Kein Grund zur Panik

Forschende knacken RSA-Verschlüsselung mithilfe eines Quantencomputers – aber …

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von René Jaun und jor

Chinesische Forschende haben eine 22-Bit-RSA-Verschlüsselung mithilfe eines Quantencomputers geknackt. Dereinst könnten die neuen Computer eine echte Gefahr für klassische Verschlüsselungen bedeuten. Doch Experten beruhigen: Bis es so weit ist, dürften noch Jahre vergehen.

(Source: Have a nice day / stock.adobe.com)
(Source: Have a nice day / stock.adobe.com)

Eine chinesische Forschergruppe hat einen ersten Erfolg beim Entschlüsseln von Daten mithilfe von Quantencomputern erzielt. Darüber berichten verschiedene Medien, wie etwa "CSO". Seine Studie veröffentlichte das Forschungsteam bereits im Mai 2024 im "Chinese Journal of Computers".

Demnach gelang es den Wissenschaftlern mithilfe von D-Wave-Quantenmaschinen, ein 22-Bit-RSA-Verschlüsselungssystem zu knacken. Dass dies dereinst möglich sein würde, sagen Experten schon länger voraus, wie "CSO" anmerkt. Aber diese Studie deute darauf hin, dass der Zeitrahmen für solche Bedrohungen viel kürzer sein könnte als erwartet.

D-Wave: "kein neuer Durchbruch"

Doch diese Meinung teilen nicht alle. Gegenüber "Tech Target" ordnet etwa Avesta Hojjati, Head of R&D bei Digicert, ein: "Die Forschungsarbeit zeigt zwar, dass Quantencomputing eine potenzielle Bedrohung für die klassische Verschlüsselung darstellt, doch wurde der Angriff mit einem 22-Bit-Schlüssel ausgeführt, der weit kürzer ist als die heute in der Praxis verwendeten 2048- oder 4096-Bit-Schlüssel." Zu behaupten, dass das Ergebnis eine unmittelbare Gefahr für weit verbreitete Verschlüsselungsstandards darstellt, sei somit irreführend, kommentiert er und verdeutlicht: "Wir sind noch weit von einem praktischen Angriff entfernt, der reale Verschlüsselungssysteme bedrohen könnte, insbesondere beim derzeitigen Stand der Quanteninformatik."

Ähnlich klingt es seitens D-Wave, mit dessen Geräten die Forschenden arbeiteten: "Unserer Einschätzung nach stellt diese Forschungsarbeit keinen neuen grundlegenden Durchbruch dar", sagt das Unternehmen gegenüber "Tech Target". "Um moderne Verschlüsselungen zu knacken, wären Quantenprozessoren erforderlich, die um ein Vielfaches grösser sind als die heutigen." Aktuelle Verschlüsselungen seien somit noch viele Jahre lang nicht gefährdet.

Ausserdem, merkt D-Wave an, gebe es heute bereits Post-Quantum-Verschlüsselungsverfahren. Ein Beispiel dafür ist PQ3, ein von Apple vorgestelltes Verfahren, welches auch durch die ETH Zürich überprüft wurde. Das Thema Postquantum-Kryptografie taucht auch in Gartners Technologietrends für 2025 auf. Der Marktforscher prognostiziert, dass bis in fünf Jahren die Fortschritte im Quantencomputing die meisten herkömmlichen asymmetrischen Verschlüsselungsmethoden unsicher machen werden, wie Sie hier lesen können.

 

Seit der Mensch zu schreiben gelernt hat, will er auch verbergen, was er geschrieben hat. Entsprechend alt sind einige ­Formen der Verschlüsselung. Wie Gaius Iulius Caesar, die Spartaner, Freimaurer und Co. früher versuchten, ihre Geheimnisse geheim zu behalten, ist aber nicht nur für Historiker, sondern auch für die moderne Kryptografie interessant. Hier lesen Sie mehr über die Kunst, so zu schreiben, dass fast niemand es versteht.

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