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Per Blockchain zur sicheren digitalen Identität

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von Walter Dettling, Dozent für Wirtschaftsinformatik und Mathematik, FHNW

Der Schutz von persönlichen Daten im digitalen Zeitalter ist mehr denn je eine Herausforderung. Die Begeisterung über die Möglichkeiten des Internets ist der Sorge um die Preisgabe der Identität gewichen. Einen Ausweg aus diesem Dilemma könnte die Blockchain bieten.

Walter Dettling, Dozent für Wirtschaftsinformatik und Mathematik, FHNW (Source: zVg)
Walter Dettling, Dozent für Wirtschaftsinformatik und Mathematik, FHNW (Source: zVg)

1995 hat der Direktor des MIT Medialabs, Nikolas Negroponte, ein Buch mit dem Titel "Total Digital. Die Welt zwischen 0 und 1 oder die Zukunft der Kommunikation" veröffentlicht. Seine Botschaft: "Atome", also etwa Zeitungen, braucht es künftig für die Verbreitung und den Austausch von Informationen nicht mehr. Trotz vieler zutreffender Prognosen schwieg sich Negroponte zu einem Thema völlig aus: die Sicherheit, welche die Übermittlung von Bits über das Internet benötigt, damit die vermittelte Information nicht manipuliert und missbraucht werden kann. Negroponte bezeichnete sich selbst als Optimist und sprach von der "harmonisierenden Wirkung der Digitalzeit".

 

Wir vertrauen unsere Daten einer Blackbox an

Aus heutiger Sicht erscheint Negropontes damaliger Optimismus sehr naiv. Die Begeisterung über die neuen Möglichkeiten der digitalen Datenautobahn hat die Wahrnehmung der damit verbundenen Risiken verdrängt. Aus dieser Perspektive ist es nicht verwunderlich, dass das Internet, wie wir es heute benutzen, ein Flickwerk von Protokollen und Regulierungen darstellt. Wir haben uns unmerklich daran gewöhnt, mit unseren Handys, Tablets und Computern eine undurchschaubare digitale Infrastruktur zu benutzen. Wenn wir online sind, vertrauen wir persönliche Daten einer sprichwörtlichen Blackbox an und benutzen kontinuierlich digitale Dienstleistungen, mit denen unsere Daten auf verschlungenen Wegen mit unbekannten Algorithmen von zentralisierten globalen Unternehmen verwertet werden. Was sich die meisten nicht bewusst sind: Unsere Identitäten werden bereits durch die Hardware oder das Betriebssystem festgestellt und mit den Bits, die wir versenden und erhalten, verknüpft.

Mehr Infos und Analysen rund um das Thema Blockchain und Kryptowährungen finden Sie im Online-Dossier der Netzwoche.

 

Blockchain schützt Personendaten

Im Zusammenhang mit der Blockchain stehen heute nicht nur Kryptowährungen, sondern vor allem neue Businessmodelle zur Debatte. Kaum ein Thema ist der Schutz von persönlichen Daten. Das ist eigentlich erstaunlich, denn der Schutz der Identität ist ein zentraler Baustein der Bitcoin-Architektur. Das "Bitcoin Whitepaper" beschreibt in Kapitel 10, wie ein neues Sicherheitskonzept Identität und Transaktionen voneinander trennt (siehe Grafik). Transaktionen, die über die Blockchain ausgetauscht werden, können ohne Preisgabe der Identität trotzdem verbindlich durchgeführt werden.

Diese Eigenschaft wird meistens mit dem Risiko von Rechtsbruch in Verbindung gesetzt. Diese Perspektive ist aber zu einseitig. Mit der Blockchain ist es möglich, eine Schlüsselinfrastruktur zu bauen, mit der persönliche Informationen anonymisiert werden, bevor sie als Datenströme im Internet dem öffentlichen Zugriff ausgesetzt werden. Ganz unten in der Softwarearchitektur angesetzt, kann sie verhindern, dass Hardwarehersteller, Netzwerkanbieter oder Telekommunikationsunternehmen unbeschränkten Zugriff auf persönliche Daten erhalten. Es ist definitiv effizienter, Informationen an der Quelle zu schützen als bei deren späteren Verwendung.

Wenn man dazu die Blockchain verwenden will, ist es wichtig, dass die zu schützende Datenmenge so klein wie möglich gehalten wird. Da drängt es sich auf, statt der Daten die Identität des Datensenders zu schützen. Trotz berechtigtem Optimismus ist nicht sicher, ob es noch gelingen wird, die persönliche Identität zu schützen, ohne sich von der digitalen Kommunikation abschotten zu müssen.

 

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DPF8_130761