Focus: IT-Security

Wie die Schweizer Cybersecurity-Forschung vorankommt

Uhr
(Source: VZ_Art - adobestock.com)
(Source: VZ_Art - adobestock.com)

Seit dreieinhalb Jahren ist die Schweiz nicht mehr Teil des EU-Forschungsprogramms Horizon Europe. Dies, weil der Bundesrat die Verhandlungen mit der EU über ein Kooperationsabkommen im Mai 2021 einseitig abgebrochen hatte. Im März 2024 erhielten Forschende aus der Schweiz zwar vorläufig Zugang zum Forschungsprogramm – es handelt sich jedoch nur um eine Übergangsregelung und die Lage für die Forschenden bleibt unsicher.

Was der Ausschluss von Horizon Europe für die Schweizer Cyberse­curity bedeutet, erklärt Nadia Schürch vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation im Interview. Trotz Übergangsmassnahmen bestehe die Gefahr, dass junge Forschende ihre wissenschaftliche Karriere im Ausland fortsetzen und der Schweiz als Nachwuchstalente fehlen, sagt sie. Der Ausschluss könnte unter anderem die Gewinnung von Investoren erschweren und somit Start-ups sowie KMUs tangieren. Schürch geht aber auch darauf ein, was privatwirtschaftliche Unternehmen tun können, um sich mit innovativen ­Lösungen besser im europäischen Cybersecurity-Ökosystem zu posi­tionieren.

Spitzenforschung funktioniert nur im Verbund – das gilt auch für das Forschungsgebiet Cybersicherheit. Wie das aktuelle geopolitische Umfeld den Forschungsstandort Schweiz beeinflusst und wie Cybersecu­rity-Forschung und -Ausbildung in der Schweiz zusammenhängen, erläutert Nicole Wettstein von der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW). Die Attraktivität der Schweizer Hochschulen als Ausbildungsstätten sei aufgrund des fehlenden Zugangs zu wichtigen Forschungsprogrammen eingeschränkt, schreibt Wettstein in ihrem Fachbeitrag und ergänzt: Um sicherzustellen, dass das Know-how der Hochschulen in die Industrie transferiert werde, seien Spin-offs ein vielversprechender, wenn nicht sogar der einzige Weg.

Das ETH-Spin-off Latticeflow AI liefert ein Beispiel dafür, wie aus Schweizer Technologieforschung ein Produkt mit Potenzial zur weltweiten Vermarktung entsteht. Die 2020 gegründete Firma ist auf die Entwicklung von vertrauenswürdigen KI-Anwendungen spezialisiert und lancierte nun eine Anwendung, die gefälschte Tonspuren zuverlässig erkennen soll. Eine mögliche Lösung im Kampf gegen Deepfakes, der angesichts der anstehenden Wahlen, beispielsweise in den USA und in Indien, aktuell besonders relevant ist. Wie die Lösung funktioniert und wie sich Latticeflow am Markt positioniert, erfahren Sie im Hintergrundbericht.

Weil viele, in der Schweiz sogar die meisten kritischen Infrastrukturen in privater Hand sind, braucht es in der Cybersecurity-Forschung öffentlich-private Partnerschaften. Für solche Formen von Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft bestehen gemäss einem Bericht des Center for Security Studies der ETH Zürich jedoch Herausforderungen, darunter die Schwierigkeit der Festlegung von Normen und fehlende Anreize für den privaten Sektor, sich an Fragen der nationalen Sicherheit zu beteiligen. Partnerschaften in der IT-Sicherheitsforschung sind allerdings unerlässlich, denn sie fördern den Austausch von Informationen über Bedrohungen und Best Practices, wie Oded Vanunu von Check Point schreibt. Öffentliche Institutionen könnten durch Partnerschaften zudem besser auf die Bedürfnisse der Privatwirtschaft eingehen und gesetzliche Rahmenbedingungen gestalten, die die Cybersecurity stärken.

Webcode
xzuxQEQ9