Verstehen Sie Krypto?
Viele stempeln Kryptowährungen als Teufelszeugs ab. Kritiker argumentieren, dass Kryptowährungen keinen inneren Wert aufweisen, unglaubliche Energiefresser sind und die Währung der Kriminellen sei. Niemand braucht Kryptos, so das Fazit. Die Realität ist anders.
Über 300 Millionen Menschen nutzen bereits Kryptos und etablierte Unternehmen, wie Blackrock, Mastercard, Google oder Walmart, sind auf den Krypto-Zug aufgesprungen. Gleich zu Beginn: Krypto ist nicht gleich Krypto. Es käme ja auch niemandem in den Sinn, alle Wertanlagen, wie Gold, Immobilien, Aktien, Obligationen oder Sparkontos in einen Topf zu schmeissen. Sie alle haben ganz unterschiedliche Use-Cases. Das gilt auch bei den mehreren tausenden Coins und Tokens. Das Universum ist enorm vielfältig und nur wenige gelten als "Währung".
Disneyland Switzerland
Am stärksten polarisiert der Bitcoin. Doch oft greift die Kritik zu kurz, meist auch aus Unwissenheit. Für uns Schweizer, die sozusagen im Disney-Land leben, ist Bitcoin & Co. vielleicht weniger relevant als beispielsweise für 1,8 Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu Bankdienstleistungen haben. Ebenso lässt es sich hierzulande sehr gut leben, während hunderte von Millionen Menschen mit korrupten Regierungen und strengen Kapitalvorschriften umgehen müssen. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich eine magere Inflation von knapp 3,5%. Für uns ist es schwer nachvollziehbar, was "echte" Geldentwertung bedeutet. In der Türkei, Argentinien oder Venezuela sind sehr hohe zweistellige Inflationsraten an der Tagesordnung. Auch Millionen von EU-Bürger leben mit einer Inflationsrate von 10 Prozent und höher. Für all diese Menschen verliert das hart verdiente Geld täglich an Wert - und Sparen ist keine Option.
Schulden à Gogo!
"Gutes" Geld muss berechenbar sein. Unser heutiges Fiat-Geld ist es aber nicht. Seit Jahrzehnten drucken Zentralbanken Geld à Gogo, was auch dazu führt, dass die globale Verschuldung bei über 300 Billionen Dollar liegt - eine Verdreifachung innerhalb von 20 Jahren! Jetzt kommt Bitcoin ins Spiel. Da gilt: Der zugrunde liegende Code gibt die Regeln vor. So ist Bitcoin auf maximal 21 Millionen Bitcoin beschränkt. Das ist ein Grund, warum
Menschen in weniger stabilen Währungsräumen Bitcoin als Schutz vor Geldentwertung, Kapitalvorschriften und korrupten Regierungen betrachten.
Nicht skalierbare Technologie
Ein weiterer Kritikpunkt lautet: Bitcoin als Zahlungsmittel tauge nichts. Die Bitcoin Blockchain kann in der Tat rund sieben Transaktionen pro Sekunde abwickeln, während Visa rund 24’000 in der gleichen Zeit abwickelt. Bitcoin bleibt aber nicht stehen. Mit dem Lightning-Netzwerk ist ein hoch effizienter Zahlungskanal entstanden. Lightning kann über eine Million Transaktionen pro Sekunden abwickeln, das bei Gebühren im einstelligen Centbereich. Damit schlägt Lightning alle, sowohl im Speed wie auch bei den Kosten. Kein Wunder schauen moderne Tech-Unternehmen diese Technologie genauer an. Der US-Konzern Block (ehemals Square) hat in seine Cash-App, die beliebteste Finance App der USA, Lightning integriert. Doch Bitcoin ist nicht alleine: Gerade kürzlich teilte das Stablecoin-Projekt Tether - der grösste Stablecoin der Branche - mit, dass sie in Brasilien 24’000 Krypto-Geldautomaten aufstellen werden, mit denen Nutzer den Stablecoin USDT in die ganze Welt schicken können.
Noch sind wir ganz am Anfang, doch es ist wie immer: das Chicken-Egg-Problem. Es braucht eine hohe Akzeptanz sowohl auf Konsumenten als auch auf Händlerseiten. Und wir in der Schweiz sollten öfters mal in andere Gebiete der Welt blicken, wo eben kein Paradies herrscht.