Facebook soll Nutzerdaten an Gerätehersteller weitergegeben haben
Facebook hat in den letzten 10 Jahren Partnerschaften mit mindestens 60 Hardware-Herstellern abgeschlossen. Das Unternehmen soll diesen Partnern Zugriff auf Daten seiner User erlaubt haben. Facebook verteidigt sich, dass keine Datenschutzrichtlinien missachtet worden seien.
Facebook ist in den letzten zehn Jahren mit nahezu 60 Geräteherstellern - darunter Apple, Samsung, Amazon und Microsoft Partnerschaften eingegangen. Eine Untersuchung der "New York Times" enthüllte den Umfang der Daten-Sharing-Angebote. Facebook soll den Unternehmen Zugriff auf Daten von Nutzern, deren Freunden und teilweise sogar den Freunden der Freunde erlaubt haben.
In einem Blogpost bestätigte Facebook einige Teile des Berichts der Times, stritt jedoch andere ab. Die Partnerschaften mit den Unternehmen seien geknüpft worden, als Mobiltelefone weniger leistungsfähig waren und App-Stores noch nicht existierten, erklärt das Social Media-Unternehmen.
Facebook gab an, dass es den Geräteherstellern nur Software zur Verfügung stellte, damit sie Versionen von Facebook erstellen konnten, die auf verschiedenen Telefonen oder Betriebssystemen funktionierten. Es sei jedoch kein Missbrauch durch diese Unternehmen bekannt, fügte Facebook hinzu. Ausserdem sei der Zugriff der Partnerunternehmen auf die Software schon eingeschränkt worden.
Die New York Times berichtete weiter, dass Facebook den Geräteherstellern auch ohne ihre ausdrückliche Zustimmung Zugang zu den Daten der Freunde der Nutzer gewährt habe, selbst nachdem sie erklärt hatten, dass sie solche Informationen nicht mehr mit Aussenstehenden teilen würden. Auch dies bestritt Facebook: Die Datenweitergabe passiere im Einklang mit seinen Datenschutzrichtlinien, der Vereinbarung mit der US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) und Zusagen an die Nutzer. Die Nutzung der Daten sei durch Verträge streng reglementiert.
Gerätepartner sollen Facebook-Erfahrung bereitstellen
Nach dem Skandal im März mit der politischen Beratungsfirma Cambridge Analytica, soll Facebook bereits im April einige der Partnerschaften aufgelöst haben – die meisten seien jedoch bestehen geblieben. "Sieht so aus, als ob Zuckerberg dem Kongress vorgelogen hätte, dass die Nutzer vollständige Kontrolle über ihre Daten haben", schrieb US-Kongressabgeordneter David Cicilline auf Twitter. Die Partner-Unternehmen hätten die Facebook-Informationen von Menschen nicht ohne deren Erlaubnis mit ihren Geräten integrieren können, antwortete Facebook auf den Twitterpost.
Das Social-Media-Unternehmen betrachte seine Gerätepartner als Erweiterungen von Facebook, erläuterten Facebook-Offizielle. Im Gegensatz zu Entwicklern, die Facebook-Nutzern Spiele und Dienstleistungen zur Verfügung stellen, sollen die Gerätepartner Facebook-Daten nur dazu verwenden können, um Versionen der "Facebook-Erfahrung" bereitzustellen. Diese Auslegung kritisiert Jessica Rich, eine ehemalige FTC-Beamtin, die dazu beigetragen habe, die frühere Facebook-Untersuchung der Kommission zu leiten.