Lokführer-Gewerkschaft kritisiert

Südostbahn testet teilautomatisches Fahren

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von Alexandra Hüsler und tme

Die Südostbahn testet in den nächtlichen Betriebspausen ihr Fahrassistenzsystem, das die Einstellung der Geschwindigkeit für den Lokführer übernehmen soll. Die Vereinigung der Schweizer Lokführer und Anwärter kritisiert das Vorhaben und warnt vor möglichen Folgen.

(Source: SOB)
(Source: SOB)

Die Südostbahn (SOB) testet autonom fahrende Züge in den nächtlichen Betriebspausen. Den Einsatz auf einer Strecke im regulären Verkehr mit Passagieren möchte die SOB im Herbst 2024 aufnehmen, wie die "NZZ" schreibt.

Die Vereinigung der Schweizer Lokführer und Anwärter (VSLF) schrieb in ihrem Newsletter, dass der Zug die Fahrt selbstständig durchführen und das Lokpersonal das System überwachen sowie Nebenarbeiten übernehmen solle. Die SOB bestätigte die Pläne auf Anfrage der "NZZ".

Das Fahrassistenzsystem werde vom Lokführer aktiviert und eine Rechnereinheit übernehme die Einstellung der Geschwindigkeit, sagte Patrick Zanchetta, Leiter des Bereichs Bahn-Automation bei der SOB, und verglich es mit dem Abstandstempomat eines Autos, so die "NZZ". Die Züge seien nicht führerlos unterwegs, der Lokführer überwache das System. Zudem werde das System nicht automatisch aktiviert, heisst es weiter.

Kritik des VSLF

Die VSLF kritisiert das Fahrassistenzsystem, denn es sei unklar, ob das Lokpersonal verpflichtet sei, das System einzuschalten. Das Personal werde dazu aufgefordert, die Zugführung zu übergeben, wodurch sich die Monotonie bei der Arbeit der Lokführer noch grösser würde. Die Monotonie führe dann "zwangsläufig" zu einer verminderten Aufmerksamkeit.

Die Vereinigung befürchte auch, dass die Rekrutierung von Personal künftig schwieriger und die Treue zum Beruf abnehmen werde. Eine weitere Befürchtung der VSLF dürfte laut "NZZ" auch die Angst sein, dass Lokführer langfristig auf gewissen Strecken überflüssig werden könnten.

Die SOB wehre sich gegen diese Kritik. "Die Sicherheit unserer Fahrgäste, Mitarbeitenden, Fahrzeuge und der Infrastruktur steht an oberster Stelle", sagt Zanchetta. Das Lokpersonal sei seit Beginn im Projekt vertreten und externe Experten würden die Auswirkungen auf das Lokpersonal beobachten.

Die für das teilautomatische, kommerzielle Fahren mit Reisenden erforderliche Bewilligung liege bis anhin nicht vor, sagt ein Sprecher des zuständigen Bundesamts für Verkehr. Es liege in der Verantwortung der SOB, das Personal unmissverständlich über die genaue Aufgabenverteilung zwischen dem Fahrassistenzsystem und dem Lokführer zu informieren.

 

Autonomes Fahren ist nicht nur auf der Schiene ein Thema. Auch auf Schweizer Strassen sollen bald autonome Fahrzeuge fahren können. Eine Teilrevision des Strassenverkehrsgesetzes soll den gesetzlichen Rahmen für das automatisierte Fahren regeln. Mehr dazu lesen Sie hier.

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