"Ein Trend ist der wachsende Einfluss von Social Commerce"
Der Onlinehandel in der Schweiz wächst nach wie vor, ist aber unter Druck. Ein Grund dafür ist der Import von Kleinpaketen aus Asien. Jean-Claude Jolliet, Client Business Partner bei NIQ GfK, kennt weitere Gründe. Interview: Marc Landis
Wie geht es dem Schweizer Onlinehandel 2024?
Jean-Claude Jolliet: Der Onlinehandel erlebt im Jahr 2024 ein geringes einstelliges Wachstum. Trotz dieser verhaltenen Wachstumsrate zeigen sich leichte Anzeichen einer Erholung in der Konsumentenstimmung, die sich jedoch weiterhin auf einem niedrigen Niveau befindet. Ein Trend ist der wachsende Einfluss von Social Commerce, insbesondere bei der Generation Z, die zunehmend über soziale Plattformen einkauft.
Welche Trends und Herausforderungen sind besonders prägend?
Die Online-Positionierung der Produkte und Dienstleistungen bleibt entscheidend für den Erfolg. Über 40 Prozent aller technischen und langlebigen Produkte werden online verkauft, selbst wenn die Verbraucher am Ende in einem stationären Geschäft kaufen, beginnt die Mehrheit ihre Kaufreise online. Weitere Trends und Herausforderungen sind:
- Marktplätze und Social Commerce: Diese gewinnen weiter an Bedeutung, da Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend über Plattformen und Social Media einkaufen.
- Auslandseinkauf: Der Kauf von Produkten aus dem Ausland, insbesondere aus Asien, wächst weiterhin zweistellig. Haupttreiber ist der Import von Kleinpaketen.
- Refurbished-Produkte: Nachhaltigkeit bleibt ein wichtiger Faktor; erneuerte und wiederverwendete Produkte gewinnen an Beliebtheit.
- Konsumentenstimmung: Die allgemeine Stimmung unter den Konsumenten bleibt ungewiss, was eine Herausforderung für Händler darstellt, die auf eine stabile Nachfrage angewiesen sind.
- Stationäre Flächenbereinigungen und Konsolidierungen: Im traditionellen Detailhandel wird es weiterhin zu Schliessungen und Konsolidierungen kommen, da der Onlinehandel Marktanteile gewinnt.
Welche Entwicklungen erwarten Sie bis 2025?
Die folgenden Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich der Schweizer Onlinehandel dynamisch weiterentwickelt und an die sich verändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Konsumenten anpasst:
Asien-Preisvorteile unter Druck: Die Preisvorteile asiatischer Anbieter könnten durch neue Regulierungen und Zollgebühren in westlichen Ländern geschmälert werden.
Vorteile Schweizer Händler: Lokale Händler geniessen mehrere Vorteile, darunter die Anpassung an lokale Bedürfnisse, Sicherheitsstandards und Vorschriften. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der Sofortnutzung, die kurzfristige Kaufentscheidungen fördert. Zudem wird der Fokus auf nachhaltige Produktion, Kreislaufwirtschaft und Refurbished weiter zunehmen, was den Händlern einen Wettbewerbsvorteil verschafft.
Einkaufsverhalten: Das Motto «hier und sofort – egal ob stationär oder online» wird zunehmend das Einkaufsverhalten prägen, da Konsumentinnen und Konsumenten Flexibilität und sofortige Verfügbarkeit schätzen.