Blockchain im Gesundheitswesen

E-Health-Blockchains – Heilkur für die digitale Revolution in der Gesundheit?

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von Sandro Morghen

Während das elektronische Patientendossier (EPD) des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und andere private E-Health-Initiativen vergleichsweise schleppend vorankommen, eröffnet die Blockchain neue Perspektiven für das Gesundheitswesen in einer digitalisierten Welt.

Sandro Morghen, Senior Experience Designer, Nexum. (Source: ZVG))
Sandro Morghen, Senior Experience Designer, Nexum. (Source: ZVG))

Die E-Health-Strategie des Bundes ist bereits über zehn Jahre alt, wirklich angekommen ist bei Patienten und Ärzten davon jedoch noch wenig. Dabei regelt das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG), seit 2017 in Kraft, dass Spitäler spätestens ab dem Jahr 2020 ein elek­tronisches Patientendossier anbieten müssen. Noch stockt die Umsetzung: Skeptische Ärzte und Patienten, Datenschutzfragen sowie technische Probleme sind nur einige der Hürden, die es für die digitale Revolution im Gesundheitswesen noch zu meistern gilt.

Für eine neue Dynamik sorgt die Blockchain-Technologie. Nachdem Google sein E-Health-Programm Google Health 2011 eingestellt hat, arbeiten zwischenzeitlich zahlreiche Start-ups an sicheren Patientenakten der zweiten Generation – auf der Basis der Blockchain. So zum Beispiel Medicalchain. Das Start-up aus England mit globalen Expansionsambitionen bietet eine Lösung, bei der Ärzte, Spitäler, Labors und Apotheken auf die medizinischen Daten eines Patienten zugreifen. Wesentlicher Unterschied gegenüber konventionellen Lösungen: Der Patient behält die Hoheit über seine Daten – die Blockchain verwaltet lediglich den Zugang und entsorgt den Datenzugriff wieder nach Gebrauch. Firmen wie Medicalchain hoffen mit ihren dezentralen Lösungen, das Vertrauen von Patienten, Ärzten und anderen Leistungserbringern in digitale Patientendaten zurückzugewinnen – Vertrauen, das, so scheint es, bereits verspielt worden ist, bevor E-Health überhaupt flächendeckend eingeführt wurde.

Nutzen für die Krankenkassen

Ebenfalls grosses Interesse an Gesundheitslösungen, die auf der Blockchain basieren, haben auch Krankenkassen. Diese können damit ihre Rolle als Bindeglied im Gesundheitssystem wahrnehmen und Krankenfälle schneller und zuverlässiger verarbeiten. Die Lösungen können auch als intelligentes Controlling-Instrument dienen, so etwa, um Versichertenangaben durch die Blockchain abgleichen und verifizieren zu lassen.

Die Pläne der Krankenversicherer greifen aber weiter. Es gibt bereits Überlegungen, dank in der Blockchain abgelegter Smart Contracts gewünschtes und unerwünschtes Verhalten der Versicherten zu honorieren beziehungsweise zu sanktionieren oder mithilfe der Blockchain Versicherungsbetrug zu bekämpfen; und beim jährlich anstehenden Krankenkassenwechsel soll die Blockchain künftig ebenfalls für einen schnelleren und komfortableren Übergang sorgen.

Auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens sollen Blockchains zum Zug kommen. Insbesondere im Onlinehandel mit Arzneimitteln ist der Bedarf an gesicherten und neutralen Informationen gross. Die beiden Unternehmen Ambrosus und Modum haben auf Blockchain basierende IoT-Netzwerke entwickelt, welche die Logistikketten von heiklem Transportgut wie Medikamente, aber auch Lebensmittel, transparent machen und so den Versand von Produktfälschungen – im Medikamente-E-Commerce ein gravierendes Problem – ausschliessen. Auch weitere Parameter, wie etwa das Einhalten der Kühlkette, können dank der Blockchain überwacht werden.

Während die Vorbereitungen für das elektronische Patientendossier in die Schlussrunde gehen, bringen sich weltweit neue Blockchain-Start-ups im Gesundheitssektor in Stellung. Was dies für die Entwicklung von E-Health in der Schweiz bedeutet, wird die Zukunft zeigen.

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DPF8_105936