"Eine eierlegende Wollmilchsau wird es nicht geben"
Der Schweizer WCMS-Implementierer Unic hat anlässlich seines ersten Unic Breakfast im neuen Jahr Web Content Management Systeme näher unter die Lupe genommen.
In den letzten 18 Monaten hat das Angebot an WCMS Systemen rasant an Dynamik gewonnen. Deshalb stand im Mittelpunkt der Unic-Veranstaltung die Frage: "Welches das richtige WCMS für ein Unternehmen sei?". Dabei wurden verschiedene WCMS-Systeme näher betrachtet und verglichen. Zentrales Ergebnis: das "perfekte" WCMS gibt es nicht. Darüber waren sich auch die Teilnehmer des Roundtables einig. "Eine eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht", sagte Pascal Erni, Leiter Softwareentwicklung E-Business, CSS Krankenversicherung AG, auf die Frage, was er sich vom WCMS der Zukunft wünsche.
Die drei WCMS-Paradigmen
Bevor die Diskussionsrunde begann stellte Reto Hugi, Customer Experience Manager von Unic in seinem Vortrag die drei WCMS-Paradigmen und die Ergebnisse des Unic-WCMS-Vergleichs vor. Das erste der drei WCMS-Paradigmen ist Frying vs. Baking - jedes WCMS-System ist entweder nach dem Frying-Prinzip oder dem Baking-Prinzip aufgebaut. Bei Frying werden die Seiten in Echtzeit produziert, dazu gehören zum Beispiel Day CQ, Open Text Livelink PS und Sitecore. Beim Baking-System werden die Inhalte erstellt bevor sie ausgeliefert werden, die Website wird also vorproduziert. Bekannte WCMS-Systeme sind Open Text Web Solutions, E-Spirit und SDL Tridion. Nachteil hierbei ist, dass es speziell für Redaktionen keine echte Vorschau der erstellten Inhalte gibt. Allerdings punktet das Baking-System, wenn es um die Integration in Drittsysteme geht.
Laut Hugi überwiegen jedoch die Vorteile bei Frying-Systemen: Es gibt eine "echte" Vorschau, Personalisierung und die homogene Umgebung kann Kosten sparen. Das zweite Paradigma drehte sich um Inhaltsobjekt vs. Inhaltsseiten. Wobei bei letzteren das Verwaltungskonzept auf Inhaltsseiten basiert (Microsoft Sharepoint, Open Text Web Solutions). Inhaltsobjekte sind hingegen objektorientiert (Sitecore), was ein besonderer Vorteil bei der Erstellung von News ist. Weiterer Vorteile dieses Systems sind die flexible Wiederverwendung der Inhalte und die Multi-Channel-Fähigkeit. Drittes und letztes Paradigma: .Net vs. Java - "Gerade Technologien spielen bei jedem WCMS-Entscheid eine grosse Rolle", sagte Hugi. So wird ein Unternehmen seine Entscheidung eher in Richtung .Net-Technologie (Framework Microsoft) fällen, wenn im Unternehmen schon sehr viele Microsoft-Produkte im Einsatz sind. Vorteil von Java (Framework Oracle) ist natürlich dessen Plattformunabhängigkeit.
Top Level Kriterien
Nach Unic zählen zu den Top Level Kriterien:
- Enterprise Produkt (Unterstützung entsprechender Produkte)
- State of the art-Technologie
- Feature Set (Web-Analyse, E-Commerce, Collaboration, Social Media, Personalisierung, Wiederverwendung)
- Benutzerfreundlichkeit
- Innovationskraft des Unternehmens (Hersteller setzt Trends)
- Referenzen im DACH-Raum
- Lizenz- und Implementierungskosten
Anhand dieser Kriterien wurden von Unic die WCMS Systeme Sitecore, E-Spirit, OT Vignette und SDL Tridion ausgewertet. Als grosser Gewinner konnte sich der dänische Hersteller Sitecore durchsetzen. Besonders bei der Benutzerfreundlichkeit, Technologie und Innovationskraft lag das WCMS-System vorn. Wobei OT Vignette seine Innovationskraft vor allem dadurch verloren hat, dass es relativ viele Übernahmen gab - so konnte das System nicht weiterentwickelt werden. Bei den Kosten sind alle WCMS Systeme im gleichen Bereich, jedoch ist das auch abhängig von der Architektur. "Sitecore hat uns mit seiner Benutzeroberfläche und der modernen Technologie überzeugt", erklärte Hugi.
Testinstallation empfehlenswert
Bei der Entscheidung für ein WCMS sollte ein Unternehmen zuerst eine eigene Einstellung zu den Paradigmen entwickeln, dass heisst entsprechend nach dem jeweiligen Paradigma die richtigen Fragen an ein WCMS entwickeln und die Vorselektion mittels der Top-Level Kriterien treffen. Unic empfiehlt überdies maximal 40 Kriterien im Request for proposal (RFP) festzulegen und wenn möglich vorab eine Testinstallation durchzuführen.