Fremder Staat erbeutet Personendaten der niederländischen Polizei
Die Kontaktdaten von fast allen 65’000 Mitarbeitenden der niederländischen Polizei sind in einem Cyberangriff erbeutet worden. Für die Attacke war wohl ein fremder Staat verantwortlich. Die Daten von Personen mit heiklen Funktionen blieben verschont.
Hacker haben die Kontaktdaten fast aller Mitarbeitenden der niederländischen Polizei erbeutet. Insgesamt handelt es sich folglich um fast 65’000 betroffene Personen, wie der niederländische öffentlich-rechtliche Rundfunk NOS berichtet.
Die Geheim- und Sicherheitsdienste der Niederlande halten es für sehr wahrscheinlich, dass ein anderer Staat für den Hack verantwortlich ist. Dies schrieb der Minister für Justiz und Sicherheit David van Weel in einem Brief an die Zweite Kammer der Generalstaaten, wie NOS berichtet. Welches Land dahinter steckt beziehungsweise ob bekannt ist, welches Land für die Cyberattacke verantwortlich ist, wurde nicht kommuniziert. NOS vermutet, dass Russland dahinter steckt – das Land habe in der Vergangenheit schon ähnliche Attacken versucht.
David van Weel, Minister für Justiz und Sicherheit der Niederlande. (Source: Web Summit / Wikimedia Commons / CC BY 2.0)
Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern hat sich in den vergangenen Jahren stark verschlechtert – insbesondere aufgrund der niederländischen Unterstützung für die Ukraine etwa in Form von F-16-Kampfflugzeugen. Dass der ehemalige niederländische Ministerpräsident Mark Rutte seit Anfang Oktober Nato-Generalsekretär ist, dürfte den Beziehungen zwischen den Ländern auch nicht helfen.
Mark Rutte seit Anfang Oktober Nato-Generalsekretär. (Source: Nato)
Namen, Funktionen, E-Mail, Telefonnummern
Bei den gestohlenen Daten handelt es sich gemäss NOS um eine Liste mit "arbeitsbezogenen Kontaktdaten". Konkret sollen den Hackern Namen, Funktionen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern in die Hände gefallen sein.
Nach Angaben der Polizei werden Mitarbeitende mit sensiblen Funktionen innerhalb der Organisation abgeschirmt. Dazu zählen etwa auch verdeckt ermittelnde Personen, die demnach nicht auf dieser Liste stehen. Ob die gestohlenen Daten Auswirkungen auf verdeckt Ermittelnde haben könnte, werde aber noch untersucht.
Janny Knol, Korpschef der niederländischen Polizei. (Source: politie.nl)
"Natürlich werden wir alle möglichen Massnahmen ergreifen, um eine Wiederholung zu verhindern", schreibt die Polizeipräsidentin Janny Knol in einem offenen Brief, der auch an alle Mitarbeitenden geschickt wurde. "Meine oberste Priorität ist es, die Polizeikollegen zu schützen und weiteren Schaden zu verhindern."
Gewerkschaft spricht von einem Albtraum
Die grösste niederländische Gewerkschaft für Polizeibedienstete, Nederlandse Politiebond, nennt den Vorfall "einen Albtraum". Gemäss der Gewerkschaftsvorsitzenden Nine Kooiman macht dieser Hack deutlich, wie wichtig es ist, die Datenverwaltung der nationalen Polizei schnell in Ordnung zu bringen.
Nine Kooiman, Gewerkschaftsvorsitzende des Nederlandse Politiebond. (Source: Ron Rutten fotografie / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)
"Um im 21. Jahrhundert sichere Polizeiarbeit zu leisten, ist ein optimaler Datenschutz essenziell", lässt sich Kooiman in einer Mitteilung der Gewerkschaft zitieren. "Leider scheint auch die Regierung Schoof nicht gewillt zu sein, in den kommenden Jahren die notwendigen zusätzlichen Mittel für die Optimierung der IT-Ausstattung der Polizei bereitzustellen." Dick Schoof – ehemaliger Generaldirektor des Allgemeinen Nachrichten- und Sicherheitsdienstes – ist seit Juli 2024 Ministerpräsident der Niederlande.
Der Vorfall wird derzeit noch untersucht. Massnahmen als Reaktion auf die Attacke gegenüber dem dafür verantwortlichen Staat werden daher wohl nicht in nächster Zeit erfolgen.
Dick Schoof, Ministerpräsident der Niederlande. (Source: Screenshot / government.nl)
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