Internationale Zusammenarbeit stärkt Schweizer Cybersecurity-Forschung
In der Schweizer Cybersicherheitsforschung ist die internationale Zusammenarbeit und damit der Zugang zu internationalen Netzwerken und Forschungsinfrastrukturen von grosser Bedeutung. Wie das aktuelle geopolitische Umfeld den Forschungsstandort Schweiz beeinflusst und wie Cybersecurity-Forschung und -Ausbildung in der Schweiz zusammenhängen, wird im Folgenden erläutert.
Verschiedene Faktoren, wie etwa die Zunahme regionaler Konflikte und Krisen, die steigende Abhängigkeit von digitalen Technologien und die immer höhere Cyberkriminalität, verändern die globale Sicherheitsarchitektur: Sie wird zunehmend instabil und fragmentiert. Dies beeinflusst die Cybersecurity-Forschung in vielfältiger Weise. So kann der steigende Protektionismus diverser Länder den Zugang zu aktuellem Wissen und zu neuen Technologien einschränken. Die langen und teilweise intransparenten Lieferketten erschweren – oder verunmöglichen sogar – den Zugang zu gewissen Schlüsselkomponenten. Zudem wird der Talentpool tendenziell kleiner, weil Nachwuchskräften Mobilitätsrestriktionen auferlegt werden.
Wissen über Fähigkeiten verhilft zu fundierten Entscheiden
Um aus der veränderten Sicherheitsarchitektur geeignete Massnahmen ableiten zu können, braucht es ein Verständnis dafür, welche Fähigkeiten, Kapazitäten und auch Lücken in der Schweiz vorhanden sind. Verfügt ein Land beispielsweise über gute Fähigkeiten im Scannen von Chips und in der Detektion von Kontaminationen darin, ist das Risiko, in diesem Bereich von kriminellen Machenschaften betroffen zu sein, geringer und entsprechend sind unmittelbare Handlungen weniger dringend. Fehlen entsprechende Fähigkeiten oder Kapazitäten, könnte genau hier der Fokus der Handlungen liegen. Um die Bedrohungen zu adressieren und Risiken zu minimieren, sind spezifische Fähigkeiten erforderlich, die unter anderem durch Forschung erlangt werden können.
Mit dem Ziel, die Forschungsfähigkeiten der Schweiz im Cyberbereich besser zu verstehen, setzte der Cyber-Defence Campus von Armasuisse gemeinsam mit der SATW im vergangenen Jahr eine Studie zu den strategischen Forschungsschwerpunkten der Hochschulen im Cyberbereich um. Die Untersuchung ergab, dass in der Schweizer Hochschullandschaft insgesamt 297 Vollzeitäquivalente für Forschung im Themenbereich Cybersecurity zur Verfügung stehen. Aktuell sind in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI Abklärungen im Gange, um die bestehende Forschungsübersicht auf die Industrie auszuweiten. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Cybersicherheitsforschung in der Schweiz zu erhalten und zielführende Massnahmen umzusetzen, insbesondere im Hinblick auf das Schliessen von Kompetenzlücken und bezüglich wirtschaftlicher Innovation.
Internationale Programme stärken Positionierung
Eine starke Ausbildung ist auch für die Entwicklung von Cybersecurity-Anwendungen von zentraler Bedeutung: Um sicherzustellen, dass das Know-how der Hochschulen in die Industrie transferiert wird, sind Spin-offs der Hochschulen ein vielversprechender, wenn nicht sogar der einzige Weg. Aktuell ist die Attraktivität der Schweizer Hochschulen als Ausbildungsstätten aufgrund des fehlenden Zugangs zu wichtigen Forschungsprogrammen wie zum European Research Council (ERC) und zu den Marie-Skłodowska-Curie-Massnahmen (MSCA) für internationale Nachwuchskräfte eingeschränkt. Junge Talente werden von diesen Programmen angezogen und haben aktuell ein geringeres Bedürfnis, die Schweizer Hochschulen zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist es essenziell, dass der Bundesrat in den laufenden Verhandlungen mit der EU eine rasche Assoziierung anstrebt. Nur so kann die Schweiz ihre Position im Bereich der Cybersicherheitsforschung stärken, die Resilienz gegenüber Cyberbedrohungen erhöhen und gleichzeitig die Innovationskraft der Wirtschaft fördern.