Cloud Computing

Cloud Computing – neue Möglichkeiten für KMUs und Grossunternehmen

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von Bernd Leinfelder, Dozent an der Fernfachhochschule Schweiz und System Architect bei TI&M (Zürich)

Cloud Computing hat sich etabliert. Was IT-Abteilungen Arbeit abnimmt und für Anwender bequem ist, birgt neben den ­offensichtlichen Vorteilen auch Risiken. Im Folgenden eine anbieterunabhängige Übersicht über die Cloud-Landschaft in der Schweiz.

Bernd Leinfelder, Dozent an der Fernfachhochschule Schweiz und System Architect bei TI&M (Zürich). (Source: zVg)
Bernd Leinfelder, Dozent an der Fernfachhochschule Schweiz und System Architect bei TI&M (Zürich). (Source: zVg)

Cloud-Services sind mittlerweile vom Hype-Thema zu einem universell verfügbaren und regelmässig eingesetzten Mittel der IT geworden. Es werden dabei verschiedene Ausprägungen unterschieden, die unterschiedliche Anforderungen adressieren.

1. Software-as-a-Service (SaaS)

So umfasst das SaaS-Modell Angebote für Endbenutzer, die zentral durch den Anbieter gehostet werden und in der Regel via Webbrowser aufgerufen werden. Darunter fallen unterschiedliche Dienste wie Office-Software oder spezialisierte Systeme für ERP, CRM, Buchhaltung oder HR-Management.

Für den Kunden ergeben sich bei diesem Modell offensichtliche Vorteile. So reduziert sich der Aufwand für die interne IT, da keine Server mehr gewartet werden müssen. Da es sich um ein Mietmodell handelt, entfallen auch hohe Einmalkosten für Updates, und die neusten Versionen können vom Kunden schneller genutzt werden als beim traditionellen Modell. Da Dokumente auf zentralen Servern im Internet gespeichert werden, vereinfacht sich der Datenaustausch mit Partnern und Kunden. Dokumente können parallel editiert und für andere Nutzer freigeben werden.

2. Platform-as-a-Service (PaaS)

Anders als bei Saas-Angeboten besteht der Service bei PaaS-Modellen darin, eine Laufzeitumgebung für Software bereitzustellen. In der Regel handelt sich um Individualsoftware, die betrieben werden kann, ohne dass sich der Kunde selbst um die zugrundeliegende Infrastruktur kümmern muss. Die Software wird in einem definierten Format auf die PaaS-Plattform übertragen und dort betrieben. Häufig sind zusätzliche Middleware-Services Teil des Angebots. Zielgruppe für dieses Modell sind Softwareentwickler, die sich einen grossen Teil des Bereitstellungsaufwands dank PaaS sparen können und sich stattdessen auf die Programmierung der Kernfunktionalitäten konzen­trieren können.

3. Infrastructure-as-a-Service (IaaS)

Als drittes Modell stehen IaaS-Angebote zur Verfügung. Die Produkte bieten hier klassische Infrastruktur-Services an wie virtuelle Maschinen, Block Storage und virtualisierte Netzwerkkonnektivität. Dieses Angebot eignet sich für IT-Abteilungen, die aktuell eigene HyperV- oder vSphere-­Umgebungen betreiben und diese ganz oder teilweise auslagern wollen. Ebenso geeignet sind IaaS-Dienste für Unternehmen, die noch gar nicht virtualisiert sind und sich überlegen, wie sie einen fälligen Lifecycle am besten angehen. Bei IaaS-Modellen entfällt der Aufwand, den der Betrieb eigener Hardware in einem Rechenzen­trum bedeutet. Der Aufwand für den Betrieb einer eigenen Rechenzentrumsinfrastruktur kann reduziert oder gänzlich eingespart werden. Da VMs einfach und in verschiedenen Grössen bezogen werden können, entfallen hohe Sprungkosten, auf Vorrat beschaffte und ungenutzte Hardware existiert nicht mehr.

Die umfangreichsten Angebote für Cloud-Services sind aktuell Amazon Web Services (AWS), Google Cloud Platform und Microsoft Azure. Daneben existieren viele Spezialisten für Nischenbereiche. Die Microsoft-Azure-Plattform kann auch von Providern bezogen werden, die unabhängig von Microsoft sind. So bieten grössere Provider in der Schweiz eigene Azure-basierte Cloud-Services an, während die Services von AWS und Google Cloud Platform immer von Amazon beziehungsweise Google selbst bereitgestellt werden. Diese Anbieter betreiben eine Vielzahl von weltweiten Rechenzentrumsstandorten, um die Dienste nahe beim Kunden anbieten zu können. In Schweizer Datacentern können aktuell Azure-Services bezogen werden (von unabhängigen Providern), und Google hat sein Schweizer Datacenter im März 2019 eröffnet. Amazon hat zwar Büros in Zürich, jedoch noch keine Rechenzentren.

Die Cloud und das Recht

Bei der Wahl der richtigen Cloud-Strategie sind in erster Linie die fachlichen und regulatorischen Anforderungen bedeutsam. Es ist daher wichtig, zuerst mit der Fachabteilung deren genaues Bedürfnis zu ermitteln. Hilfreich kann es sein, zusammen mit der Fachabteilung einen Proof-of-Concept-Case auf einem Trial-Account durchzuspielen und so die funktionalen Grenzen eines Angebots zu prüfen. Aufgrund der Standardisierung des Cloud-Angebots sind die Möglichkeiten zur individuellen Anpassung häufig limitiert, sodass die eigenen Anforderungen und die Optionen des Cloud-Angebots möglichst vollständig abgeglichen werden müssen.

Arbeitet der Kunde in einer regulierten Branche (z.B. Medizintechnik, Finanzen), so sind die regulatorischen Vorgaben bezüglich Datenschutz und Datensicherheit strikt einzuhalten. Wenn die Speicherung von Daten innerhalb der Schweiz zwingend vorgegeben ist, wie zum Beispiel für Bankkundendaten, so hilft ein Datacenter in Irland nicht weiter. Für jeden konsumierten Service muss daher die Data Residency des Service genau geprüft werden.

Know-how vor Ort

Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Cloud Offerings ist das benötigte Know-how auf Kundenseite. Ein SaaS-Angebot, zum Beispiel ein System zur Lohnbuchhaltung, kann eine kleine interne IT effektiv entlasten. Komplexe Angebote im Bereich IaaS oder PaaS erfordern auf Kundenseite aber eine kompetente IT, die das grundsätzlich neue Service-Paradigma versteht, den Service technisch betreiben und integrieren und die Auswirkungen auf die Architektur der eigenen IT-Landschaft abschätzen kann.

Eine Cloud-Strategie sollte nicht kostengetrieben sein. Häufig sind Cloud-Services bei einer vollständigen Betrachtung teurer als die internen Services. Dafür erhält der Kunde ein professionelles Servicemanagement und die Flexibilität einer einfachen, bedürfnisgerechten Skalierbarkeit. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass gerade im Bereich PaaS viele Preismodelle hochkomplex und vorab nur schwer einzuschätzen sind.

Zusammengefasst bieten Cloud-Angebote für kleine Firmen gerade im Bereich SaaS Chancen, um die eigene IT-Abteilung zu entlasten und trotzdem hochwertige Software zur Verfügung zu haben. Die Angebote im Bereich PaaS und IaaS setzen eine interne IT voraus, die grundsätzlich Produkte dieser Art auch selbst betreiben könnte. Bei allen Angeboten sollten jedoch mögliche Vendor-Lock-ins nicht ignoriert werden.

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