Kaufverhalten im Jahr 2022

Schweizer kaufen häufiger stationär und recherchieren online

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von Leslie Haeny und cka

Der Boom im Onlinehandel flacht ab. Konsumentinnen und Konsumenten kehren vermehrt in die stationären Läden zurück. Viele informieren sich vor dem Einkaufen aber online über Rabatte, Aktionen und Angaben zu Produkten.

(Source: Rumman Amin / Unsplash)
(Source: Rumman Amin / Unsplash)

Konsumentinnen und Konsumenten kaufen wieder häufiger stationär ein. Im ersten Quartal 2022 ist der Onlinehandel verglichen mit dem Vorjahresquartal in fast allen Segmenten zurückgegangen, wie die Swiss Retail Federation mitteilt. Einzig das Geschäft mit Lebensmitteln habe weiter zugenommen.

Der Branchenverband gibt zu bedenken, dass das erste Quartal 2021 von Ladenschliessungen aufgrund der Coronapandemie geprägt war. "Es zeigt sich, dass durch die staatlichen Eingriffe während der Pandemie, der Onlinehandel sozusagen künstlich befeuert wurde und sich dieser nun wieder normalisiert", lässt sich Swiss-Retail-Federation-Direktorin Dagmar Jenni zitieren. "Zudem haben die Konsumentinnen und Konsumenten, bedingt durch die teils strikten Massnahmen in anderen Wirtschaftsbranchen, einen Teil ihres Konsums im Detailhandel substituiert. Dieser Konsum fällt nun langsam aus dem Detailhandelsumsatz raus. Letztlich darf nicht vergessen werden, dass sich die allgemeine Wirtschaftslage abgekühlt hat", sagt sie.

Corona plagt den Handel weiterhin

Die Swiss Retail Federation geht davon aus, dass dieses Jahr schlechter für den hiesigen Detailhandel ausfallen wird als das "Rekordjahr" 2021. Die Auswirkungen von Coronarestriktionen erschwerten noch immer den globalen Handel. Containermangel, fehlenden Schiffe beziehungsweise Verspätungen und die daraus resultierende Bindung von internationaler Transportkapazität sowie erhöhte Energiepreise und Produktionskosten stellten zusätzliche Herausforderungen dar.

Der Preis plagt am meisten

Auch Profital hat das Kaufverhalten der Bevölkerung unter die Lupe genommen. Der Anbieter der gleichnamigen Prospekte-App kommt zu demselben Schluss wie der Branchenverband: Stationär ist wieder gefragt. Zudem beobachtet Profital, dass sich Konsumentinnen und Konsumenten vor dem Einkaufen öfter online über Rabatte und Aktionen informieren.

Ein Drittel der Studienteilnehmenden gab an, 2022 wieder häufiger in den Laden zu gehen. 18 Prozent der Befragten kaufen aktuell häufiger im Internet ein. Etwas mehr als die Hälfte aller Befragten wolle zudem mit dem neuen Einkaufsverhalten, das sich in den vergangenen zwei Jahren etabliert hat, weitermachen. Corona beschäftige die Befragten beim Einkaufen aber kaum mehr. Lediglich 9 Prozent gaben laut Profital an, Angst vor einer Ansteckung zu haben. Viel mehr Gedanken machen sich die Konsumentinnen und Konsumenten über Lieferverzögerungen (20 Prozent) und die Produktherkunft (37 Prozent). Am meisten Sorgen bereite der Preis: 69 Prozent aller Befragten gaben an, sich beim Einkaufen über die steigenden Preise Gedanken zu machen.

Online informieren, stationär kaufen

Das Internet wird als Recherchetool vor dem Einkauf immer wichtiger. 82 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie sich im Vorfeld über Aktionen und Rabatte informieren. Im Vorjahr waren es noch 72 Prozent und 2020 lediglich 49 Prozent. "Die ganze Einkaufs-Journey wird immer crossmedialer und die Produktrecherche beginnt bei Konsumentinnen und Konsumenten meist online", lässt sich Profital-Geschäftsführer Raphael Thommen zitieren. Das zeige, wie wichtig die digitale Angebotskommunikation sei.

(Source: Profital)

Laut Profital informieren sich beispielsweise 56 Prozent der Befragten online über Lebensmittel, und kaufen diese dann später offline ein. Beim Erwerb von Möbeln und Einrichtungsartikeln sind es 54 Prozent während 48 Prozent beim Kaufen von Elektronik so vorgehen.

Obwohl sich die Bevölkerung um den Preis sorgt, steht die Qualität für den Kaufentscheid an erster Stelle. Erst dann kommt der Preis. Ebenfalls als wichtig bewerteten die Befragten Kriterien wie Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit und Lieferzeit. "Die Regionalität sowie Verpackung und Produktpräsentation werden als weniger wichtig empfunden und auf dem letzten Platz liegt die Marke des Produkts", schreibt der App-Anbieter.

(Source: Profital)

Für die Studie befragte Profital 1935 Nutzerinnen und Nutzer der Profital-App zu ihrem Kaufverhalten. Die Onlinebefragung wurde Mitte März 2022 durchgeführt.

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