Windows 10 for Business

Betriebssysteme verlieren an Bedeutung

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

In Kürze ist Windows 10 auch für Unternehmenskunden verfügbar. Für sie soll das neue OS viele Verbesserungen bringen. Die Redaktion hat bei den IT-Abteilungen von Schweizer Grossunternehmen und KMUs nachgefragt.

Am 29. Juli hat Microsoft Windows 10 lanciert. Bis zur Einführung von "Windows 10 for Business" dauert es aber noch etwas. Dennoch sind schon viele neue Features bekannt, die laut Microsoft das Arbeiten für Geschäftskunden erheblich erleichtern sollen.

In den IT-Abteilungen von Schweizer Unternehmen wird Windows 10 heiss diskutiert. Eine Umfrage der Redaktion bei mehreren Schweizer Grossunternehmen, Banken und auch KMUs offenbarte deren Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen.

Lange Entscheidungsprozesse stehen an

Einige Schweizer Grossunternehmen wie die SBB, die Schweizerische Post oder auch die Sanitas-Versicherung wollten sich in Bezug auf Windows 10 noch nicht in die Karten schauen lassen. Windows 10 sei zwar ein Thema, die Entscheidungsprozesse dazu seien aber noch nicht abgeschlossen.

Andere Grossunternehmen zeigten sich offener. Die Credit Suisse etwa, bestätigte, Windows 10 schon intern zu testen. Bis zur Umstellung werde es aber noch dauern. Erst mittel- bis langfristig, also in einem Zeitrahmen von zwei bis drei Jahren, soll die Umstellung erfolgen.

Tamedia und Sulzer konnten hingegen keinen konkreten Einführungstermin nennen. Beide Unternehmen haben mit der Prüfung des neuen OS noch nicht begonnen. Sie bestätigten zwar, in einer absehbaren Zeitspanne wechseln zu wollen. Doch die dazu nötigen Abstimmungsprozesse seien noch nicht beendet. Tamedia will erst Anfang 2016 mit der Prüfung beginnen.

Unter den Befragten sieht einzig die Pax Versicherung noch keinen Grund für eine Umstellung auf Windows 10. Das Unternehmen wechselte vor 18 Monaten auf Windows 7.

Grossunternehmen gehen voran

Doch es gibt Schweizer Grossunternehmen, die zumindest in einigen Bereichen schon bald auf Windows 10 umstellen wollen. Coop mimt den Vorreiter. Mitte September dieses Jahres will der Konzern im administrativen Bereich auf Windows 10 umstellen. Die Verkaufsstellen sollen im zweiten Halbjahr 2016 folgen.

Swisscom startet in den nächsten Wochen "mit Swisscom-Mitarbeitenden einen VDI Windows 10 Trial für den nicht-produktiven Einsatz", wie der Telko den Versuchseinsatz nennt. Im vierten Quartal sollen dann einige User-Gruppen Windows 10 auch im produktiven Einsatz nutzen können.

Die Raiffeisen-Bank will im November oder Dezember mit einem Pilotversuch starten. Sollten die Tests erfolgreich sein, plant die Bank, im ersten Quartal 2016 mit der Umstellung zu beginnen. Die Bank richte sich dabei auch nach dem Life Cycle der Geräte und stelle dementsprechend schrittweise um. Bei Swisscom spielt der Life Cycle ebenfalls eine wichtige Rolle.

Die hohe Geschwindigkeit bei Coop verblüfft demgegenüber, hat aber einen einfachen Grund. Das Unternehmen will 2016 seine Hardware ersetzen und in diesem Zuge direkt auf Windows 10 umstellen.

OS verlieren an Bedeutung

Bei der Umfrage zeigte sich: Durch die zunehmende Virtualisierung der Arbeitsumgebungen nimmt das Betriebssystem für viele Schweizer Unternehmen eine immer geringere Rolle ein. "Ein Wechsel auf Windows 10 ist für uns sekundär, weil wir Citrix Xenapp auf Windows Server als Standardplattform betreiben", heisst es von Seiten der CSS Versicherung. Im Unternehmen gebe es nur noch wenige Windows 7 Clients. Diese wolle das Unternehmen jedoch im kommenden Jahr migrieren.

Green.ch erzählt die gleiche Geschichte. Und auch Swisscom: "Die Zeiten, in denen ein Wechsel des Betriebssystems einen grossen zusätzlichen Nutzen bringt, sind vorbei", sagt Swisscom. "Mehrwerte ergeben sich im Zusammenspiel von OS-Applikationen, Services und vor allem durch neue Arbeitsweisen wie Smartwork."

Die Hotelplan-Gruppe macht seinen Umstellungstermin ebenfalls von der "Verfügbarkeit der entsprechenden Citrix-Plattform für unsere Thin-Client-Infrastruktur" abhängig.

Neuerungen, die das Business voranbringen sollen

Was erwarten die Unternehmen von Windows 10? Microsoft verspricht gerade für das Business viele Vorteile. Etwa verbessertes Device-Management, mehr Sicherheit und erhöhte Mobilität.

Jene Features heben auch die befragten Unternehmen hervor. Die Raiffeisenbank erhofft sich etwa eine Bedienoberfläche, die besser auf Touch optimiert ist. "Damit eröffnen wir als Business Enabler unserem Business neue Möglichkeiten der interaktiven Zusammenarbeit mit unseren Kunden", heisst von Seiten der Bank.

Green.ch liebäugelt mit der verbesserten Sicherheit. Als Beispiel nannte das Unternehmen die "Verschlüsselung der Festplatte".

Wenig Probleme erwartet

Grosse Befürchtungen bei der Umstellung äusserten die meisten Firmen indes nicht. Einzig die UBS ging auf negative Erfahrungen bei Umstellungen in der Vergangenheit ein: "Die Erfahrung bei der Umstellung von XP auf Windows 7 hat gezeigt, dass ein erheblicher Anpassungsbedarf bei Applikationen zu erwarten ist".

Insbesondere die Kompatibilität mit bestehenden Client-Applikationen nannten sowohl Raiffeisen wie auch die Pax-Versicherung als mögliche Problemfelder. Swisscom erwartet zudem, dass viele Security Policies durch das neue Windows Ecosystem angepasst werden müssen.

Deutlich optimistischer zeigten sich Green.ch, die CSS Versicherung und Hotelplan. Sie erwarten keine grösseren Probleme bei der Umstellung.

Abseits von der technischen Seite sieht Hotelplan aber viele Schulungen für den Umgang mit dem neuen OS auf sich zukommen. Dadurch könnte es laut Heini Kalt, CTO der Hotelplan Group, zu Einbussen in der Produktivität kommen, was jedoch nur ein temporäres Problem sein sollte.

Der BPM-Spezialist Appway sieht ebenso bei den Usern das Hauptproblem. Das Unternehmen arbeitete bisher mit Windows 7: "Unsere User werden etwas Zeit benötigen, sich an das neue Design des Betriebssystems zu gewöhnen", teilt das Unternehmen mit.

Wenige Wünsche bleiben offen

Die befragten Unternehmen zeigen sich fast alle mit dem Funktionsumfang von Windows 10 zufrieden. Die neuen Features entsprächen grösstenteils den Erwartungen. Einzig Raiffeisen bedauert, dass Microsoft die versprochene "Enterprise Data Protection" auf einen späteren Zeitpunkt verschob. Das Unternehmen hätte seinen neuen Electronic Workplace gerne mit diesem Feature ausgestattet.

Die befragten Unternehmen begrüssten die vielen Neuerungen. Vernichtende Kritik gab es keine. Es fällt auf, dass sich erstaunlich viele Unternehmen schon sehr intensiv mit Windows 10 auseinandergesetzt haben. Mehrheitlich wollen die Unternehmen schon im nächsten Jahr wechseln. Grosse Probleme erwarten dabei nur wenige.

Webcode
3604