Remo Noser im Interview

So will der neue CEO Noser Engineering zum IoT-Leader machen

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von Marc Landis und Redaktion: Tanja Mettauer

Noser Engineering hat seit Januar 2022 mit Remo Noser einen neuen CEO. Dem Fachkräftemangel tritt er unter anderem mit umfangreicher Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeitenden und der Nachwuchsausbildung entgegen. Im Interview erklärt er, wie er das Unternehmen "Leading in IoT Solutions" machen will.

Remo Noser ist seit Anfang Jahr CEO von Noser Engineering. (Source: zVg)
Remo Noser ist seit Anfang Jahr CEO von Noser Engineering. (Source: zVg)

Sie sind seit Anfang Jahr CEO von Noser Engineering. Wie gross ist der Druck als Neffe des Inhabers der Noser Gruppe, Ruedi Noser, in dieser Rolle zu arbeiten?

Remo Noser: Ich fühle mich deswegen nicht speziell unter Druck gesetzt. Als Teil des Führungsteams, das gemeinsam eine Strategie und entsprechende Ziele des Unternehmens verfolgt, treffe ich in der Rolle als CEO Entscheidungen, für die ich einstehe. Selbstverständlich tausche ich mich regelmässig mit dem Verwaltungsrat und mit Ruedi Noser aus. Innerhalb des Unternehmens haben wir uns so aufgestellt, um unsere wesentlichen Themenschwerpunkte wie Technologie, Kunden und Mitarbeitende möglichst vollumfänglich abzudecken.

Welche Aufgaben haben Sie nach der Übernahme der neuen Funktion sofort in Angriff genommen?

2020 bin ich als COO ins Unternehmen eingestiegen. Meine Aufgabe war es, die Realisierung der Strategie voranzutreiben. Dazu gehörte insbesondere der Ausbau unserer Filialen in der ganzen Schweiz, bei der wir uns als Schweizer Dienstleister möglichst nahe bei den Kunden positionieren wollen. Zu den Kernthemen, die mich weiterhin beschäftigen, gehören Fokussierung, Standardisierung und Skalierung. Das Hauptmerkmal liegt dabei auf der Organisationsweiterentwicklung, der Business-Agilität, der Standardisierung sowie dem Qualitätsmanagement. Damit wir uns auf unsere Technologie-Kompetenz fokussieren können, müssen wir in all diesen Bereichen erfolgreich sein.

Es ist unerlässlich, dass es Betriebe gibt, die Lernende ausbilden und sie für den Beruf gewinnen können.

Welche Baustellen haben Sie im Unternehmen angetroffen?

Es gibt sicherlich Challenges, wie sie in jedem Unternehmen anzutreffen sind. Nebst diesen Herausforderungen wollen wir unsere Firmenkultur wahren, die stark in unseren Werten verankert ist und uns kontinuierlich weiterentwickeln. Sehr wichtig für unser Unternehmen ist, dass wir die besten Ingenieure beschäftigen können. Diese sind, wie Sie wissen, auf dem Arbeitsmarkt hochbegehrt. Noser Engineering will es Fachkräften ermöglichen, ihre Karriere bei uns zu starten und/oder sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dies kann auf methodischer, wie auch auf technologischer Seite geschehen. Wir möchten unsere Kunden mit unserer Technologiekompetenz überzeugen und fokussieren deshalb hundertprozentig auf Technologiethemen. Die Kernthemen bewirtschaften wir in unserer "Noser Academy", wo unsere Angestellten und Interessierte von entsprechenden Angeboten profitieren können. Nebst der Academy können wir durch Lehrstellen und Praktika für bestens ausgebildeten Nachwuchs sorgen. Dazu kooperieren wir eng mit Hochschulen und wissen somit immer auch, welche Themen dort aktuell sind. Wir hoffen, dadurch das Berufsbild des Ingenieurswesens zu stärken und einen Berufsstolz nach aussen zu tragen, der junge Menschen animiert und für die technische Welt begeistert.

Die Ausbildung von jungen und qualifizierten Fachkräften sehe ich als eine der grössten gesellschaftlichen Herausforderungen in unserem Land. Für die Schweiz ist es unerlässlich, dass es Betriebe gibt, die Lernende ausbilden und sie für den Beruf gewinnen können. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung werden sich die Berufsbilder in Zukunft noch stärker verändern. Bei Noser Engineering antizipieren wir diese Herausforderungen mit "Noser Young", das als Kompetenzzentrum für die Grundbildung in der ICT dient.

Mit welchen Herausforderungen setzen Sie sich aktuell ausserdem auseinander?

Grundsätzlich ist die Marktnachfrage aktuell hoch und wir sind gut ausgelastet. Aus heutiger Sicht sind wir sehr zufrieden, auch im Hinblick auf die kommenden drei bis vier Monate. Die aktuell teilweise akuten weltpolitischen Themen wirken sich auf verschiedenen Ebenen bei einigen unserer Kunden aus, was wir indirekt spüren.

Eine weitere Herausforderung ist die Art des Zusammenarbeitens, die sich seit Corona stark verändert hat. Man ist flexibler geworden dank Remote-Fähigkeiten, die sich auf die Unternehmenskultur auswirken. Die Challenge liegt also in der Balance der physischen und "remoten" Zusammenarbeit. Die Selbstverantwortung innerhalb der Teams ist sehr gross und entsprechende Plattformen ermöglichen den Mitarbeitenden einen abteilungsübergreifenden Informations- und Kommunikationsaustausch. Team-Events haben sich als äusserst beliebt und wertvoll herausgestellt und tragen dazu bei, den Team-Spirit aufrecht zu erhalten.

Wie wollen Sie dem Unternehmen Ihren Stempel aufdrücken?

Mein Credo lautet: offen, konsequent und fair. Das lebe ich, seitdem ein ehemaliger Chef mir diese Werte mit auf den Weg gegeben hat. Ich möchte vorangehen, die Leute mitreissen, offen sein und lösungsorientiert handeln. Themen werden direkt angesprochen, ob positiv oder negativ. Ein Anliegen ist mir auch, die Selbstverantwortung der Mitarbeitenden zu fördern – ich möchte kein Mikromanagement betreiben. Ein Eingreifen sollte erst dann notwendig sein, wenn etwas wirklich stark von den eigenen Idealen und Werten abweicht. Allerdings sind wir nicht dogmatisch unterwegs. Ein anderer Blickwinkel kann auch sehr wertvoll sein, weswegen wir grossen Wert auf eine gesunde Feedback-Kultur legen.

Unser grösstes strategisches Ziel ist Technologieführerschaft.

Welche strategischen Ziele möchten Sie mit Noser Engineering erreichen?

Unser grösstes strategisches Ziel ist Technologieführerschaft. Herausforderungen auf Kundenseite wollen wir mit unserer Technologiekompetenz lösen und damit kontinuierlich und nachhaltig wachsen. Für uns ist daher die Nähe zu unseren Kunden sehr wichtig. Unser Approach "Locals 4 Locals" ist zentral und schlägt sich in unserer Filialstrategie nieder. In Basel haben wir dieses Jahr eine Filiale eröffnet mit dem Ziel unsere "Delivery" zu stärken. In Zukunft planen wir diesen Schritt auch nachhaltig über die Grenze zu machen.

Ich sehe Noser Engineering als "Leading in IoT Solutions" nicht nur in der Schweiz, sondern überall, wo wir tätig sind. Unter diesem Slogan möchten wir den ganzen Technologiestack abbilden: von Hardware und Embedded, zur Connectivity, Applikations- und Mobile-Entwicklung, bis hin zur ganzen Cloud-Architektur.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Geschäftsverlauf unter Ihrer Ägide?

Grundsätzlich verzeichnen wir eine gute Entwicklung des Geschäftsjahrs. Eine Priorität ist für mich aktuell die nachhaltige Bewirtschaftung des Rheintals, in dem wir seit 2019 aktiv sind. Vergangenes Jahr konnten wir eine dort ansässige Firma übernehmen. Nun steht der erfolgreiche Aufbau und die Festigung dieser Filiale im Fokus. Andererseits wollen wir den neuen Standort Basel nachhaltig vorantreiben. Alle Filialen sind in einem gewissen Masse standardisiert und bieten unser komplettes Portfolio lokal an. Dabei ist nicht jede einzelne Technologie-Kompetenz gleich stark vertreten, diese variiert je nach Standort. Unser Filialnetz ermöglicht es uns aber, die benötigte Expertise schnell zu disponieren und Projekte zu realisieren.

Diese Business-Agilität bei uns bedeutet auch, dass wir unsere Erfolgsfaktoren identifiziert haben: Technologie-Management, Customer-Life-Cycle-Management und die Mitarbeiterentwicklung in unserem Unternehmen, was wir als First Class Engineers bezeichnen.

Die Notwendigkeit von Effizienzgewinnen lässt sich nicht wegdiskutieren.

Welche Trends erkennen Sie in Ihren Geschäftsfeldern?

Die Digitalisierung per se entwickelt sich sehr stark in allen Sektoren. Die Vernetzung von Geräten wird immer intensiver. Das Schlagwort IoT fällt in sehr vielen Zusammenhängen. Darin sehe ich sehr viele Chancen. Eine Herausforderung für den Markt wird sein, entsprechende Businessmodelle weiterzuentwickeln und in den einzelnen Industrien anzuwenden. Bei der gesamtheitlichen Betrachtung dieser Vernetzung braucht es daher sehr viele Kompetenzen, die zusammenspielen müssen. Bei diesen Prozessen entsteht eine grosse Datenmenge, die über einen entsprechenden Wert verfügt. Ein weiterer Trend ist die richtige Nutzung von Daten und die damit verbundenen Möglichkeiten in der Geschäftsentwicklung. In der Immobilien- und Baubranche etwa ist ein unglaubliches Digitalisierungspotenzial vorhanden. Aktuell scheint dafür im Schweizer Markt aber noch wenig Bedarf bzw. Veränderungswille zu existieren. Die Notwendigkeit von Effizienzgewinnen lässt sich aber nicht wegdiskutieren. Zusammengefasst sehe ich die grössten Trends in allem, was mit IoT zu tun hat, in der Datenerfassung, im Datenmanagement und in den Devices.

Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie kurz-, mittel- und langfristig in der Schweiz? Werden wir uns weiterhin in den ersten Rängen der innovativsten Länder und der höchsten Lebensqualität behaupten können?

Die Devise lautet: Was wir heute gut können, müssen wir unbedingt beibehalten. Wir dürfen uns nicht auf unserem bisherigen Erfolg ausruhen. Das gilt für uns als Unternehmen, sowie für Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz.

Global betrachtet gibt es viele Faktoren, die wir nur schwer beeinflussen können: Unsicherheiten in Taiwan, wo viele Computerchips herstammen, die Inflation in den USA und in Teilen der EU, der Krieg in der Ukraine … Auch dürfte die Art und Weise, wie die Schweiz mit der EU zusammenarbeitet, für uns als Forschungsstandort einen Einfluss auf unsere Innovationskraft haben. Ausserdem steht der Herbst vor der Türe und wir wissen nicht, wie sich Corona entwickeln wird. Ich sehe aber trotz Unwegsamkeiten positiv in die Zukunft.

Persönlich: Remo Noser (35) ist verheiratet und Vater von drei Söhnen. Er wohnt im Zürcher Weinland. Nach seiner Lehre bildete er sich weiter zum Technischen Kaufmann und Wirtschaftsinformatiker, MAS Wirtschaftspsychologie bis zum Executive MBA. Remo Noser führt seit 1. Januar 2022 das Unternehmen, nachdem er zunächst für knapp zwei Jahre die Rolle als COO bei Noser Engineering innehatte. Zuvor war Noser als Leiter Produktmanagement und Partner bei Axept Business Software sowie als Leiter Kommunikation & Administration beim Verein WinLink in Winterthur tätig.

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