Focus: E-Partizipation

E-Partizipation in Altstätten SG

Uhr
von Astrid Dörig, Altstadtkoodinatorin, Stadt Altstätten

Wie erreicht man möglichst viele und unterschiedliche Menschen und animiert sie dazu, am Mitwirkungsverfahren teilzunehmen? Das «Altstadtlabor» der sankt-gallischen Kleinstadt Altstätten hat einen Versuch gemacht.

Astrid Dörig, Altstadtkoodinatorin, Stadt Altstätten. (Source: zVg)
Astrid Dörig, Altstadtkoodinatorin, Stadt Altstätten. (Source: zVg)

Um die leeren Ladenflächen in der Altstadt von Altstätten konkret zu befüllen, wollte die Kleinstadt die Meinungen ihrer Bürgerinnen und Bürger einholen. Was fehlt in der Stadt? Was braucht es noch? Um die verschiedensten Bevölkerungsschichten der Stadt zu erreichen, brauchte es einen Ansatz, der über die klassische Mitwirkung hinausgeht.

Eine hybride Ideenmaschinerie

Mit einer selbstgebauten Modellrakete und einem nachgebauten Arcade-Automaten machte man sich dann auf die Suche nach möglichst vielen Ideen und sprach eine Woche lang im stadteigenen Schiffscontainer in der Altstadt mit Bürgerinnen und Bürgern. Die "Rakete" zog schnell die Kinder in ihren Bann. Die Kinder konnten die Modellrakete mit ihren Ideen bemalen und ihre Wünsche für die Kleinstadt dem Spielautomaten übergeben, der sozusagen als Ideenmaschine fungierte. Hinter dieser Maschine stand die digitale Mitwirkungsplattform – diese war auch online erreichbar. Die digitale Plattform war transparent und interaktiv und bot auch eine Kommentarfunktion. Sie war benutzerfreundlich und erlaubte auch eine Teilnahme ohne grosse Computerkenntnisse. 

Im zweiten Schritt wurde fleissig über die eingegebenen Ideen abgestimmt und sie wurden auf ihre Zustimmung getestet. Neben der Ideensuche erzielte die Ideenmaschinerie einen praktischen Nebeneffekt: Sie diente als Marktforschungstool. Auch Ideen, die schon länger in der Altstadtkommission kursierten, konnten so auf ihre Akzeptanz getestet werden.

Partizipation als Grundhaltung

Die Schwarmintelligenz und die Meinungen der Bevölkerung bilden die Grundlage, um eine Stadt entwickeln zu können. Die Einwohnerinnen und die Besucher einer Stadt als Expertinnen und Experten zu betrachten, ist die Basis für eine breit abgestützte und zukunftsfähige Stadtentwicklung. 

Um die Ladenflächen bedarfsgerecht zu befüllen, muss die Nachfrage zuerst erfasst werden. Es ist schliesslich die Bevölkerung, die vom Angebot Gebrauch machen soll. Zudem war es sehr spannend, zu erfahren, welche Bedürfnisse sich hinter den genannten Ideen verbergen. Zum Beispiel wurde aufgezeigt, dass es in Altstätten praktisch keine Angebote und Aufenthaltsräume für Jugendliche gibt. Die Nähe zur Bevölkerung ist enorm wichtig, um ein Gefühl der aktuellen Stimmung zu erhalten.

Die wichtigsten Erkenntnisse

Niederschwellig zum Mitmachen motivieren: Durch die spielerische Art und Weise einer "Raketenmaschine" konnten auch die Meinungen von Kindern und Jugendlichen erfasst werden, die sonst eher schwer zu erreichen sind. Andererseits wurde darauf geachtet, dass die Ideensuche auf allen Kanälen verbreitet wurde. Das Einloggen auf der Plattform stellte für viele eine Hürde dar, jedoch konnte dies nicht anders gelöst werden, da sonst die Ergebnisse hätten verfälscht werden können. 

Auch das Thema Datenschutz wurde genannt: Sobald persönliche Daten an Dritte weitergegeben werden, sinkt die Bereitschaft, sich auf einer Plattform zu registrieren. Auch zeigte sich, dass die Menschen heute eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben und die Teilnahmebedingungen nicht vollständig durchlesen, obwohl auf der Website der Ablauf dokumentiert war. Die Ideensuche musste darum immer wieder geordnet und kuratiert werden, damit sie nicht unübersichtlich wurde. Ein Auftrag an die Teilnehmenden musste in zwei Sätzen beschrieben werden können, ansonsten wirkte er abschreckend und erschien den Teilnehmenden zu kompliziert. Wenn ein Kind die Aufgabenstellung verstand, dann war sie gut formuliert.

Webcode
y9R32JeH