Wild Card von Urs Bucher

Geschüttelt, nicht gerührt – mit KI natürlich

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Ich stehe hier auf dem «Peak of inflated expectations» und schaue in die Runde. Sie kennen den Ausdruck sicher; die Gartner-Analysten haben ihn kreiert und nutzen ihn in ihren Reports für Hype Cycles, in diesem Fall für Emerging ­Technologies. So vermelden sie, dass KI eben diesen Gipfel erreicht hat.

(Source: nishihata/Adobestock.com)
(Source: nishihata/Adobestock.com)

Lustigerweise hat Gartner schon im August 2023 kundgetan, dass KI den Peak erreicht hat. Dieser Peak scheint aber eher ein Plateau zu sein, das zum Verweilen einlädt. Die Begeisterung hält deutlich länger an als bei den letzten Hypes, und die Aufregung hat sich noch immer nicht gelegt. 

So habe ich ein paar Trouvaillen dazu aus den Untiefen des Internets für Sie kuratiert. Einige davon sind durchaus ernst gemeint, andere eher ironisch/sarkastisch. Ich überlasse es Ihnen, die einzelnen Positionen, die ich da kuratierte, ins richtige Chörbli zu legen.

Die Filmindustrie in Hollywood streikte zu Recht gegen den Einsatz von KI, weil man befürchtete, überflüssig zu werden. Ein Hollywood-Reporter berichtete, dass «alle» (Studios) schon KI nutzten, aber niemand darüber rede. Das müssen sie auch nicht, weil man’s ab und an merkt, denn so ganz beherrschen die Special-Effects-Akrobaten ihre Werkzeuge dann doch noch nicht. Beispiele gefällig?

Im Film «Civil Wars» stehen in KI-generierten Szenen Gebäude in Chicago schlicht und einfach am falschen Ort; oder zweitürige Autos haben plötzlich drei Türen.
Als hoffnungsloser Optimist wünschte ich mir, dass sich Drehbuchautoren von KI helfen lassen würden, um gute Scripts zu schreiben. Wenn man sich nur schon den Trailer des diesjährigen «Mad Max»-Sequels ansieht, ist es nicht verwunderlich, dass der Film floppte.

Wissen Sie übrigens schon, dass bald ein neuer James-Bond-Knaller in die Kinos kommt? Nein? Nun, dem ist auch nicht so, aber sehen Sie sich einmal diesen gänzlich mit GenAI erstellten «Bond 26»-Trailer an. Dieser «Appetizer» ist zum Niederknien. «ICH WILL DIESEN BOND-FILM SEHEN, JETZT, SOFORT!»
Die Nachricht auf Bloomberg, dass die Crypto Miners jetzt ihre Rechenzentren vermieten an ..., tja, an wen wohl? Genau, an Firmen, die sie für ihre KI-Operationen nutzen, fand ich doch recht unterhaltsam.

Wie, wo und von wem wird denn KI (in diesem Fall ChatGPT) genutzt? Gemäss «Nerdynav» kommt die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer aus den USA (46,75 Prozent), weit abgeschlagen folgen danach Indien (5,47 Prozent), China (3,73 Prozent), Kanada (3,7 Prozent) und England (3,65 Prozent). Zwei Drittel der User sind männlich, ein Drittel weiblich. Die Altersverteilung ist ähnlich, zwei Drittel sind unter 35 Jahre, ein Drittel über 35 Jahre.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Haben Sie’s schon geschafft, aus Ihren Gewohnheiten auszubrechen und statt zu goo­geln konsequent Perplexity.ai zu nutzen? Ich nicht. In meinem Browser sind zwar Tabs mit OpenAI und Perplexity geöffnet, aber ich habe mich noch nicht umgewöhnt. Von Copilot ganz zu schweigen …

Im Gegensatz zu mir scheinen die Entwicklerinnen und Entwickler bei Google KI schon wacker einzusetzen. Versteckt in einem langen, tief technischen Google-Blogpost findet sich die Aussage, dass sich die Google-Engineers 50 Prozent ihres Codes durch KI schreiben lassen. 

Das war’s für heute. Natürlich gibt’s noch unendlich viele Aperçus, aber die genannten fielen mir speziell auf. Ich hoffe, da war das eine oder andere dabei, das Sie relevant oder zumindest amüsant finden.
 

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