Partner-Post Fachbeitrag von Finnova

Digital-Asset-Dienstleistungen ­rentabel anbieten: Welche Geschäftsmodelle gibt es?

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von Ante Plazibat, Head Emerging Business, Finnova; Sascha Hofer, Product Owner Blockchain Technology & Crypto, Finnova

Digital-Asset-Dienstleistungen kostengünstig und ohne Risiko anbieten und dabei innerhalb weniger Jahre einen überdurchschnittlichen Return on Investment erwirtschaften – eher ein Traum als die Realität. Doch wenn eine Bank das richtige Geschäftsmodell für Digital Assets wählt, kann sie das für sie optimale Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag erreichen. Dieser Artikel stellt die vier möglichen Geschäftsmodelle vor und unterstützt die Banken so bei der Wahl.

Ante Plazibat, Head Emerging Business, Finnova; Sascha Hofer, Product Owner Blockchain Technology & Crypto, Finnova. (Source: zVg)
Ante Plazibat, Head Emerging Business, Finnova; Sascha Hofer, Product Owner Blockchain Technology & Crypto, Finnova. (Source: zVg)

Wie können Banken mit Digital-Asset-Dienstleistungen möglichst viel Gewinn erwirtschaften und dabei möglichst wenig Risikokapital einsetzen? Der Schlüssel liegt im richtigen Geschäftsmodell, oder anders ausgedrückt, in der richtigen Positionierung zwischen Sourcing und Integration.

Viele Angebote, aber nur vier Geschäftsmodelle

Die zahlreichen Angebote der Zulieferer im Bereich Digital Assets, etwa der Digital Asset Broker, scheinen hoch individualisiert zu sein. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Die Angebote sind nicht so einzigartig und unvergleichlich, wie die Zulieferer sie anpreisen. Sie basieren alle auf vier Geschäftsmodellen mit unterschiedlichen Ausprägungen von Sourcing und Integration, wie die «Crypto Asset Study» der Hochschule Luzern aus dem Jahr 2023 zeigt. Fünf renommierte Schweizer Retailbanken (Valiant Bank, Luzerner Kantonalbank, St. Galler Kantonalbank, Zürcher Kantonalbank und Zuger Kantonalbank) haben ihr Geschäftsmodell bereits gewählt: Sie bieten ihrer Kundschaft heute Dienstleistungen im Bereich Digital Assets an, manche komplett über Sourcing-Pro­vider, andere mittels interner Fähigkeiten. Anhand der untenstehenden Matrix lassen sich die vier Geschäftsmodelle schnell und unkompliziert verstehen und vergleichen. So können andere ­Banken dem Beispiel der fünf Vorreiter folgen und das für sie passende Geschäftsmodell wählen.

Operating Models

Sourced Model – schnell mit Digital Assets ­durchstarten

Das Sourced Model bietet den Schnellstart in die Welt der Digital Assets: Die Bank bezieht die Digital-Asset-Lösung als White-Label-Produkt von einer Drittpartei. Analog zu einem Brokerage mit Global Custody im traditionellen Banking übernimmt eine Drittpartei den Handel und gleichzeitig die Verwahrung der Vermögenswerte. Das heisst, die Bank leitet alle Börsenaufträge an die Gegenpartei weiter. Diese führt alle nachgelagerten Wertschöpfungsprozesse durch, unter anderem die Ausführung und das Settlement der Aufträge. Die Bank fokussiert sich ausschliesslich auf die Kundenbetreuung und erbringt keine Wertschöpfung im Anlageprozess.

Bei Banken, die sich Kundinnen und Kunden mit hohen Ansprüchen an die Beratung widmen, kann die blosse Kundenbetreuung als Daseinsberechtigung ausreichen. Vorausgesetzt, sie ist von ausserordentlicher Qualität. Anders verhält es sich bei Banken, bei denen die Kundenbindung massgeblich von weiteren Punkten abhängt, etwa von der Wertschöpfung im Anlageprozess und davon, Digital-Asset-Dienstleistungen möglichst günstig anzubieten. Diese Banken sollten statt des Sourced Model eher das Geschäftsmodell «Integrated Custody» oder «Integrated Trading» oder das Fully Integrated Model wählen.

Integrated Custody – Digital Assets inhouse ­verwahren

Sieht eine Bank langfristiges Potenzial im Bereich Digital Assets, eignet sich das Geschäftsmodell «Integrated Custody». Entweder wählt die Bank es von Anfang an oder wechselt nach ersten Erfahrungen mit dem Sourced Model zu diesem Modell. Integrated Custody bedeutet, dass die Bank das Verwahrungssystem in ihre IT-Architektur integriert. Dadurch kann sie die Verwahrung der Digital Assets selbst steuern: von Coins wie Bitcoin und Ethereum über Tokens wie USDC und Shiba Inu bis hin zu tokenisierten Wertgegenständen. Die Bank kann die Digital Assets zentralisiert und gemäss bankinternen Richt­linien und Vorgaben verwahren. Ausserdem ist sie in der Lage, Innovationen im Bereich Digital Assets ohne Drittparteien rasch umzusetzen. Zu diesen Innovationen gehört etwa die Fähigkeit der Bank, Wertgegenstände selbstständig zu tokenisieren und Zahlungen in Stable Coins auf der Blockchain durchzuführen.

Bei der Auswahl des passenden Verwahrungssystems stehen die folgenden Punkte im Zentrum: die Durchgängigkeit zwischen Verwahrungssystem und Kernbankensystem, die Tiefe der Integration von Verwahrungssystem und Kernbankensystem und die Interaktion des Verwahrungssystems mit Compliance-Tools. All dies ist wichtig für die vollständige Automatisierung der Verwahrungsprozesse. Gleichzeitig müssen die ­Banken ihre Compliance-Mitarbeitenden schulen, denn die Verwahrung von Digital Assets lässt aufgrund der regulatorischen Relevanz keinen Raum für Fehler. Deshalb ist Integrated Custody komplexer als das weiter unten beschriebene Integrated Trading. Dafür bietet Integrated Custody viele Anwendungsmöglichkeiten, die über die Inhouse-Verwahrung von Digital Assets hinausgehen, etwa die genannte Tokenisierung von Wertgegenständen. Zudem kann die Bank ihrer Kundschaft die Inhouse-Verwahrung von Digital Assets zu einem Bruchteil dessen anbieten, was die Inhouse-Verwahrung traditioneller Vermögenswerte kosten würde. Aufgrund dieser Vorteile lohnt es sich langfristig, in die Inhouse-Verwahrung von Digital Assets zu investieren.

Integrated Trading – mit vertrauenswürdigen ­Gegenparteien Handel treiben

Das Gegenstück zum Geschäftsmodell «Integrated Custody» ist das Integrated Trading. Dabei internalisiert die Bank die Fähigkeit, mit Digital Assets zu handeln. Dies setzt ein Order and Execution Management System (OEMS) voraus. Zudem muss die Bank die vertraglichen Grundlagen für den Handel mit den Gegenparteien schaffen. Zu diesen Gegenparteien gehören Ausführungsplätze wie Kryptobörsen, Over-the-Counter Desks und Broker.

Beim Integrated Trading laufen die Kundenaufträge nicht über Broker, sondern werden direkt über den bankeigenen Smart Order Router auf dem bestmöglichen Handelsplatz ausgeführt. Dadurch erbringt die Bank Wertschöpfung: Sie erhöht ihre Marge und wählt eigenverantwortlich zuverlässige Gegenparteien aus. Dies macht das Trading sowohl für die Bank als auch für deren Kundschaft sicher und günstig.

Der Kryptomarkt ist weitaus weniger standardisiert als der Markt für traditionelle Vermögenswerte. Deshalb haben die Ausführungsplätze teilweise individuelle Schnittstellen und kommunizieren nicht mittels klassischer Protokolle wie FIX. Vor diesem Hintergrund hilft es, mit einem etablierten OEMS-Anbieter zusammenzuarbeiten, der die Verbindungen vom OEMS zu verschiedenen Ausführungsplätzen aufbaut.

Fully Integrated Model – ein stabiles Fundament für die Zukunft schaffen

Beim Fully Integrated Model internalisiert die Bank sowohl die Verwahrung der Digital Assets als auch den Handel. Zwar arbeitet die Bank nach wie vor mit Technologieprovidern wie den Anbietern von OEMS, Verwahrungssystemen und Kernbankensystemen zusammen, doch verwaltet die Systeme selbstständig. Dies vereinfacht Prozesse wie etwa das Liquiditätsmanagement und das Settlement der Aufträge enorm. Diese Prozesse funktionieren bei Digital Assets anders als bei traditionellen Vermögenswerten, weil das Verwahrungssystem sowohl mit dem OEMS als auch mit der Blockchain interagieren muss. Einerseits, um allenfalls für das Settlement benötigte Stable Coins auf der Cash-Seite zu verwalten, und andererseits, um das Delta der gekauften und verkauften Digital Assets ins bankeigene Wallet zu transferieren.

Das Fully Integrated Model birgt massiv weniger Risiken als das Sourced Model, beispielsweise im Worst-Case-Szenario: wenn der Sourcing-Partner, der das Broking und die Global Custody für die Bank übernimmt, Konkurs anmeldet. Beim Sourced Model hätte die Bank in diesem Fall ein essenzielles Problem, innert nützlicher Frist an ihre eigenen Vermögenswerte zu kommen. Der Grund: Bis zur Aussonderung verstreicht wertvolle Zeit. Noch schlimmer wäre es, wenn der Sourcing-Partner in betrügerische Machenschaften verwickelt gewesen wäre und die Vermögenswerte nicht mehr da wären. Beim Fully Integrated Model hingegen kann die Bank die gekaufte Software auch nach einem möglichen Konkurs des Anbieters weiterverwenden und hat jederzeit Zugriff auf ihre eigenen Vermögenswerte. Sie hätte im oben beschriebenen Worst-Case-Szenario also ein paar Monate Zeit, um zu einer Alternativlösung zu wechseln. Zudem sorgt das Fully Integrated Model für maximale Flexibilität bei der Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen rund um Digital Assets. Dadurch ist die Bank strategisch sehr gut aufgestellt.

Starke Konkurrenz und Kundennachfrage ­vorhanden

Die Valiant Bank, Luzerner Kantonalbank, St. Galler Kantonalbank, Zürcher Kantonalbank und die Zuger Kantonalbank bieten ihrer Kundschaft bereits Dienstleistungen bezüglich des Handels mit Kryptowährungen an. Damit sind diese fünf Banken der Konkurrenz mindestens einen Schritt voraus. Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft weitere Banken ihr Angebot um Digital Assets erweitern und dabei das für sie passende Verhältnis zwischen Sourcing und Integration finden. Die Nachfrage seitens der Bankkundschaft besteht, wie Studien zeigen.

 

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