Frust erkennen per Maus-Tracking
Ob sauer oder gut drauf, die Computermaus verrät es. Gemäss einer neuen Studie sollen Internetnutzer ihre Gefühlslage künftig nicht mehr so leicht verbergen können.
Die Stimmung von Internetnutzern an ihren Cursorbewegungen ablesen, gemäss einem internationalen Forschungsteam durchaus möglich. Die Ergebnisse einer neuen Studie von Forschern aus Liechtenstein, Deutschland, den USA und Hongkong sollen vor allem Betreibern von Onlineshops helfen, gestresste Kunden frühzeitig zu erkennen.
Laut Markus Weinmann von der Universität Liechtenstein bewegt ein entspannter Computernutzer die Maus rasch und in geraden Linien oder leicht gekrümmten Kurven. Wer hingegen frustriert ist, führe die Maus "eckig, abrupt und auch langsamer" als bei gelassener Stimmung.
Diverse Experimente
"Wir haben die Studienteilnehmer gezielt frustriert und verärgert", erklärt Martin Thomas Hibbeln von der Universität Duisburg-Essen weiter. Unter anderem seien Websites so manipuliert worden, dass die sich nur langsam aufbauten und den Probanden somit die Zeit davonlief. Anschliessend verglichen die Forscher die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe, die im Vorfeld des Tests nicht gezielt "verärgert" wurde.
"Wir konnten mit 82 Prozent Sicherheit anhand der Mausbewegungen erkennen, ob die Probanden negative Emotionen hatten", freut sich das Forschungsteam. Von dem digitalen Stimmungsanzeiger sollen insbesondere Onlineshops profitieren. Per "Maus-Tracking" könnten Shop-Betreiber frühzeitig erkennen, welche Besucher frustriert seien und bei welchen Produkten das geschehe.
Emotionen erkennen, Betrugsfälle aufdecken
Gemäss Hibbeln könnte das Programm aber auch Versicherungen dabei behilflich sein, Betrugsfälle bei online gemeldeten Versicherungsschäden aufzudecken. "Wer nicht wahrheitsgemäss auf eine Ja/Nein-Frage antwortet, verrät sich meist durch eine unbewusste Mausbewegung", sagte Hibbeln weiter.
Die Forscher geben jedoch zu bedenken, dass die neue Technik den Internetnutzer noch gläserner machen könnte. Deshalb sei es umso wichtiger, dass Nutzer über den Einsatz des Programms informiert würden und vorab in die Nutzung ihrer Daten einwilligen müssen.
Die Autoren der Studie "Inferring Negative Emotion from Mouse Cursor Movements" sind Martin Hibbeln (Universität Duisburg-Essen), Jeffrey L. Jenkins (Brigham Young University, USA), Christoph Schneider (City Universtiy of Hong Kong), Joseph S. Valacich (Universtiy of Arizona, USA) und Markus Weinmann (Universität Liechtenstein).