Editorial

Kristallkugeln, Kaffeesatzlesen und Kartenlegen

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Die Zeit am Ende des Jahres ist die Zeit der Marktforscher und ihrer Prognosen. Auch dieses Jahr überbieten sich Gartner, Forrester, IDC und Co. mit Vorhersagen zu Märkten, Technologien und Trends. Nicht immer (oder auch nur selten oder vielleicht nie?) treffen solche Prognosen auch tatsächlich ein. Golem.de überprüfte eine der Vorhersagen für das IT-Jahr 2016 aus dem Jahr 2012. IDC versuchte damals wahrzusagen, wie sich wohl die Marktanteile der Smartphone-Betriebssysteme bis Ende 2016 verändern würden. Das Golem-Verdikt fällt eindeutig aus und titelte «Das Scheitern der Marktforscher». Android hat heute einen Marktanteil von 85 Prozent. IDCs Schätzung lag um über 20 Prozent tiefer und zwar bei 63,8 Prozent.

Apples iOS sollte laut der IDC-Prognose bis Ende dieses Jahres bei einem Marktanteil von 19,1 Prozent liegen, real sind es 14,4 Prozent. Komplett daneben lagen die Marktforscher bei Windows Phone. IDC sagte für 2016 einen Marktanteil von 11,4 Prozent voraus. Aktuell liegt er laut Golem bei winzigen 0,4 Prozent. Das grandiose Scheitern von Windows Phone war allerdings genauso absehbar wie das Scheitern der Nokia-Lumia-Strategie von Microsoft. Zumindest für mich als iOS-User.

Bestimmt kennen Sie auch den Gartner-Hype-Cycle 2016. Die Redaktion hat ihn analysiert und festgestellt, dass im Vergleich zum Vorjahr 20 «Trends» nicht mehr im Cycle auftauchen. Vieles, was letztes Jahr noch Trend oder Hype war, ist heute halt nichts anderes als Schnee von gestern. Wie Ernst kann und soll man solche Prognosen überhaupt nehmen? Nicht zu sehr. Schliesslich können auch die Marktforscher nicht in die Zukunft blicken, auch wenn sie suggerieren, dass sie es könnten. Letztlich sind solche Prognosen nicht viel mehr als Blicke in die Kristallkugel.

Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich die Printredaktion in die Winterpause. Die nächste «Netzwoche» ­erscheint am 25. Januar 2017. In der Zwischenzeit hält Sie die ­Onlineredaktion auf dem Laufenden. Schöne Festtage!

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