Cloud Talk im Clouds

Eine Cloud kommt selten allein

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Für Unternehmen ist es eine Herausforderung, mit mehreren Providern und Cloud-Anbietern gleichzeitig zusammenzuarbeiten. Das hat sich am Cloud Talk gezeigt, den Glenfis über den Dächern von Zürich veranstaltete.

Das Multi-Plattform-Management stellt Firmen vor Herausforderungen (Quelle: Screenshot aus Präsentation von Hansjörg Bühler, Soberano Sourcing, Glenfis Cloud Talk)
Das Multi-Plattform-Management stellt Firmen vor Herausforderungen (Quelle: Screenshot aus Präsentation von Hansjörg Bühler, Soberano Sourcing, Glenfis Cloud Talk)

Glenfis hat mit Pontine eine neue Geschäftseinheit gegründet. Sie will Brücken zwischen Business, IT-Entwicklung und Operations bauen. Das Zürcher Beratungs- und Schulungsunternehmen bietet auch Dienstleistungen für die Cloud an. Gestern fand in Zürich der dritte Cloud Talk im Clouds statt. Ralf Winter, bei Glenfis verantwortlich für das Cloud- und Sourcing-Geschäft, führte durch den Morgen.

Ralf Winter, Senior Consultant bei Glenfis.

Erst die Strategie, dann der Rest

Als erstes sprach Hansjörg Bühler, CEO von Soberano Sourcing. Das Unternehmen aus Lyss gibt es seit 18 Jahren. Es wurde mit Sourcing-Deals gross und schloss schon früh Millionenverträge mit den SBB ab. Heute hat Soberano rund 70 Kunden.

Hansjörg Bühler, CEO von Soberano Sourcing.

Jede Firma müsse entscheiden, welche Wertschöpfung sie selbst erbringen wolle, sagte Bühler. Im Geschäftsmodell, in Prozessen und in Produkten und Dienstleistungen. Vorher müssten Unternehmen aber zuerst die richtige Strategie wählen. Erst dann sollten sie die Beschaffung und Umsetzung planen.

Gute Beziehungen sind wichtig

Eine grosse Herausforderung sei die Komplexität von Multi-Provider-Umgebungen. "Bei komplexen Applikationslandschaften mit vielen Schnittstellen helfen gute Beziehungen", sagte Bühler. Das werde oft unterschätzt. "Die Chemie muss stimmen."

Ein Beispiel für eine Multi-Provider-Umgebung (Quelle: Screenshot aus Präsentation von Hansjörg Bühler, Soberano Sourcing, Glenfis Cloud Talk)

Auch Roman Flütsch, Leiter IT Services und Operations bei Inventx, kennt die typischen Sourcing-Probleme. Für Firmen sei es nicht einfach, die richtigen Partner zu finden. Unternehmen sollten darauf achten, IT-Plattformen schnell bereitstellen zu können. Gleichzeitig müsse das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen, sagte Flütsch.

Wenn die Cloud Ängste auslöst

"Je mehr Serviceprovider, desto grösser die Herausforderungen", sagte Rainer Lischer, der bei Swiss Re den Titel "Head of IT SPS Cloud" trägt. Seit 2015 gebe es beim Rückversicherer eine Managed Private Cloud. Nun wolle man stärker auf die Public Cloud setzen. Diese nutze Swiss Re erst für etwa 1 Prozent seiner Apps.

Die Integration von Multi-Clouds habe auch immer mit Menschen zu tun, sagte Lischer. Swiss Re habe seine Cloud-Initiative intern mit dem Schlagwort "Empty Data Center" angekündigt. Das habe Ängste ausgelöst. Denn das Aufgabenprofil vieler Mitarbeiter sei eng mit dem Rechenzentrum gekoppelt gewesen. "Im dümmsten Fall haben die Mitarbeiter das Gefühl, sich selbst wegrationalisieren zu müssen."

Cloud zwingt zum Umdenken

Die Cloud habe Swiss Re auch vor kulturelle Herausforderungen gestellt. Sie verkürze die Time-to-Market massiv und stelle den bekannten Grundsatz "never change a running system" in Frage. Die IT-Operations bei Swiss Re musste sich darum wandeln. Sie habe ihre Systeme zuerst nur selten und nur in bestimmten Wartungsfenstern ändern wollen. Heute sei das anders, sagte Lischer.

Swiss Re mache zudem seit Jahrzehnten eine klassische Budget-Planung und konsumiere dann entsprechend. Das Pay-per-Use-Modell in der Cloud funktioniere aber völlig anders. Auch hier habe der Rückversicherer umdenken müssen.

Rainer Lischer, "Head of IT SPS Cloud" von Swiss Re.

Lischer rät Firmen, nicht eine ganze Organisation auf einmal zu transformieren. Es sei sinnvoller, mit kleinen Projekten anzufangen und auf diesen aufzubauen. Am Anfang müssten auch nicht alle mitmachen. Zu Beginn reiche es, ein kleines aber motiviertes Core-Team einzusetzen. "Unternehmen sollten kulturelle Veränderungen aber unbedingt früh angehen und richtig kommunizieren", ergänzte Lischer.

Typische Probleme mit Multi-Clouds

Für Glenfis-Gründer Martin Andenmatten ist die Cloud "primär eine menschliche Disziplin". Der Einsatz von Multi-Cloud-Umgebungen verspreche Best-of-Breed-Qualität, weniger Abhängigkeiten und eine bessere Performance. Die Realität sehe aber oft anders aus. Andenmatten zeigte auf, wann Probleme auftreten können:

  • Wenn es trotz APIs keine richtige Integration gibt. Ein paar Schnittstellen reichen nicht, um Technologie- und Cloud-Silos abzubauen.

  • Wenn Firmen Probleme mit dem Access Management haben. Zum Teil sei es immer noch über E-Mails organisiert, was nicht funktioniere.

  • Wenn Cloud-Anbieter das On- und Off-Boarding der Kunden vernachlässigen.

  • Wenn der Blick für das Ganze fehlt. Auch wenn 100 Prozent der SLAs grün sind, kann beim Kunden etwas schief laufen.

  • Wenn Verantwortlichkeiten unklar sind.

  • Wenn Software nicht kompatibel ist.

Glenfis-Gründer Martin Andenmatten.

  • Wenn Lieferanten-Verträge nicht aufeinander abgestimmt und die Service-Levels und Standards unterschiedlich sind. Qualitätsansprüche an Commodity-Services wie SaaS und IaaS durchzusetzen, ist nicht einfach.

  • Wenn Serviceprovider voneinander abhängig sind und trotzdem kaum miteinander reden. Das könne etwa das Lifecycle-Management erschweren.

  • Wenn die Entwicklung der IT so rasant verläuft, dass alle mit dem Tempo überfordert sind.

  • Wenn Portale, Prozesse und Definitionen unterschiedlich sind.

  • Wenn die Tools für Monitoring und Reporting nicht einheitlich sind.

  • Wenn die Erwarungen an den Gesamtservice höher sind als das, was die einzelnen Komponenten erreichen.

Noch ein Beispiel für eine Multi-Provider-Umgebung. Glenfis hat als Serviceintegrator die Aufgabe, die Verbindung vom Unternehmen zu den Lieferaten herzustellen (Quelle: Screenshot aus Präsentation von Martin Andenmatten, Glenfis, Glenfis Cloud Talk)

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