Pilotprojekt der Uni Basel

Wie Wearables das Gesundheitswesen digitalisieren sollen

Uhr
von Yannick Züllig und Valentina Blaser, jor

Das Universitätsspital Basel testet ein System, welches Patientendaten automatisch über tragbare smarte Geräte erfasst und überwacht. Damit sollen die Pflegenden entlastet und der Aufenthalt für die Patientinnen und Patienten angenehmer werden.

Mit Wearables sollen die Vitaldaten von Patientinnen und Patienten am Unispital Basel künftig überwacht werden. (Source: zVg)
Mit Wearables sollen die Vitaldaten von Patientinnen und Patienten am Unispital Basel künftig überwacht werden. (Source: zVg)

Smarte Geräte, welche Gesundheitsdaten wie Herzfrequenz oder Blutdruck messen können, gibt es schon seit einiger Zeit. Von Fitnesstracker über Smartwatches bis zu aufgepeppten Armbanduhren. Wer möchte, kann heute jederzeit den eignen Puls im Auge haben. Das Universitätsspital Basel will diese Tatsache nutzen, um das Leben seiner Pflegerinnen und Pfleger sowie der Patientinnen und Patienten zu vereinfachen. Wie das gehen soll, zeigte das Unispital an einem Medienanlass in seinem "Innovation Lab".

Gemeinsam mit der Zürcher Softwareschmiede Leitwert und dem Infrastruktur-Provider Cisco hat das Unispital ein "Proof of Concept" vorgestellt. Das Patienten-Monitoring-System nutzt dabei die bestehenden Access Points von Cisco, welche das Spital auch für die IP-Telefonie benötigt. Auf diesen Access Points wird eine von Leitwert entwickelte Gateway-Software platziert, wodurch die Geräte via Bluetooth die sensorisch erfassten Gesundheitsdaten des Wearables empfangen können.

(Source: zVg)

Anschliessend werden die Daten im Backend aufbereitet und dem Pflegepersonal auf einem Dashboard mit all ihren Patientinnen präsentiert. Aktuell trackt das System nur die Herz- und Atemfrequenz der Patienten, aber man teste auch andere Werte wie etwa die Körpertemperatur, wie der Chief Medical Innovation Officer des Unispitals Dr. Jens Eckenstein erklärt. Dazu brauche es aber Geräte, welche solche Daten akkurat und medizinisch verifizierbar prüfen.

Vorteile für Ärzteteam, Pflegepersonal und Kranke

Aktuell überprüft das Pflegepersonal des Unispitals drei bis vier Mal täglich die Atem- und Herzfrequenz jedes Patienten und jeder Patientin, sagt Eckstein. Das sei unvorteilhaft für die Pflegerinnen und Pfleger, welche viel Zeit mit einer Aufgabe verbringen, die kaum eine medizinische Ausbildung erfordere. Und auch für die Gepflegten, welche man teilweise tief in der Nacht wecken müsse, um die Daten zu erfassen.

Die am Handgelenk getragenen Sensoren machen es also nicht nur möglich, dass die Pflegenden die Daten aller ihrer Patienten und Patientinnen stets im Auge haben, und zwar jederzeit, nicht nur stichpunktartig. Auch die Behandelten profitierten, wenn sie die ganze Nacht durchschlafen können.

Die Ärzteschaft profitiere indes von den stetigen Messungen, da sich die Entwicklung des Zustandes der Patientinnen viel enger verfolgen lasse und allenfalls schon frühzeitiger Massnahmen ergriffen werden können.

Eine Frage des Vertrauens

Bislang kam das System nur dann zum Einsatz, wenn nebenbei das herkömmliche Monitoring weitergeführt wurde. Die Daten aus den Sensoren hätten sich bewährt, meint Eckstein, der neben seiner innovatorischen Tätigkeit auch noch medizinisch praktiziert.

Von den Patientinnen und Patienten, welche an den Feldversuchen teilnahmen, habe man in der Regel gutes Feedback bekommen. Es seien aber nicht alle bereit gewesen, ein Wearable zu tragen. In der Ärzteschaft gäbe es diesbezüglich durchaus geteilte Meinungen, sagt Eckstein. Während einige seiner Berufskolleginnen und -kollegen sich fragten, warum ein solches System nicht schon längst umgesetzt sei, würden andere meinen: "Das funktioniert eh nie."

Beim Pflegepersonal sei man grundsätzlich etwas optimistischer, sagt Sebastian Broisch, Pflegeexperte im Innovationsteam des Unispitals und selber Pflegefachkraft auf der dermatologischen Station des Spitals. Einige seiner Kollegen seien schlicht nicht mit der Technologie vertraut, deshalb brauche es Zeit, um das Vertrauen und die Akzeptanz in das System zu schaffen. Auch müsse man das Personal im Umgang mit den Wearables schulen, um die Akzeptanz zu erhöhen.

Technisch bereit, aber ...

Auf die Frage, wann und ob das System überhaupt für das gesamte Spital "live" gehen könne, haben die Verantwortlichen des Spitals keine definitive Antwort. Aktuell laufe eine gross angelegten Studie zusammen mit Innosuisse, bei der eine ganze Station mit Sensoren und Gateways ausgestattet wird. Diese Studie laufe sicher noch zwei Jahre.

Für die Technologiepartner des Spitals ist die Frage schnell beantwortet. Für Garif Yalak, Head of Digital Transformation bei Cisco, steht fest: "Die Technologie ist bereit."

Webcode
Fit2fLtj