das "Recht auf Homeoffice" sind etwa, dass selbst in Berufen, die sich grundsätzlich für Telearbeit eignen, eine Reihe von Anforderungen erfüllt sein müssen, die nicht immer gegeben seien. Der Arbeitgeber müsse etwa über die entsprechende Ausrüstung verfügen, die Arbeitserfordernisse müssten es erlauben und der Arbeitsort - oftmals das Zuhause - müsse für die Telearbeit geeignet sein. "Ausserdem muss der Arbeitgeber den Anspruch auf Telearbeit auch aberkennen können, wenn die in Telearbeit erbrachte Arbeitsleistung nicht zufriedenstellend ausfällt", betonen die Autoren des Berichts.
Optimierungen im Gange
"Dem Bundesrat ist es wichtig, dass die Vorteile der Telearbeit möglichst umfassend genutzt werden können", heisst es im Bericht schliesslich. In verschiedenen Bereichen - rechtliche Rahmenbedingungen, Telekommunikations-Infrastrukturen sowie Nutzung flexibler Arbeitsformen in der Bundesverwaltung - seien Optimierungen im Gange. Über diese Massnahmen hinaus sieht der Bundesrat derzeit keinen Handlungsbedarf.
Der Nationalrat hatte den Bundesrat beauftragt, "die Auswirkungen der neuen Arbeitsformen auf die Infrastrukturen zu untersuchen und einen Bericht vorzulegen, um die positiven Auswirkungen auf die Gemeinschaft zu implementieren", wie es auf dem Portal der Regierung heisst. Der Nationalrat hatte zuvor ein entsprechendes Postulat der Grünen Isabelle Pasquier-Eichenberger angenommen.
Übrigens: Die Schweizer Wissensarbeit liegt in Sachen KI-Nutzung über dem internationalen Schnitt, wie eine Studie von Microsoft und Linkedin zeigt.