Die Oberflächlichkeit von Big Data überwinden
Am Swiss IM Forum diskutierten die Referenten unter anderem den Sinn oder Unsinn von Big Data.
Am Swiss IM Forum vom Dienstag trafen sich Vertreter verschiedener Unternehmen, um sich über Information Management im Businessalltag auszutauschen. 200 Teilnehmer besuchten den Anlass, der verschiedene Referate am Vormittag beziehungsweise Sessions am Nachmittag bot.
Der Auftakt des Forums war eine Podiumsdiskussion zwischen Ulrich Kampffmeyer, Geschäftsführer von Project Consult und Oliver Christ, Dozent am der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die beiden äusserten sich über Herausforderungen im Information Management und Enterprise Content Management. Kampffmeyer hielt, wie es seine Art ist, nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg, Christ erschien neben ihm fast schon farblos.
Werden wir beeinflusst?
"Wir leben in einer Zeit, in der wir in der Oberflächlichkeit versinken", sagte Kampffmeyer zu Beginn. Er bezog sich damit auf die Masse an Informationen, die den Online-Nutzern von heute zur Verfügung steht.
Big Data, so warnte er, beinhalte auch eine Bevormundung. Bei dieser Fülle von Information gebe es keine Ordnung mehr. "Aber wir haben ja Analysewerkzeuge, die uns rausfiltern, was wir suchen", sagte er mit einem ironischen Unterton in der Stimme. Genau dasselbe Prinzip hätten wir auch im Internet. "Wir werden von unseren Suchresultaten beeinflusst", so Kampffmeyer.
Es sei ja heute nicht mehr so schwierig, Daten zu ordnen, antwortete Christ darauf. Aber man müsse halt unterscheiden zwischen strukturierten und unstrukturierten Daten. Damit zeigte sich Kampffmeyer nicht einverstanden. Diese Unterscheidung sei längst obsolet, sagte er. Daten hätten heute nicht mehr viel mit Datenbanken zu tun. Längst seien sie mit anderen Informationen aus sozialen Medien oder anderen Daten verknüpft und nicht mehr schlicht strukturiert oder unstrukturiert.
Die beiden diskutierten auch die Rolle des Menschen in unserer heutigen hochtechnisierten und vollautomatischen Welt. Vielleicht sei die Gesellschaft noch gar nicht bereit dafür, meinte Christ. Es wäre schön, wenn ihm in Zukunft ein Roboter den Rücken freihalten würde - und vielleicht habe man in Zukunft nur noch Zehn-Stunden-Wochen. Es schien, als hätte Kampffmeyer nur auf eine solche Aussage gewartet: "Dann haben wir nach der Informationsgesellschaft nur noch eine Spassgesellschaft, so dass wir uns den Kopf mit sinnlosen Dingen füllen können, nur um nichts Sinnnvolles zu tun?" fragte er. Darauf wusste Christ nichts mehr gross zu sagen.
Erkenntnisse gewinnen
Anschliessend sprach Ralf Schneider, CIO der Allianz Group, über Real Time Analytics und wie diese die Geschäftswelt der Zukunft verändern werden. Sein Kommentar zum Podiumsgespräch seiner beiden Vorredner lautete folgendermassen: "Wir leben heute in einer globalen, vernetzten Echtzeitwelt – schlimmer gehts nimmer". Denn diese Vernetzung, so Schneider, bringe es mit sich, dass die Welt ständig komplexer werde. Daraufhin wechselte er zum eigentlichen Thema seines Referats. Big Data, so Fischer, sei nur dann sinnvoll, wenn man daraus Information, aus der Information Wissen und aus dem Wissen Erkenntnisse gewinnen könne.
Anhand eines Beispiels zeigte er daraufhin die Möglichkeiten von Real Time Analytics auf. Wenn ein Kunde einen Flug buche, so Fischer, könne ihm eine Versicherung kurz vor Abschluss des Kaufs ein individualisiertes Angebot machen. Wichtig dabei sei, schnell zu sein, beim potenziellen Kunden Vertrauen zu wecken und klar zu kommunizieren, was die Versicherung genau beinhalte. Denn oft sei es so, dass Kunden nicht genau wüssten, was ihre Versicherung eigentlich genau beinhalte. Bei einer Rücktransportversicherung beispielsweise sei der Rücktransport nur dann inbegriffen, wenn der Patient im Reiseland nicht adäquat behandelt werden könne. "Was aber heisst nun adäquat?", fragte Fischer. "Die Türkei, Indonesien und Malaysia beispielsweise gelten als adäquat. Befinden Sie sich hingegen in Nigeria, werden Sie zurückgeholt."
Kein BYOD bei Ruag
Später am Vormittag referierte Wolfgang D. Luef, Head of IT Services bei der Ruag. Er sprach über Kostenkonsolidierung und mobiles Arbeiten, das bei der Ruag mit strengen Sicherheitsvorkehrungen verknüpft ist. Denn würde eine vertrauliche Information versehentlich nach aussen dringen, erlitte die Ruag einen grossen Imageschaden. "Wir müssen daher so sicher sein wie die Schweizer Armee, wenn nicht sogar sicherer", so Luef. Ruag kennt demnach auch kein BYOD. Aber immerhin stehen den Mitarbeitern zwei verschiedene Handymodelle zur Verfügung, iPhone oder Blackberry.
Mit den Kosten, die durch mobiles Arbeiten anfallen, entstehen der Ruag Kosten, die laut Luef zu hoch sind. In seinem Referat rechnete er vor, dass sein Unternehmen 1,2 Millionen Franken sparen könnte, wenn wirklich nur diejenigen Mitarbeiter einen Laptop und einen VPN-Zugang hätten, die ihn auch wirklich brauchten. Die Frage, ob für die Ruag eine Komplett-Virtualisierung eine Lösung wäre, verneinte Luef. Er habe es ausgerechnet und sei zum Schluss gekommen, dass es sich nicht lohnen würde.
Am Nachmittag fanden Sessions zu verschiedenen Themen statt, zum Beispiel zum Information Management im Bildungswesen ode rim Retail Banking sowie das zentrale Dokumentenmanagement-System der Helsana oder die Einführung einer ECM-Lösung bei den Schweizerischen Rheinhäfen "Port of Switzerland".